Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in einzelnen Städten, ab 2030 nur noch Elektroautos für die Neuzulassung genehmigt? Derlei Forderungen bzw. Diskussionen gab es in den heimischen bzw. europäischen Medien zuletzt genug: Es riecht aber schon ein wenig verdächtig stark nach Sommerloch!
Erinnern wir uns nur, mit welchen Zahlen der heimische (vorherige) Umweltminister Berlakovich bis 2020 in Sachen Elektroautos hantierte: 250.000 sollten es bis 2020 werden, nun (Stand Juni 2017) liegen wir gerade einmal bei 11.860. Ähnlich falsch lagen vor ein paar Jahren auch noch die Annahmen in Deutschland.
Nun wird das Jahr 2030 immer wieder genannt - insbesondere wenn es darum geht, ab dann nur noch Elektroautos zum Verkehr zuzulassen. Eine nette Vision, die aber eine solche bleiben wird.
Denn wiewohl sich die E-Cars in den letzten 5 Jahren schon recht gut entwickelt haben (insbesondere, was die Reichweite betrifft): Die Massentauglichkeit ist noch ausgesprochen weit weg. So kosten die mit Kleinwägen vergleichbaren Tesla Model 3 und Opel Ampera-e (kommen zu uns wohl erst ab 2018) ab 32.000 bzw. 37.000 Euro (mit Extras wohl deutlich mehr), die tatsächlichen Reichweiten werden dann irgendwo zwischen 300 und 400 Kilometer liegen. Darüber hinaus haben viele Mieter in Städten null Möglichkeit, den Wagen in einer Garage etc. zu Hause aufzuladen, ein Manko, das sich nicht leicht beheben lassen wird.
Halbe Reichweite im Vergleich mit dem Benziner oder Diesel, dafür ein Kleinwagen zum Preis eines Mittelklassewagens (in Zeiten der sich immer mehr ausbreitenden SUV's) - der Boom wird sich woch auch in den nächsten Jahren in Grenzen halten, wiewohl natürlich die Reichweiten von Jahr zu Jahr wieder etwas steigen werden und die Preise sich (nur langsam) nach unten bewegen...
Solange sich die Preise (bei passenden Reichweiten und Größen der Fahrzeuge) nicht den Preisen von Benziner und Diesel nähern, bleibt der Massenmarkt für das Elektroauto unerschlossen - und ob sich Politiker tatsächlich trauen, mit Fahrverboten in Städten für Diesel (wäre dann quasi eine Enteignung, so man das nicht langfristig ankündigt) oder höheren Steuern für Treibstoffe zu reagieren, bleibt abzuwarten bzw. ist eher nur lokal zu erwarten.
Wie feige die Politik ist, sieht man z.B. ausgesprochen gut in Österreich, wo der Tanktourismus (ca. 1/3 der Gesamtmenge wird geschätzt) ob der im europaweiten Vergleich sehr niedrigen Treibstoffpreise (=Steuern) auch 2017 kräftig boomt und halb Europa auf Reisen in Österreich tankt und damit die heimische Klimabilanz wieder ziemlich versaut. Da nimmt man lieber die Steuereinnahmen und ist seitens ÖVP und SPÖ froh, sich nicht mit Landwirten bzw. Autofahrern und Wirtschaftsvertretern streiten zu müssen. Die Prämie für Elektroautos? Derzeit ein Tropfen auf dem heißen Stein und ein Geschenk für ein paar Pioniere der Elektromobilität.
Dieselverbot? Geh bitte! Traut sich niemand - schon eine kleine MÖSt-Erhöhung findet keine Mehrheit. Auch nach den Wahlen wohl nicht.
Und Politiker (national wie international), die heute vollmundig von der elektrischen Zukunft reden, sind in dieser schon lange wieder Vergangenheit...
Ob der aktuellen Diskussion um Diesel-Fahrverbote bzw. auch bezüglich höherer Dieselsteuern (wären umweltbezogen absolut vertretbar) waren die heimischen Autokäufer in den ersten 6 Monaten 2017 schon etwas vorsichtiger: 95.275 Dieselfahrzeugen standen 84.408 Benzinern gegenüber, dann waren da noch 2.679 Elektroautos und 4.016 Hybridfahrzeuge. Durchaus möglich, dass in den nächsten Monaten Diesel-Neufahrzeuge sogar hinter die Benziner zurückfallen - was schon viele Jahre, ja Jahrzehnte nicht mehr der Fall war.
4,87 Mio. PKW waren per Ende Juni 2017 in Österreich zum Verkehr zugelassen, davon 2,77 Mio. Dieselautos (56,8%) und 2,06 Mio. Benziner (42,3%). 11.860 Elektroautos sind es bisweilen insgesamt in Austria, dazu kommen noch 23.479 Benzin/Diesel-Elektroautos, auch Hybridfahrzeuge genannt.
Man darf also davon ausgehen, dass noch einige Jahre Diesel vor Benzin liegen wird - auch wenn es bei anhaltender Diskussion um Diesel-Fahrverbote ein wenig schneller gehen könnte.
Die einfachste Lösung wäre aber: Diesel muss an den Tankstellen rasch genausoviel (oder mehr) kosten wie Benzin, dann löst sich die Dieseldiskussion wohl sehr rasch...
Tatsache ist nämlich: Den meisten Autofahrern ist komplett egal, wieviel Dreck da hinten rauskommt! Das zeigt schon die Tatsache, dass Volkswagen trotz grober Verfehlungen im "Diesel-Gate" in Österreich 2017 um 9,9% mehr PKW verkauft als noch im Vorjahr und damit sogar über dem Marktschnitt liegt! BTW: 1.001.066 PKW von VW sind in Österreich zugelassen - insgesamt sind es 4,87 Mio. PKW, also über 20% der Fahrzeuge!
Ob der aktuell sehr niedrigen Ölpreise wäre eine stufenweise Anpassung der Dieselpreise hierzulande übrigens gar keine Hexerei!
In Sachen Elektroauto wage ich abschließend (als Nichttechniker, aber interessierter Beobachter) noch eine Prognose: 2030 wird der Anteil am Gesamtbestand noch deutlich unter 10% liegen, 5% wären schon ein Erfolg!
Ad hoc-Meldung - August 2017