Wie üblich, ist der Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) schon am Neujahrestag hellwach und präsentiert via Aussendung die (vorläufigen) Schätzungen in Sachen Vorjahresabsatz (Jahr 2018) von Mineralölproduzten in Österreich. Und diese Zahlen sind für die Mineralölindustrie durchaus nett - für die Umwelt vielleicht weniger...
Mit einem Absatz von 8,7 Mio. Tonnen Diesel und Benzin (das entspricht rund 10,6 Milliarden Liter) darf sich die Mineralölindustrie 2018 über eine Steigerung von 1,6% freuen.
Benzin wurde um 1,6% mehr abgegeben (2,2 Milliarden Liter, 1,65 Mio. Tonnen) - nach langen Jahren von rückläufigen Benzinabsätzen zeigt sich hier eine Trendwende: Ob des Dieselskandals und erster Fahrverbote sind die Dieselzulassungen auch in Österreich 2018 stark eingebrochen und Benziner waren im Vorjahr die klare Nr. 1 in der Zulassungsstatistik von Neuwagen. Das wird sich wohl auch 2019 nicht ändern - und dem Benzinabsatz wieder Flügel verleihen.
Wer nun aber glaubt, Diesel wäre damit rückläufig, der irrt: Brummt nämlich die Wirtschaft (und das tat sie 2018 in Österreich und vielen Teilen Europas), brummen auch die Dieselmotoren kräftiger - insbesondere die LKW-Motoren, die Fracht von A nach B (und wieder zurück) bringen und dabei Österreich sehr gerne als Diskonttankstelle Mitteleuropas ansteuern bzw. benutzen.
Der Finanzminister freut sich darüber, der Umweltministerin sollte hingegen eher schlecht werden...
Diesel wurde jedenfalls 2018 um 1,7% mehr abgesezt und darf sich wieder über neue Absatzrekorde freuen: 8,4 Milliarden Liter bzw. 7,1 Mio. Tonnen Diesel sprudelten 2018 in Tanks und Antriebseinheiten.
Erwartbare Einbußen gab es hingegen beim Heizöl Extraleicht: 2018 war für viele Ölheizungsbesitzer die Befüllung der Tanks schon deutlich teurer als in den Vorjahren (2017 gab es noch ein Plus von 3,8%), da wurde oft weniger getankt, der Winter war auch nicht übermäßig kalt und so manche Ölheizung hat 2018 endgültig ausgedient. Seit Jahren nimmt die Anzahl der Ölheizungen ab, der Neueinbau ist seit 2019 in Niederösterreich sogar schon verboten (weitere Bundesländer werden wohl folgen), die Förderungsaktion für den Umbau/Einbau wird bald beendet und Heizen mit Öl ist mittlerweile die teuerste Heizform.
Da ist es nicht verwunderlich, dass der Absatz von Heizöl Extraleicht um 12,5% auf 1,03 Mio. Tonnen rückläufig war. Kurzfristig ist zwar beim Heizöl (niedrige Ölpreise bzw. kalte Winter vorausgesetzt) immer wieder ein Plus möglich, dauerhaft gesehen werden sich die Mengen hier aber deutlich reduzieren.
So sich die Wirtschaft in Österreich bzw. Europa erwartungsgemäß (leicht positiv) entwickelt, wird dies auch beim Diesel- bzw. Benzinabsatz wieder für Zuwächse sorgen. Wie schon gesagt: Schön für die Mineralölindustrie und den Finanzminister, eher sehr blöd für die Umwelt...
Da derzeit keine ökologische Steuerreform in Sicht ist (unter dieser Regierung wird es wohl auch keine geben), werden Diesel und Benzin an den heimischen Tankstellen weiterhin für viel Tanktourismus sorgen. Die paar neuen Elektroautos bzw. Hybridvarianten haben wohl auch 2019 keine statistische Relevanz in Sachen Gesamtverbrauch von Mineralölprodukten.
Der LKW-Verkehr wird weiterhin für neue Dieselabsatzrekorde sorgen (da ist es derzeit noch nicht relevant, dass die Diesel-PKW-Neuzulassungen deutlich zurückgehen) und auch die (nach vielen schwachen Jahren nun boomenden) Benzin-PKW's werden dafür sorgen, dass 2019 wieder mehr Benzin in Österreich getankt wird.
Ad hoc-Meldung - Jänner 2019