Auch wenn sich die Wiener Börse 2018 bisweilen über ein Plus beim Handelsumsatz von Aktien um 6% freuen darf - die Entwicklung des Leitindex ATX darf man eher als jämmerlich bezeichnen: Mehr als 17% verlor der ATX 2018 (bis 19.12.) - und das wird sich auch an den paar restlichen Handelstagen im Jahr 2018 kaum mehr ändern.
Damit konnte sich der ATX -trotz zumeist feiner Unternehmensergebnisse- dem internationalen Trend nicht entziehen. Wie an Börsen üblich, nimmt man zumeist schon lange vor dem tatsächlichen Eintritt von wirtschaftlichen Rückschlägen solche vorweg - und diese Angst vor einer schlechteren Weltkonjuktur wirkte sich 2018 auf allen wesentlichen Börsen negativ aus. Da kann sich der kleine Marktplatz Wien natürlich nicht dem negativen Marktumfeld entziehen.
Neben dem (wohl fixen) Abschwung der Hochkonjunktur kommt auch aus den USA ständige Verunsicherung: Die laufenden Ankündigungen vom wankelmütigen Herrn Trump in Sachen Strafzölle, ein unberechenbarer BREXIT und der allerorten gesichtete Vormarsch von Populisten (die dann in der Regel einen Scherbenhaufen hinterlassen) sorgen unter den Anlegern immer wieder für Panik.
Und da reicht für den Marktplatz Wien z.B. auch schon eine (noch nicht exakt definierte) "Steuer auf Gier" in Rumänien, die die Bilanzsummen von Banken besteuern will, um (wie gestern gesehen) derzeit stabile Bankwerte wie die Erste Group Bank um 7 bzw. die Raiffeisen Bank International um 5% abrutschen zu lassen...
Konnte der ATX 2017 noch um stolze 30,62% zulegen und 15 von 20 Aktien waren im Plus, sieht das 2018 gegenteilig aus: Von den 20 ATX-Werten sind nur 3 Unternehmen im grünen Bereich, 17 hingegen in der Verlustzone. Natürlich nur, was den Aktienkurs betrifft - tatsächlich werden wohl alle bzw. fast alle 20 ATX-Unternehmen 2018 Gewinne schreiben und auch Dividende ausschütten.
Klarer Sieger an der Wiener Börse 2018 ist eindeutig die Verbund AG. Stolze 94% konnte die Verbund-Aktie bisweilen im Jahresverlauf zulegen. Einerseits dürfte die Bereinigung der ausländischen Kellerleichen (da wurde früher viel Geld in den Sand gesetzt) gelungen sein, andererseits profitiert der Verbund von den gestiegenen Großhandelspreisen für Strom und ist auch in Sachen erneuerbare Energie mit Wasserkraftwerken (trotz geringer Wasserführung im laufenden Jahr) gut aufgestellt. Fundamental scheint aber die Aktie derzeit deutlich überbewertet - die (fast vergleichbare) EVN hat hingegen im Jahresvergleich deutlich verloren...
Gleichfalls deutlich im Plus ist 2018 der Caterer DO & CO, der bisweilen um stolze 77% zulegen konnte. Ein viel kleineres Plus (11%), aber immerhin ein Plus, gab es 2018 für die CA Immo-Aktie.
Auf der langen Verliererseite deutlich rot: Konjunktur- und Strafzolldiskussionsopfer voestalpine mit Minus 47%, AT & S mit -35% und schließlich auch noch Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann (trotz brauchbarem Geschäftsjahr und soliden Ölpreisen) mit Minus 29%.
Erfreulich wiederum die Aktiviäten der Wiener Börse: Boschan & Co. haben mittlerweile den "global market" (internationale Blue-Chips) massiv ausgebaut und mit Anfang 2019 könnte das neue Segment "direct market plus" (für KMU, die einen günstigen Börsegang wagen wollen) dafür sorgen, dass der Wiener Börse nicht laufend die heimischen Unternehmen wegbrechen. Ob die Trendwende hier schon 2019 gelingt, ist natürlich auch sehr von der Stimmung an den internationalen Märkten abhängig...
Der Abschwung der 2018 eigentlich noch gut gelaufenen Weltkonjunktur (welcher auch Österreich 2019 nicht verschonen wird) scheint an den Börsen schon einigermaßen vorweggenommen worden zu sein - wie es in Wien 2019 weitergeht, werden aber wohl wiederum die Weltbörsen bestimmen. Üble Laune von Trump, Putin, Erdogan (Kurden!) etc. könnte bzw. wird die Nervosität an den Börsen 2019 sogar noch deutlich erhöhen.
Und auch wenn es derzeit nicht nach einer neuen Finanzkrise riecht - es ist sicher kein Fehler, sich derzeit (an schwachen Tagen) eher nur mit Aktien einzudecken, die weniger krisenanfällig sind und gute Fundamentaldaten bzw. Aussichten aufweisen. "Stockpicking" wird demnach 2019 besonders angesagt sein.
Ad hoc-Meldung - Dezember 2018