Der Schnee hat sich über weite Teile Österreichs gelegt und sorgt dafür, dass die Erträge der heimischen Photovoltaik-Anlagen heute ausgesprochen dürftig ausfallen werden. Durchaus möglich, dass sich die verschneite Photovoltaikanlage der Geldmarie heute gar nicht mehr einschaltet und ein (seltener) Nuller resultiert. Ein Trauertag für die Photovoltaik - aber keinesfalls repräsentativ als aktuelles Stimmungsbild in Sachen Photovoltaik in Österreich!
Erst gestern hat Hans Kronberger vom Bundesverband Photovoltaic Austria zufrieden (vorläufige) Bilanz über das Jahr 2017 gezogen:
Mit 28.11.2017 wurde der Fördertopf des Klima- und Energiefonds (mit 8 Millionen dotiert) gerade rechtzeitig vor dem Ablauf (1.12.2017) voll ausgeschöpft, 5.500 neue Anlagen kommen in den Genuss dieser speziellen Förderung.
Kronberger freut sich über den Erfolg der Kleinanlagenförderung und meint auch (zurecht): "Photovoltaikstrom rechnet sich". Da hat er recht, der Hans Kronberger - unter Zahlt sich eine Fotovoltaikanlage aus? haben wir eine ziemlich aktuelle Rechnung angestellt, die dies auch bestätigt. Sogar ohne Förderungen: In den meisten Fällen ist eine Fotovoltaikanlage (ob "Foto" oder "Photo" ist übrigens egal) ein (nicht nur für die Umwelt) lohnendes Investment. So die Strompreise wieder steigen (was sich gerade abzeichnet) sowieso!
Für 2017 erwartet man in Sachen Fotovolaik einen Zubau bei der installierten Leistung von rund 170 MWp, 2018 könnte dieser ob zusätzlicher Förderungen aus der kleinen Ökostromreform (erstmals bundesweite Speicherförderung, Möglichkeit für Gemeinschaftsanlagen in Wohnhäusern - 15 Mio. zusätzlich Förderung) Zuwachs noch um 50 bis 70 MWp gesteigert werden.
Ende 2016 waren in Österreich 1.096 MWp Leistung installiert (entspricht einer Jahresproduktion von ca. 1.096 GWh Strom) - damit produzierte man 1,88% des gesamten Stromaufkommens in Österreich. Dieser Wert könnte 2017 schon auf rund 2% steigen (es war auch ein feines Sonnenjahr, das kann man jetzt schon sagen) - im Vergleich mit Deutschland aber immer noch deutlich zu wenig.
Während sich bei uns die Stromerzeugung via Photovoltaikanlagen zwar gut -aber relativ langsam- entwickelt, hat der laufende Atomausstieg ("Energiewende") in Deutschland schon vor Jahren für einen unglaublichen Boom von Solaranlagen gesorgt. Zwischenzeitlich pflasterten (bauern-)schlaue Landwirte sogar Felder mit Panelen zu - so attraktiv waren dort viele Jahre die Förderungen. Das hat sich mittlerweile zwar schon wieder eingependelt - Photovoltaik ist und bleibt aber in Deutschland eine schon sehr relevante Größe bei der Stromerzeugung.
37,53 TWh Solarstrom wurden 2016 eingespeist, das sind tolle 6,9% der gesamten Stromerzeugung Deutschlands. 2017 liegt man aktuell bei 37,97 TWh (da kommt wohl nur noch ca. 1 TWh dazu, der Dezember ist ein sehr schwacher Sonnenmonat), immerhin 7,7% (werden dann wohl rund 7,5% zum Jahresende sein).
An manch schönen Tagen im Frühling/Sommer deckt man in Deutschland in den Spitzenverbrauchszeiten mit Solarstrom schon rund 50% der Erzeugung - dies natürlich nur in den Mittags- und Nachmittagsstunden, aber gerade dann ist der Strombedarf deutlich höher als z.B. in der Nacht.
Ab und an entsteht dann durch diese starke Stromproduktion (ähnlich wie bei Windstrom) viel Überschussstrom, mit dem wir in Österreich dann sehr gerne billig unsere Pumpkraftwerke füllen.
Was man bei der ganzen Förderthematik rund um Ökostrom nicht vergessen sollte: Der starke Ausbau der Ökoenergie in Deutschland (der dort auch dringend notwendig ist) hat die Großhandelspreise in den letzten Jahren ziemlich gedrückt. An starken Wind- und Sonnentagen in Germany profitieren wir Endkunden (und natürlich auch die heimischen Stromanbieter) auch massiv von den billigen Preisen. Kein Wunder also, dass unsere Stromimporte in den letzten Jahren massiv zugelegt haben und auch 2017 bei rund 15% landen werden - wobei man hier natürlich berücksichtigen muss, dass man hier sehr viel Billigstrom in unsere Pumpspeicher füllt und diesen dann (mit rund 50% Stromverlust) runterlässt, wenn man diesen bracht und teuer verkaufen kann.
Beobachtet man die Strompreise auf den Handelsplätzen, so muss man aber davon ausgehen, dass es auch bei uns bald mit dem Billigststrom (manche Anbieter verkaufen derzeit sogar schon unter dem Selbstkostenpreis) vorbei ist: Kohle, Gas oder Öl haben sich nämlich schon deutlich verteuert - und gerade diese fossilen Energieträger sind an Wintertagen in Sachen Stromerzeugung leider immer (besonders in Deutschland, aber auch in Österreich) sehr relevant. Darüber hinaus wird sich der künstliche Stromengpass an der Grenze zu Deutschland ab Ende 2018 wohl auch auf die heimischen Preise leicht treibend auswirken.
Gibt es in Deutschland gerade keinen Wind bzw. wenig Sonne, ziehen die Preise an den Strommärkten massiv an - und Österreich wird dann kurzfristig (unter Tags, in den Spitzenverbrauchszeiten) sogar wieder zum Stromexporteur.
Keine Frage: Jede neue Ökostromanlage (ob Wasserkraft, Windkraft oder Photovoltaik) ist für die heimische Wirtschaft ein Riesenplus, reduziert die Abhängigkeit von Öl, Gas oder Kohle und wird sich in absehbarer Zeit auch wirtschaftlich (ohne Förderungen bzw. auch mit geringeren Förderungen als jetzt gegeben) rechnen.
So richtig fein wird rund um den Ökostrom aber erst dann werden, wenn die Speicherung von (gerade überschüssigem) Strom zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen gelingt - diesbezüglich müssen wir uns aber leider wohl noch einige Jahre gedulden...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - November 2017