Donald Trump's Politik ist leicht umschrieben: Spontane bauchgetriebene und populistische Günstingsaktionen unter dem Motto "America first". Dass diese dann ziemlich wilde Auswirkungen auf dem glatten diplomatischen Parkett haben, hat sich zuletzt mehrfach gezeigt. Mit dem nun publik gewordenen Embargo gegen das Iran-Öl haben Trump und seine müde Truppe aber eine neue Qualität der Diplomatie erreicht: Das ist schlichtweg Erpressung.
Bis 4.11.2018 setzt der Donald und seine Ölhaberer nämlich dem Rest der Welt ein Ultimatum: Wer dann noch Öl aus dem Iran bezieht, der wird mit harten Sanktionen belegt...
So folgt dem Leader, oder ihr werdet bestraft - diese Art von Poltik klingt ganz danach, als wäre die USA noch immer die alleinige Welthandelsmacht. Eine Vorstellung, die Trump wohl noch begleitet, die aber schon längst nicht mehr der Realität entspricht.
Dahinter stecken aber natürlich auch die (befreundeten und finanzierenden) Günstlinge der USA-Gas- und Ölindustrie, die aktuell sehr fein wächst und auch sicher mit weiteren Exporten bei höheren Ölpreisen rechnen kann, würde tatsächlich alle Welt aus dem Iran-Ölgeschäft aussteigen.
Da hat aber einer (oder mehrere) wieder die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Derarige Alleingänge und Ultimaten lassen sich Europa, China, Russland etc. nämlich sicher nicht widerspruchslos gefallen...
Keine Frage: Der Iran ist immer noch eine Fast-Diktatur (wie leider in vielen ölexportierenden Staaten üblich). Mit derartigen (wirtschaftlich motivierten) Hass-Aktionen werden die Kleriker im Iran aber wieder Argumente haben, gegen den bösen Westen zu demonstrieren und den (durchaus anwachsenden) politischen Reformern im Iran wieder einige Prügeln in den Weg legen (oder über den Kopf ziehen).
Während in den USA ein paar Südstaatendodeln die Trump-Aktionen bejubeln, hat der Rest der Welt eher weniger Freude mit dem Nationalismus Trumps:
Die derzeit nämlich noch gut laufende Weltkonjunktur wird damit nämlich ziemlich heftig abgewürgt (an den Börsen ist das schon abzuleiten), die kurzfristigen Erfolge für die heimische (USA-) Wirtschaft werden schon sehr rasch wieder an anderen Fronten durch gröbere Probleme abgelöst: Nationalismus und Protektionismus haben nämlich früher oder später immer wieder in fette Krisen geführt, das wird auch in den USA ob der hohen Staatsverschuldung (die sich ob Günstlings-Steuerreformen noch erhöhen wird) wohl schon sehr bald zu lauten Fragen führen! A la longue wird Trumps "America first" ein Eigentor.
Schon bei den jüngst eingeführten Zöllen für Stahl oder Aluminium gab es sehr rasch Gegenzölle und Trump wundert sich dieser Tage, warum Harley Davidson (von den Gegenzöllen Europas betroffen) nun auch ins Ausland gehen will...
Und wenn da die halbe Regierungsmannschaft der USA aus ziemlich fragwürdigen Konservativen besteht, mit denen (außer nordkoreanischen Diktatoren) eigentlich niemand gerne verhandeln möchte und Trump nach internationalen Treffen (G7-Gipfel Kanada als Beispiel) twittert, dass das alles ganz anders gelaufen ist als vereinbart, dann gerät die einstige Weltmacht immer mehr ins Abseits. Abseits wird bei der WM zwar nicht mit Rot geahndet, wer aber dauernd im Abseits steht, wird früher oder später ausgewechselt.
Ob den Trump-Fans schon dämmert, was sie da gewählt haben? Ich glaube nicht. Da muss wohl noch einige Zeit vergehen und der Welthandel so richtig abgewürgt werden (was auch seine Vorteile und Chancen hätte, dazu aber ein andermal), bis die USA die Rechnung des Trump präsentiert bekommt. Kommen wird diese Rechnung aber bestimmt - alleine Europa sollte sich diese Allmachtsfantasie einiger Wahnsinnigen nicht gefallen lassen und diplomatisch Kontra geben.
Ad hoc-Meldung - Juni 2018