Interessante Zahlen und Fakten gab jüngst die E-Control bezüglich Gasverbrauch und Stromverbrauch bzw. auch Stromproduktion etc. im ersten Halbjahr 2017 bekannt:
Sowohl der Stromverbrauch (+1,4%) als auch der Gasverbrauch (15,5%) sind im ersten Halbjahr 2017 deutlich gestiegen.
Mit 52.100 GWh (Halbjahr 2016: 45.100 GWh) hat der Gasverbrauch in Österreich um 15,5% zugelegt - wohl sehr zur Freude von Gazprom & Co.
Insbesondere die Kältewelle in Österreich (vor allem im bevölkerungsreichen Osten war es ungewöhnlich kalt) hat den Gasverbrauch kräftig angekurbelt. Dies gilt sowohl für den Gasverbrauch für das Heizen als auch für die -immer bedeutender werdende- Gasverwendung für die Stromerzeugung.
Gibt es in Deutschland gerade keinen Überschussstrom (kommt zumeist dann vor, wenn dort die Windkraftwerke rotieren und auch die Sonne scheint), werden auch in Österreich (z.B. in Mellach) wieder thermische Kraftwerke aktiviert - und mit Gas können Engpässe beim Strom nämlich sehr gut ausgeglichen werden, ähnliches gilt z.B. auch für Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke.
72 TWh Gas hat man in Österreich über den Sommer schon wieder eingelagert, damit sind die Speicher auch schon wieder zu 80% voll - mit Ende September, Anfang Oktober beginnt aber dann wieder die Heizsaison in ganz Österreich (aktuell vielleicht sogar früher, die ersten Heizungen laufen schon an) und bis Ende März/Anfang April leeren sich die Speicher dann wieder mehr oder minder zügig.
Der Stromverbrauch in Österreich entwickelt sich natürlich deutlich konstanter, mit einem Zuwachs von 1,4% auf 35.700 GWh im 1. Halbjahr wird dieser aber auch 2017 wieder deutlich wachsen. Eine derzeit brauchbare Konjunktur aber auch ein kalter Winter (es gibt immer mehr Haushalte, die mit stromintensiven Wärmepumpen etc. heizen) sorgten hier im 1. Halbjahr für den Anstieg, ein heißer Sommer (Klimaanlagen) und ein halbwegs normaler Herbst-Winter 2017 werden diese Entwicklung wohl auch im 2. Halbjahr 2017 fortsetzen.
17.300 GWh wurden im ersten Halbjahr durch heimische Wasserkraft erzeugt - ob der schlechten Wasserführung (die sich erst zuletzt etwas gebessert hat) im 1. Halbjahr ist dies ein Minus von 9,7% gegenüber dem 1. Halbjahr 2016. In thermischen Kraftwerken wurde hingegen 28,7% mehr Strom erzeugt als noch im Halbjahr davor - primär ist der kalte Jahresbeginn dafür verantwortlich. Auch wenn die Stromerzeugung aus Windkraft um erfreuliche 19,1% zugelegt hat - das Minus seitens Wasserkraft lässt sich damit nicht kompensieren, die heimische Stromerzeugung wird 2017 wohl weniger "grün" aussehen, als noch in den Jahren davor.
Auch nicht so erfreulich: Die Stromimporte steigen weiter deutlich mehr an als die Stromexporte - Mit 15.573 GWh Import (13.851 im 1. Halbjahr 2016) glühten die grenzüberschreitenden Leitungen deutlich heftiger in Richtung Österreich als vice-versa, 10.754 GWh Strom wurden im 1. Halbjahr 2017 exportiert, 9.555 waren es noch im Jahr davor. Der Importsaldo verschlechterte sich somit weiter um rund 500 GWh - ein Trend, der sich weiter fortsetzen wird, wenn nicht bald die Wasserkraft (inkl. Speicher) in Österreich weiter ausgebaut wird.
Gut für die heimischen Strom- und Gaskunden: Strom- und Gaspreis waren schon lange nicht mehr so günstig wie heuer. Die Talsohle dürfte hier aber schon durchschritten sein, in den letzten Monaten waren hier keine Preissenkungen mehr zu verzeichnen und auf den Strommärkten sind sogar leicht steigende Tendenzen zu beobachten. Durchaus möglich, dass wir hier also bald erste Preiserhöhungen sehen werden.
Noch wird Strom aber teilweise (insbesondere von neuen Anbieter) zu Diskontpreise (oft sogar unter dem Einkaufspreis) verschleudert - kein Wunder also, dass die E-Control im 1. Halbjahr 2017 einen Rekord von wechselwilligen Strom- und Gaskunden verzeichnet hat: Gar 205.000 Kunden wechselten den Anbieter von Strom oder von Gas und sparen sich damit oft beträchtliche Summen. Insbesondere in Oberösterreich, Kärnten und Wien war die Wechselbereitschaft besonders hoch.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - September 2017