Der Fachverband der Mineralölindustrie ist besonders fleißig und veröffentlicht schon am 1.1.2018 die (geschätzen) Zahlen für das Jahr 2017. Und die sehen für die Branche ausgezeichnet aus - für die Umwelt wohl weniger. Die gute Konjunktur und ein kalter Winter im Vorjahr haben nämlich den Verbrauch von Diesel und Heizöl weiter erhöht.
Eigentlich sollte man ja annehmen, dass sich der Dieselverbrauch in Österreich ob sparsamerer Motoren und geringerer Fahrleistungen von Privat-PKW's ja einpendeln sollte - 2017 war für die Dieselverkäufer aber wiederum ein feines Jahr:
So wurden 2017 um 3,4% (= 7 Mio. Tonnen) mehr Diesel abgesetzt als noch im Jahr 2016 - abermals ein neuer Rekord. Dieser Rekordabsatz hat mehrere Gründe: Einerseits sind durch die ausgezeichnete Konjunktur deutlich mehr LKW auf den heimischen Straßen unterwegs, andererseits ist der Tanktourismus weiterhin eine sprudelnde Einnahmequelle für heimische Tankstellen (und den Fiskus). Österreich ist nämlich nicht nur ein beliebtes Urlaubsland, sondern auch als Transitstrecke mit billigem Diesel bekannt. In nahezu allen Nachbarländern sind Benzin und Diesel teurer als bei uns - da darf man sich dann nicht wundern, dass die Umweltbilanz 2017 in Sachen Autoverkehr (PKW und LKW) wieder ziemlich desaströs ausfallen wird.
Mit 1,6 Mio. Tonnen Absatz ist der Benzinverkauf 2017 ziemlich konstant geblieben, Benzin und Diesel zusammengezählt wurden 8,6 Mio. Tonnen verkauft, was ein deutliches Plus von 2,8% darstellt.
Die Zahlen in Liter: 10,5 Milliarden Liter Kraftstoff insgesamt (Vorjahr: 10,2 Milliarden) für 2017, davon 8,3 Milliarden Liter Diesel und 2,2 Milliarden Liter Benzin.
Auch Heizöl ging 2017 deutlich besser als erwartet - die Heizölindustrie profitierte im Vorjahr von den (noch) günstigen Preisen und auch von den besonders kalten Monaten Jänner und Februar 2017. Nach 1,13 Mio. Tonnen Heizöl im Jahr 2016 wurden im Jahr 2017 1,19 Mio. Tonnen verkauft.
So man seitens heimischer Politik nicht kräftig Steuern für Benzin, Diesel, Heizöl etc. erhöht, sind auch 2018 durchaus wieder Rekorde im Dieselabsatz zu erwarten. Die Wirtschaft wird nämlich wohl noch länger brummen - und damit auch die Diesel-LKW. Der Diesel-PKW könnte sich 2018 zwar erstmals nach vielen Jahren wieder schlechter verkaufen als der Benzin-PKW (in den letzten Monaten 2017 gab es hier eine deutliche Trendwende), in Summe sind aber trotzdem (bei den Gesamtzulassungen) weiterhin Zuwächse zu erwarten, die durch die sparsameren Motoren wohl kaum wettgemacht werden können.
Auch das sehr langsame Aufkommen von Elektro-, Plug-In- oder Hybridautos ist derzeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und wird im Gesamtverbrauch noch viele Jahre kaum sichtbar sein. Hält der Trend zum Benzin-PKW an, ist hier durchaus wieder einmal ein Plus beim Benzinverbrauch (der sich in den letzten Jahrzehnten zugunsten des Diesels reduziert hat) möglich - eine richtige Trendumkehr braucht aber wohl noch lange.
Bei Heizöl kann man hingegen annehmen, dass hier 2018 Schluss mit lustig ist: Die Ölpreise sind in den letzten Jahren sehr niedrig gewesen und das hat so manchen alten Ölheizungen noch das Leben prolongiert. Mit rund 73 Euro für 100 Liter Heizöl ist Heizöl nämlich Anfang 2018 schon wieder ziemlich teuer geworden - so nicht der Ölpreis 2018 doch wieder nachgibt, wird die nächste Tankfüllung nach dem Winter ziemlich teuer und könnte das Ende so mancher Ölheizung bedeuten...
Ergo: Die Mineralölindustrie muss sich vor 2018 (und wohl auch den Folgejahren) nicht wirklich fürchten, die Trendwende (insbesondere im Autoverkehr) ist noch nicht in Sicht und wird (in Österreich) politisch wohl auch nicht wirklich verfolgt. Sieht man sich die ersten (äußerst schwammigen) Aussagen der neuen Umweltministerin Köstinger und des Verkehrsministers Hofer (Tempoerhöhung Autobahn...) an, so wird sich am Status Quo wohl kaum etwas ändern. Österreich bleibt weiterhin die Diskonttankstelle Mitteleuropas, die Klimaziele werden damit weiterhin schwer verfehlt.
Da helfen auch nicht ein paar neue Windräder oder ein paar Photovoltaikanlagen.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2018