Die Gründung einer "Bank für Gemeinwohl" ist momentan eine wirklich "schwere Partie". Seit 2013 gibt es das "Projekt für Gemeinwohl", 2014 wurde die Genossenschaft "BfG Eigentümer/-innen- und Verwaltungsgenossenschaft eG" gegründet und seit September 2015 sammelt die Genossenschaft für Gemeinwohl Geld, um die 6-Mio.-Hürde zu erreichen, die für einen Banklizenz-Antrag notwendig wäre. 15 Millionen müssten es dann sein, um wirklich starten zu können - und natürlich eine erteilte Bankenlizenz.
Fast 6.000 Menschen sind schon Genossenschaftsmitglieder bei der GfG (Genossenschaft für Gemeinwohl), insgesamt 4,23 Millionen Euro hat man bisweilen gesammelt.
Nachdem sich das Sammeln von Geldern aber ziemlich zäh entwickelt hat, kämpft die GfG aktuell an 2 Fronten: Einerseits gilt es, unnötige Ausgaben zu vermeiden, andererseits aber auch, endlich ein wenig Geld zu verdienen.
Darum ist man 2017 auch mit dem "Crowdfunding für Gemeinwohl" gestartet und hat dabei auch schon 4 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Darüber hinaus hat man bei der FMA einen Antrag auf Konzession als Zahlungsinstitut gestellt - damit man vor dem "Vollbankdasein" (das wohl noch länger braucht, als ursprünglich geplant) auch schon Girokonten für den Zahlungsverkehr anbieten kann und damit Einnahmen lukriert.
Dies gestaltet sich nun aber ziemlich mühsam: Die FMA retournierte nämlich in Antragsbeantwortung eines "Verbesserungsauftrages", welcher mit sage und schreibe 227 Fragen ausgestattet ist, für deren Beantwortung man der GfG die knappe Nachfrist von 8 Wochen gab. Bis 12.2.2018 sollen diese nun beantwortet werden - eine äußerst knappe Frist für ein junges Unternehmen in Gründung...
Die GfG möchte diese Fragen nun fristgerecht beantworten und hat (lt. Standard) auch einen Plan B: So könnte möglicherweise die (sich schon in Partnerschaft mit der GfG befindliche) deutsche GLS Gemeinschaftsbank eG (ebenfalls eine Ethikbank) einspringen (z.B. mit Banklizenz, die eine schon in Deutschland zugelassenes Institut wohl leichter bekommt), wie und ob überhaupt, bleibt noch abzuwarten und könnte demnächst publik werden.
Wie auch immer die Strategie der GfG aussieht: Fix ist, dass man sich rasch um tatsächliche Einnahmen aus Geschäftstätigkeiten bemühen muss und nicht nur auf neue Genossenschaftsgelder verlassen kann. Denn schon 2015 stand ein Verlust von 511.559 Euro zu Buche, 2016 waren es 878.297 Euro und 2017 wird wohl (mangels relevanter Einnahmen) auch ziemlich tiefrot. Der Kapitalpolster schwindet...da wäre eine Zahlungsinstitutkonzession dringend notwendig!
Laut Transparenzbericht auf der Homepage lag die Summe des neu zufließenden Genossenschaftskapitals im ersten Halbjahr nur knapp über den durchschnittlichen Ausgaben - geht es so weiter und kann man weder Ausgaben reduzieren noch bedeutende Mehreinnahmen lukrieren, wird es immer schwerer, das erste Etappenziel von 6 Mio. Euro zu erreichen.
Durch die Verluste der ersten Jahre und durch die laufenden Kosten wurden aus 1.000 Euro Anteil zum Halbjahr 2017 nur noch ca. 500 Euro fiktive Rückzahlungsquote - eine Trendumkehr ist hier natürlich nur mit mehr Einnahmen bzw. auch mit weniger Ausgaben zu erreichen. (Alte Bankerweiseheit;-)
Damit das Geldeinsammeln besser funktioniert, sollte den Genossenschafter auch zumindest die Option auf einen kleinen Ertrag in Aussicht gestellt werden: Wie sich bisher gezeigt hat, sind wohl zu wenige Freunde des Ethikbankings und der Nachhaltigkeit bereit, genug Geld in eine Bank zu stecken. Der Antikapitalist hat wohl zu wenig Kapital für eine antikapitalistische Bank, möchte man leicht ironisch sagen. Etwaige Ausschüttungen könnten dann ja (optional) auch gespendet werden können...
Auch die Fixkosten (Löhne und damit auch SV-Beiträge, sonstige Aufwendungen) sollte eine in Gründung befindliche Ethikbank eigentlich geringer halten können.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2018