In den letzten Jahren durfte man sich in Österreich durchaus über niedrige Strompreise freuen: Einerseits sind die Großhandelspreise ob so mancher Stromüberschüsse aus Deutschland (bei Wind und bei viel Sonne) ziemlich abgerutscht, andererseits haben auch viele neue Stromanbieter den kleinen heimischen Markt angegangen, was zu einem großen Konkurrenzdruck geführt hat und in Folge sich auch auf die Endkundenpreise senkend ausgewirkt hat.
Die Landtagswahlen in einigen Bundesländern sind geschlagen (vor Wahlen lassen sich die Landesgesellschaften mit Preiserhöhungen traditionell Zeit), die Großhandelspreise sind seit 2017 leicht gestiegen - und schon kündigt sich in Salzburg die erste Strompreiserhöhung an:
Die Salzburg AG erhöht per 1. Juli 2018 die Preise für Strom und für Gas. 2,69 Euro monatliche Zusatzkosten für den durchschnittlichen Stromabnehmer, 3,17 Euro Mehrkosten für den durchschnittlichen Gasabnehmer sind hier angekündigt.
Wiewohl sich die anderen Landesgesellschaften derzeit noch in Sachen Erhöhung bedeckt geben bzw. keine Erhöhungen planen - es ist wohl nicht unwahrscheinlich, dass so mancher Stromanbieter 2018 die Preise noch nach oben schraubt.
So liegt der Großhandelspreis für Strom (EXAA) heute zwar bei noch immer günstigen 33-35 Euro pro Megawattstunde, steigt dieser aber durchschnittlich Richtung 40 Euro, verbleibt für die Stromanbieter aus dem Stromvertrieb kaum mehr eine brauchbare Marge. Bei einem Strompreis von 18 Cent pro Kilowattstunde ist nämlich nur noch rund ein Drittel die Stromkomponente, der Rest besteht aus Steuern, Gebühren, Förderungen etc.
Für einen mittelfristigen Anstieg der Großhandelspreise in Österreich (der auch kurzfristig möglich sein könnte) sprechen derzeit einige Indizien: Die Billigstangebote ("Lockpreise") mancher neuerer Anbieter halten nicht ewig, die Limitierung des (günstigen) Stromimports aus Deutschland ab Herbst führt wohl auch zu leicht höheren Großhandelspreisen, der Ölpreis könnte weiterhin hoch bleiben und auch die anderen fossilen Energieträger tragen noch Preissteigerungspotenzial in sich:
Für den Billigstrom in Österreich war ja der Atomausstieg in Deutschland nicht unwesentlich: Deutschland hat die Windkraft und auch die Solar- bzw. Photovoltaikanlagen massiv ausgebaut, wenn nun in Deutschland der Wind weht und die Sonne scheint, gibt es seitens Germany deutliche Stromüberschüsse, welche wir dann gerne zu Billigstpreisen (teilweise sogar gratis bzw. mit Bezahlung!) importieren bzw. in unsere Pumpspeicherkraftwerke fließen lassen.
Nachdem in Deutschland aber (wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint) noch immer extrem viel Steinkohle (2017: 15% der Stromerzeugung aus Steinkohle), und Braunkohle (24% der Stromerzeugung 2017!) verbrannt wird und Kohle noch immer recht billig ist (im Vergleich mit dem schon deutlich teurerem Öl) und auch Gas noch nicht wirklich teuer geworden ist, sind die Strompreise hierzulande auch weiterhin recht günstig.
So es bei Gas und Kohle aber zu Preissteigerungen kommt, sind diese auch in Österreich zu spüren - auch wenn Gas (wird bei uns primär in Spitzenlastzeiten wie im Winter bzw. zum Netzausgleich verwendet) und Kohle (bei uns fast nur im Winter im Einsatz) bei uns kaum eine große Rolle spielen.
Bleibt die Weltwirtschaft halbwegs stabil, ist eher von steigenden Preisen bei den fossilen Brennstoffen zu rechnen - früher oder später kommen diese dann auch bei den Privatkunden an.
Entgehen kann man baldigen Strompreissteigerungen nur mit Fixtarifen, welche einige Stromanbieter für 1 oder 2 Jahre fix anbieten. Gefährlich könnten in Zeiten steigender Strompreise hingegen Floatertarife (welche sich nach Großhandelspreisen richten) sein!
Gegenwärtig werden in Österreich gerade die sogenannten "Smartmeter" in den Haushalten verbaut. Diese intelligenten Stromzähler wurden uns bisweilen primär als Vorteil verkauft - so soll man damit auch sehen, wann der Stromverbrauch im Haushalt besonders hoch ist. Damit könnte man als moderner Konsument auch reagieren und den Stromverbrauch auch besser steuern...
Aktuell kommt aber auch eine andere Diskussion auf: Vielleicht schon ab 2020 (wenn die Smartmeter dann überall aktiv sind) möchte man Extremverbräuche teurer machen: Wer sein stromintensives Whirlpool aufheizt, seine Sauna wärmt oder auch sein Elektroauto mit einer Schnellladung zu Spitzenverbrauchszeiten auflädt, dem drohen dann vielleicht auch teurere Tarife.
Gerade für Haushalte mit viel Stromverbrauch (und Extremverbräuchen) drohen also teurere Zeiten - außer man findet hier seitens Anbieter Lösungen, welche dazu führen, Strom dann zu verbrauchen (z.B. in den Nachtstunden), wenn ohnehin kaum Strom verbraucht wird und man diesen dann günstiger verkaufen kann. Der "Nachttarif" bzw. "Wärmepumpentarif" bzw. andere Konstruktionen ("Elektroautonachtladetarif") dürfte also schon bald wieder in Mode kommen...
Auch wenn es derzeit noch recht ruhig ist: Am Strommarkt wird sich in den nächsten Jahren viel tun!
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Mai 2018