Bei 3.252 Punkten hält der Leitindex der Wiener Börse gerade am Vormittag und liegt damit knapp über den 3.243 Punkten, mit dem man am Mittwoch aus dem Markt ging. Beides ein Jahreshöchststand und jeweils der höchste Wert seit vielen Jahren.
Es ist fast genau 10 Jahre her, da im Juli 2007 der Austrian Traded Index (ATX) kurz die 5.000-Punkte-Marke übersprang. Es folgte ein langes Jammertal: Die Finanzkrise trieb den ATX bis Anfang 2009 sogar unter 1.500 Punkte - insbesondere die in Wien so stark gewichteten Bankenwerte trieben den ATX gewaltig nach unten.
Nur langsam -und mit Rückschlägen- konnte sich der ATX wieder erholen, die aktuellen 3.250 Punkte sind aber der höchste Wert seit 2008 (als man in der ersten Jahreshälfte noch bei 4.300 Punkten lag) - und wer gerade in der Krisenzeit bzw. in den Jahren danach in heimische Aktien investiert hat, hat die Verluste der Finanzkrise wohl schon ziemlich (oder gänzlich) kompensiert: Immerhin werden beim ATX die Dividenden (die fast alle ATX-Werte bezahlt haben bzw. bezahlen) nicht eingerechnet - bei den meisten anderen Börsen tut man das sehr wohl.
2017 ist sogar die alten Börsenweisheit "Sell in may an go away" (bisweilen) nicht zutreffend: Ende Mai und auch im Juni gab es beim ATX zwar einen kleinen Knick nach unten - im Juli zeigte die Laune des ATX aber wieder deutlich nach oben um eben dieser Tage ein paar "kleinere Rekorde" (Jahreshoch, 5-Jahres-Hoch etc.) zu knacken.
Bis auf eine einzige Aktie (Schoeller-Bleckmann, hier tut der noch immer eher maue Ölpreis nicht gut) liegen 2017 alle ATX-Aktien im grünen Bereich, der Flughafen Wien liegt in Sachen Topperformer derzeit mit +47% vor der OMV (+46%) und der Raiffeisen Bank International (+43%).
Aktuell läuft gerade die Nachrichtensaison mit den Halbjahresergebnissen (Telekom Austria o.k., Verbund ob schlechter Wasserführung leicht schwächer) an - in Wien scheint es noch immer genug Platz nach oben zu geben, was internationalen Großanlegern mittlerweile auch schon aufgefallen ist.
Über große Verlusttage lässt es sich in den heimischen Medien eben spektakulärer berichten als über nette und sukkzessive Zuwächse der Wiener Börse - und die aktienfürchtige Politik tut ihres dazu: Aktien sollte man als halbwegs offener (und informierter) Anleger ob der wohl noch länger anhaltenden Niedrigzinsen (abzüglich Inflation: Minusgeschäft) trotzdem ins Auge nehmen.
Ad hoc-Meldung - Juli 2017