Schon 2017 konnte sich die Mineralölindustrie über gute Verkaufszahlen freuen - diese setzten sich im ersten Halbjahr 2018 fort. Dies zeigt die aktuelle Verkaufseinschätzung des Fachverband der Mineralindustrie: Sowohl Benzin als auch Diesel verkauften sich prächtig.
Stagnierte der Benzinverbrauch anno 2017 noch, so zog dieser im 1. Halbjahr 2018 um 2,9% auf 794.000 Tonnen an. Eine Trendwende zum Benziner ist nach dem Dieselskandal (der immer noch nicht wirklich aufgearbeitet ist) und nach Dieselfahrverboten (in anderen Ländern) bei den PKW-Neuzulassungen deutlich erkennbar - 2018 werden wohl (nach vielen Jahren) wieder deutlich mehr Benziner zugelassen als Dieselfahrzeuge.
Trotzdem sprudelt auch der Diesel an den heimischen Tankstellen und Abgabestellen heiter weiter: Nach einem Plus von 3,4% im Vorjahr sind es auch 2018 immerhin plus 2% (3,4 Mio. Tonnen Diesel). Die gute Wirtschaftsentwicklung (= mehr LKW) und der Tanktourismus bescheren hier der Mineralölindustrie weiterhin tolle zuwächse. Auch wenn dieser Tage deutlich energieeffizientere PKW auf die Straße kommen - dafür entscheiden sich die Menschen in wirtschaftlich guten Zeiten auch gerne für deutlich stärkere Motoren und die Gesamtzulassungen steigen weiter...
Auch bei Bitumen (für den Straßenbau) gibt der Verband der Mineralölindustrie deutliche Zuwächse bekannnt: 175.000 Tonnen sind ein Plus von 6,8%. Ebenso boomt der Verkauf von Flugturbinentreibstoff (Kerosin) - plus 3,2% auf 370.000 Tonnen werden hier gemeldet.
Benzin und Diesel addiert wurden im 1. Halbjahr 5,1 Mrd. Liter (oder etwas über 4,2 Mio. Tonnen) abgesetzt. Das entspricht über einer Milliarde Liter Benzin und knapp über 4 Mrd. Liter Diesel.
Ob der stark gestiegenen Rohölpreise und den damit verbundenen hohen Preisen für Heizöl warten derzeit hingegen noch viele Betreiber von Ölheizungen auf sinkende Preise (ob sich das lohnt, darf bezweifelt werden) - das bringt der Mineralölindustrie im 1. Halbjahr 2018 ein dickes Minus von 12,5% ein. 555.000 Tonnen Heizöl (660 Mio. Liter) wurden in den ersten 6 Monaten 2018 verkauft, das Zeitalter der Ölheizungen scheint in Österreich wirklich in die (lange) Endphase zu kommen. Erste Einbauverbote von Neuanlagen (Niederösterreich) sind schon in Sicht...
Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist aktuell offenbar noch immer ein Langzeitprojekt - von der aktuellen Regierung (Stichwort: 140 km/h auf der Autobahn, Kürzung von Förderungen für Erneuerbare etc.) kann man sich diesbezüglich wohl auch nur sehr kleine Schritte erwarten. Auch die Elektroautos kommen nur sehr langsam in Fahrt, Hybridtechnologie wird hier wohl noch viele Jahre der "missing-link" sein...
Werfen wir also Putin, den Scheichs und anderen Hirschen weiterhin kräftig die Milliarden in den Rachen: Lt. Energieagentur betrugen die Nettoenergieimporte 2017 satte 7,91 Milliarden Euro. 2016 waren es noch 6,7 Mrd. Euro gewesen, 2018 wird es wohl wieder mehr - selbst an heißen Tagen wie diesen wird (mangels ausreichender Wasserführung der Flüsse) viel Gas zur Stromgewinnung verbrannt...
10,7 Mrd. Euro betrug 2017 die Importsumme von mineralischen Brennstoffen, 2,8 Mrd. die Exportsumme...
Keine schöne Bilanz - die aktuelle Regierung ist in Sachen (notwendiger) Energiewende ähnlich inkompetent bzw. zögernd wie die letzten Regierungen (man denke an ältere Prognosen in Sachen Elektroautos oder Grünstromselbstversorgung...) - dabei könnte sich gerade das mit Wasserkraft toll gesegnete Österreich als (auch technischer) Vorreiter wunderbar und weltweit etablieren.
Die gute Nachricht für die Erneuerbaren zum Schluss: Der Preisanstieg bei fast allen fossilen Energieträgern hilft den Alternativenergien allerfeinst, rasch noch marktfähiger zu werden als es ohnehin schon der Fall ist. Da kann man sich einerseits die eine oder andere Förderung ersparen, (z.B. bei Photovoltaik fast nicht mehr notwendig, auch die Windenergie geht sich bald aus...), anderers wird sich der Markt (so die Fossilen noch teurer werden) automatisch weiterhin etwas zu den Erneuerbaren drehen.
Die eingangs erwähnten Zahlen in Sachen Benzin und Diesel sollten aber doch etwas nachdenklich stimmen...
Ad hoc-Meldung - Juli 2018