Angesichts der Turbulenzen um den Innenminister Kickl sowie die SPÖ ist gerade ein sogenanntes "Umweltpaket" des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (Vorsicht: Schon wieder die Frau Minister Köstinger...) medial extrem leise durch den Ministerrat gewunken worden, welches man sich aber durchaus näher ansehen sollte. Einzig die Arbeiterkammer hat sich hier mit einer APA-Meldung zu Wort gemeldet - und diese ist gar nicht unberechtigt.
Keine Frage, die "Verlängerung der besonderen Befristung von Wasserentnahmen für Bewässerungszwecke von 12 auf 25 Jahre" (so der Arbeitstitel) erscheint auf den ersten Blick begrüßenswert: "Planungssicherheit und Bürokratieabbau" sind durchaus positive Ansätze für Landwirte bzw. Gärtner.
Selbige müssen demnach zukünftig nicht alle 12 Jahre ihre Brunnen zur Feldbewässerung verlängern lassen, 25 Jahre sind da eine deutlich längere Frist. Darüber hinaus besteht für die Behörden im Falle von "klimawandelbedingten Veränderungen der Wasserversorgung" ein Eingriffsrecht in diese Bewilligungen.
Die ÖVP setzt damit ein klares Signal an die (immer kleiner werdende) Stammwählerklientel, der FPÖ ist es wohl wurscht und die Opposition schweigt. Die Grünen haben derzeit andere Probleme, die SPÖ sowieso, die Liste Pilz ebenfalls und die NEOS sind in Wasserangelegenheiten lieber ruhig...
Einzig die Arbeiterkammer sieht in der Verlängerung der Befristung von Wasserentnahmen ein "falsches Zeichen in Zeiten des Klimawandels" und warnt vor schwerwiegenden Folgen für die Trinkwasserversorgung sowie die Umwelt in Niederösterreich und im Burgenland.
Man verweist auf den extrem hohen Verbrauch von Wasser für die lokale Landwirtschaft und dessen negative Folgen für Wälder sowie nicht bewirtschaftete Flächen durch sinkende Grundwasserspiegel und plädiert für eine Beibehaltung der aktuellen Fristen (12 Jahre).
Schließlich erwähnt man dann auch noch den Wasserbedarf für 1 kg Getreide (1.350 Liter) - und gleitet hier wohl in die Polemik ab. Denn -soweit mir als Marchfeld-Grenze-Anrainer bekannt- Getreide wurde selbst im Extremsommer 2018 kaum bis gar nicht bewässert - das wächst nämlich im Frühling, wo sich die Wasserentnahmen noch in Grenzen halten...
Tatsächlich ist es aber in vielen Regionen des österreichischen Flachlands um den Grundwasserspiegel derzeit gar nicht gut bestellt, das lässt sich sogar am Stadtrand von Wien (Eßling) sehr deutlich beobachten:
Bauern und Gärtner pumpen -ob der ausbleibenden Niederschläge- immer mehr Wasser auf die Felder, sogar die Bewässerung von Zuckerrüben (früher unüblich) konnte schon beobachtet werden. Moderne Wasserpumpen (leider nach wie vor mit Dieselbetrieb) laufen bzw. liefen 2018 fast rund um die Uhr und nahezu den ganzen Sommer und da und dort wird auf Feldern schon 2x pro Jahr angebaut.
Das bleibt nicht ohne Folgen: Der Grundwasserspiegel ist 2018 um rund 1 Meter (!) gesunken, viele Altarme der nahen Lobau trocknen rasant aus bzw. wurden zu Schlamm- und Schlingpflanzenbecken und die Verlandung im Nationalpark Donauauen erreichte 2018 Rekordausmaße. Die wichtige Dotation der Lobau via Neue Donau durch das Mühlwasser kam 2018 nicht einmal nach Eßling und versickerte irgendwo Höhe Aspern.
Auch wenn in Transdanubien bzw. im Marchfeld der Grundwasserspiegel durch den Bau des Kraftwerks Freudenau (Fertigstellung 1998) sowie dem Marchfeldkanal (Fertigstellung 1992) deutlich gehoben wurde - weitere Rekordsommer wie 2018 würden sehr rasch zum Austrocknen vieler Hausbrunnen sorgen.
Großzügigkeit bei der Wasserentnahme scheint also derzeit in vielen Regionen fehl am Platz - vielmehr sollte sich die Politik (Nationalrat wie auch die Lokalpolitik) schon bald Gedanken machen, wie man einer (schon existenten) Wasserknappheit im Osten Österreichs entgegentritt.
Ad hoc-Meldung - September 2018