Dass sich diese Restregierung (plus angeschlagene Grüne) dieser Tage noch auf die kleine Ökostromnovelle einigen konnte, ist zwar erfreulich - was dabei rauskommt, ist hingegen kaum der Rede wert. Zum Glück ging es dabei nicht um eine "große Ökostromnovelle" - diese wäre wohl bei den aktuellen Verhandlern kaum möglich gewesen.
Kolportierte 45 Mio. Euro sollen für den Abbau der mittlerweile sehr langen Warteschlange im Bereich Windkraft (die heute wieder zeigt, wie wichtig sie für den heimischen Strommix schon ist - aktuell resultiert gerade rund ein Viertel der heimischen Stromerzeugung aus Windkraft) zur Verfügung gestellt werden - ob damit aber die gesamte Warteschlange von 260 Projekten abgebaut werden kann, ist fraglich.
Gerade in Sachen Förderung der Windkraft sollte man bei einer allfälligen "Großen Ökostromnovelle" darauf Rücksicht nehmen, dass die neueste Generation von Windkraftwerken schon mit deutlich weniger Förderung wirtschaftlich arbeiten kann als dies noch vor einigen Jahren der Fall war!
Die 30 Mio. Euro Investitionsförderung für Photovoltaik sind zwar eine nette Summe und werden die Betreiber von solchen (zukünftigen) Anlagen freuen - fairerweise gilt es aber festzustellen, dass man Photovoltaik eigentlich überhaupt nicht mehr fördern müsste. Solche Anlagen rechnen sich schon ohne Förderung - selbst kleinere Hausanlagen sollten über die Gesamtlaufzeit schon sehr positiv abschneiden, große Anlagen rechnen sich sowieso schon länger.
Gut, wichtig und richtig sind jedenfalls die nun ermöglichten Gemeinschaftsanlagen (Photovoltaik) auf Mehrfamilienhäusern - da darf man schon sehr gespannt sein, wie das in der Praxis dann umgesetzt wird. Für Großstädte (wie Wien) jedenfalls eine feine Chance, den üblen Energiemix sukzessive zu verbessern.
Über die 11,7 Mio. für Biogasanlagen (auf 3 Jahre) wird wohl besonders viel gestritten werden (Abwrackprämien für viele unrentable Anlagen gibt es vorerst nicht) - hier war der Protest in Sachen "versteckte Klientelförderung" (Bauern, ÖVP-Klientel) zuletzt besonders laut. In Sachen Biogas bzw. Biomassestrom gilt es allerdings zu erwähnen, dass diese Technologie (im Gegensatz zu Strom aus Wind oder Sonne) sehr konstante Energielieferungen bietet - in Zeiten der Energiewende ein nicht zu unterschätzender Faktor. Zu teuer darf es aber natürlich nicht sein - gerade in Österreich hat man ja mit Pump- und Speicherkraftwerken sehr gute Alternativen, in Deutschland ist Biomasse hingegen schon ein ganz wichtiger Fixpunkt des Energiemixes geworden.
Auch die wachsende Warteschlange für Kleinwasserkraftwerke soll abgebaut werden - eine durchaus positive Absicht...
Etwaigen Jubel über die kleine Ökostromnovelle können Sie getrost gleich überlesen - lt. Grüner Umweltsprecherin Brunner steigert diese Novelle den Ökostromanteil um 1 Prozent. Das ist einerseits nicht viel (der jährlich steigende Strombedarf wird das Prozenterl auch gleich wieder zusammenschrumpfen lassen) und andererseits auch nicht fix: Denn lässt das Wasser bei uns in Österreich ein Jahr aus oder der Wind weht ähnlich schwach wie 2016, ist jederzeit sogar ein Schrumpfen des Ökostromanteils im heimischen Produktionsmix möglich.
Also leider nur ein sehr bescheidener Beitrag zur höchst notwendigen Energiewende - auf die "Echte Ökostromnovelle" darf man schon gespannt sein. Ob diese von einer derzeit gar nicht unmöglichen ÖVP/FPÖ-Regierung brauchbar umgesetzt wird, darf jetzt schon bezweifelt werden, die Stromimporte sowie Gas- und Erdölimporte legen hingegen in der Zwischenzeit weiter zu...
Ad hoc-Meldung - Juni 2017