Der weltweite Handel via Internet ist ja prinzipiell zu begrüßen - da oder dort muss man aber leider immer noch Lehrgeld zahlen. Das musste dieser Tage auch die Geldmarie, die als alter Münzensammler schon einmal gerne auf weltweite Einkaufstour geht und jüngst via Ebay in China (Shanghai) landete.
Durch einen ausgesprochen günstigen Preis und der Bezeichnugn "Silber" und "Silver" in der Artikelbezeichnung gelockt, "risikierte" ich demnach einmal 6,85 Euro (mit Paypal bezahlt), um portofrei 5 Silbermünzen aus Zeiten Kaiser-Franz-Josefs ("Korona" - die ungarische Ausgabe der "Kronen") zu erwerben.
Nachdem ich zuerst dachte, es handle sich dabei um 5x 1-Korona-Stücke (die rund 1-2 Euro pro Stück Silberwert aufweisen), schöpfte ich ob des günstigen Preises keinen Verdacht - auch hatte der Händler bei Ebay eine gute (wenn auch nicht perfekte) Bewertung.
4 Wochen dauerte dann das "shipping" der Münzen - eine gar nicht unübliche Zeit beim Versand aus China. Zuerst dachte ich noch, dass sich der heimische Zoll das Päckchen mit den Münzen genauer ansieht (kommt häufig vor, dass man dann noch die bestellten Waren verzollen darf!), dann trudelte aber doch ein Plastikbeutel mit den vermeintlichen Silbermünzen ein.
Primär kam einmal Freude auf: "Daschauher, die Chinesen haben mir da sogar 5-Korona-Münzen geschickt" - auch wenn es nur 3 Stück waren und diese von 2 Stück (nicht bestellten) 200-Soles-Münzen aus Peru (1975) begleitet wurden. 5 dicke Silbermünzen um 6,85 Euro - ein scheinbar tolles Geschäft...
Nun könnte man sich natürlich freuen und die Münzen in die Sammlung einbringen - bei derartigen "guten Geschäften" läuten bei der Geldmarie aber ähnlich laut die Alarmglocken wie derzeit bei "10 Prozent pro Jahr Zinsen-Angeboten"...das riecht beim genaueren Hinsehen oft sehr rasch ziemlich faul...
Tatsache: Obwohl die Prägung ziemlich gut gelungen ist, sind die erhaltenen Münzen deutlich größer als die Originale aus Silber, dafür aber auch dünner und auch ein paar Gramm leichter. Klarer Fall, da braucht es gar keinen Silbertest mehr: Es handelt sich eindeutig um Replikate (so man das gnädig beurteilt), bzw. auch um plumpe Fälschungen, um Betrug (so man das verärgert beurteilt).
Der Einsatz von 6,85 Euro lässt mich zwar eher schmunzeln (= interessantes Material für einen neuen Artikel, darüber hinaus kann man diese Münzen ja auch als Replikat seriös an interessierte Fake-Münzen-Sammler verkaufen), die Unseriösität solcher Anbieter ist aber jedenfalls evident.
Replikate sind im Internet auch bei Münzen keine Seltenheit. Gerade wenn diese aus fernen Ländern wie China oder Russland angeboten werden, liegt ihre Rechtssicherheit nach wie vor bei annähernd Null und man sollte wohl die Hände von derartigen Lockangeboten lassen.
Auch Replikate von Golddukaten (aus Österreich) werden immer wieder auf Ebay angeboten - halbwegs seriösere Verkäufer schreiben dann zwar "Replikat" oder "Wird als Replikat angeboten" dazu, viele Käufer lesen dies aber dann nicht und werden sich spätestens beim Wiederverkauf solcher "Goldstücke" dann ziemlich wundern...
Also zumindest genau lesen, was man da wirklich kauft (das hätte der Geldmarie aber auch nichts genützt), sich nicht von scheinbaren Toppreisen verlocken lassen oder generell um Auktionen aus China und Co. einen weiten Bogen machen. Geschenkt gibts nämlich auch dort nichts!
Ad hoc-Meldung - Dezember 2017