Während die Preise an den Tankstellen in Österreich für nahezu alle Nachbarländer (ja, auch die aus dem ehemaligen Ostblockländern) paradiesisch sind, sieht es mit dem Strompreisen in Österreich etwas anders aus. Hier beneiden uns wohl nur Deutschland und Italien um die Strompreise...
Im jüngsten Vergleich der EU liegen die Strompreise in Österreich nämlich an 8. Stelle von 28 Ländern - also deutlich im Vorderfeld.
Mit 20,34 Cent pro kWh Strom zahlen Frau und Herr Österreich trotz niedriger Großhandelspreise und kräftiger Unterstützung durch subventionierten Strom aus Deutschland noch immer recht viel.
Ja, kein Vergleich mit den Strompreisen in Dänemark (30,88 Cent!), Deutschland (ebenfalls hohe 29,69 Cent) oder Belgien (25,44 Cent, hier wurde erst zuletzt massiv erhöht) und Italien (24,1 Cent) - die 20,34 Cent wirken da ja fast bescheiden.
Raunzen darf man aber nicht über die Stromanbieter - vielmehr resultiert der verhältnismäßig hohe Strompreis in Österreich aus den sehr hohen Steuern und Abgaben (40,1% des Preises, lt. E-Control 1/2017, Jahresverbrauch 3.500 kWh) und auch den nicht unbescheidenen Netzkosten (27,7%). Der Strom selbst kommt gerade einmal auf 32,2% - also nicht einmal mehr ein Drittel der Gesamtkosten!
Im Bereich der Netzkosten darf man ob weiterer notwendiger Ausbauten (insbesondere der Ökostrom bzw. die Energiewende machen diesen essentiell) kaum auf Entspannung warten, bei den Steuern und Abgaben sollte (die Ökostrom-Förderungen sinken 2017 sogar ein wenig) der Höhepunkt einmal erreicht sein.
In Sachen (reiner) Stromkosten scheint derzeit hingegen der Tiefpunkt schon erreicht - weitere Preissenkungen sind ob über diesen Winter recht hoher Strompreise und aktuell ziemlich konstanter Preise (zwischen 25 und 40 Euro pro MW/h) eher nicht mehr zu erwarten.
Daher die Österreich-Prognose für das restliche Jahr 2017: Gleichbleibende Strompreise bzw. da und dort vielleicht sogar wieder leichte Erhöhungen. Man darf schon gespannt sein, welcher Landesversorger sich diesbezüglich zuerst traut...
Dass der reine Strompreis in Österreich nur noch ein Drittel des Gesamtpreises ausmacht, verdanken wir (in gar nicht so kleinem Ausmaß) Deutschland:
Seit dem feststehenden Kernenergieausstieg Deutschlands fördern die Deutschen nämlich (wenn auch zuletzt deutlich die Handbremse angezogen wurde) wie wild Ökostrom: Biomasse, Solar und Wind sorgten dort 2016 schon für 30% der Gesamtproduktion.
Die Deutschen haben aber ein Riesenproblem: Geht gerade kein Wind und lässt die Sonne aus oder nach (z.B. im Winter), sieht der Strommix in Germany ziemlich grauslich aus: Die Umweltkatastrophen Steinkohle, Braukohle und (mit Einschränkungen) auch Gas geben dann kräftig Gas.
Während der Anteil der Atomenergie bisweilen auf 15% der Gesamtmenge zurückging, liegt Steinkohle bei 18%, Braunkohle bei 25% der Gesamtproduktion. Mit Kohle und Gas (Anteil 9%) kann man die Schwankungen im deutschen Netz rasch ausgleichen - mit einem Wasserkraftanteil von 4% sieht es in Germany nicht so fein aus wie bei uns in den Alpen mit Speicherkraftwerken (rasch aktivierbar), mit vielen Flüssen und den Donaukraftwerken...
Damit wären wir auch schon wieder in Österreich: Der teure Ökostrom in Deutschland (insbesondere Wind, der weht wann er will) wird natürlich nicht immer gebraucht - wenn es dann billige Überschüsse gibt, können die heimischen Pumpspeicherkraftwerke mit diesen Überschüssen dann günstig Wasser hochpumpen und lassen dieses dann wieder runter, wenn die Preise (ob Engpässen) wieder hoch sind. Feines Geschäftsmodell, für das die deutschen Stromkunden natürlich (indirekt) ein wenig mitzahlen. Bis es marktreife Speichertechnologien gibt, wird es wohl noch eine Zeit dauern - solange freuen sich auch die heimischen Kraftwerksbetreiber über ein nettes Zusatzgeschäft.
Darüber hinaus ist Braun- und Steinkohle derzeit ziemlich billig und auch der Einsatz von Erdgas zahlt sich bei Strommangel für die Kraftwerkseigner aus - wirklich ökologisch ist der Atomausstieg in Deutschland also nicht, derzeit eher sogar das Gegenteil.
Österreich hat es da derzeit ziemlich gut - daher waren die nicht sehr günstigen Strompreise in den letzten Jahren auch für Industrie und Private durchaus stabil bzw. sogar sinkend, wer derzeit noch 20,34 Cent pro Kilowattstunde zahlt, sollte sich sowieso nach einem günstigeren Anbieter (gibt es zuhauf) umsehen!
Was für Österreich ein wenig bedenklich ist: Die Stromimporte (Deutschland, Tschechien) steigen Jahr für Jahr an - der billige Strom (oft mit miesem Strommix) wird aber wohl nicht ewig fließen.
Wiewohl die Kapazitäten in Österreich derzeit mehr als ausreichend sind: Gerade auf den Ausbau der für uns so wichtigen Wasserkraft sollte man nicht vergessen (ja, hinter jedem neuen Kraftwerksbau lauert schon ein Fundi-Grüner und ein paar Grantler), Speicherkraftwerke werden noch lange sehr wichtig sein und der bei uns vernachlässigte Solarstrom (die Sonne scheint genau dann, wenn am meisten Strom benötigt wird) sollte trotz der Tatsache, dass sich die Photovoltaikanlage heute schon ohne Förderugnen rechnen, weiterhin im Fokus bleiben bzw. sogar stärker gepusht werden.
Wasserkraft, Windkraft oder Solarstrom rechnen sich schon jetzt - und sind ein feines Investment in die Zukunft. Sowohl ökologisch als auch ökonomisch - das kapieren nur noch Trump-Dodel-Typen nicht wirklich...
Noch ein Tipp zur Stromerzeugung in Österreich: Wer genau wissen möchten, wieviel Strom (und welcher Art) gerade in Österreich erzeugt, produziert bzw. importiert oder exportiert wird, findet bei der APG (siehe Linktipps, zuerst "Marktinformationen", dann "Markttransparenz" anklicken) wunderbare Statistiken und Infos.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Juni 2017