Hat man sich vor Jahren mit Aktien von Amazon, Google (=Alphabet), Facebook oder auch Apple eingedeckt, so hat man dabei primär einmal Mut zum Risiko bewiesen, andererseits auf großartige Pferde gesetzt: Die Aktienkurse genannter Unternehmen haben sich in der Regel vervielfacht - deren nachhaltiger Erfolg ist aber mit einiger Sicherheit noch lange nicht in Stein gemeißelt...
Noch weniger trifft dies auf die Tesla Inc. zu, deren Aktienkurs in den letzten Tagen ziemlich gelitten hat und ein Sturz von 320 Euro das Stück auf zuletzt 285 Dollar hingelegt hat. Zurecht, wie ich meine.
Langsam verblasst nämlich der Riesenbonus von Elektroautopionier Tesla, speziell auch der von Hauptaktionär (22%) Elon Musk. Nach Produktionsschwierigkeiten im Vorjahr und Troubles mit der Börsenaufsicht verlautbarte der Kommunikationsstar Musk nunmehr, dass man im Vertrieb nun massiv auf Onlinevertrieb umstellen möchte. Ein Schritt, der deutlich darauf hinweist, dass man an der Profitabilität noch hart zu kauen hat...
Ein paar Zahlen gefällig?: 2015 setzte Tesla (mit den Luxusmodellen) noch 4 Mrd. Dollar um, der Verlust lag bei 889 Mio. Dollar. 2016 wurde der Umsatz auf 7 Mrd. Dollar erhöht - Verlust: 746 Mio. Dollar. 2017: Umsatz 11,8 Milliarden Dollar, 1,96 Mio. Dollar Verlust. 2018: 21,5 Mrd. Euro Umsatz - 976 Mio. Euro Verlust. Auch wenn der Tesla-Kurs seit 2017 ziemlich pendelt bzw. sogar eine leicht fallende Tendenz hat, entspricht das immer noch einer Marktkapitalisierung von gewaltigen 49 Milliarden US-Dollar!
Mit der heuer so richtig voll anlaufenden Auslieferung des "Billig-Teslas" Model 3 (Variante Tesla 3 Long Range kostet bei uns um 58.300 Euro, das reichweitenärmere Standardmodel Tesla 3 kommt in der 2. Jahreshälfte auch nach Österreich und soll ca. 40.000 Euro kosten) sollte die 2019er-Bilanz aber schön langsam so etwas wie einen Gewinn erahnen lassen.
Der einstige Technikvorsprung ist mittlerweile so gut wie futsch und weg - gegenwärtig baut bzw. entwirft der gesamte Automarkt ähnlich reichweitenstarke bzw. sogar günstigere Elektroautos:
Im Luxussegment sind z.B. der aktuell kommende Audi e-tron und der Jaguar I-Pace durchaus ernstzunehmende Konkurrenten, bei den "Normal-Stromern" haben z.B. der KIA e-Niro, der Hyundai Kona Elektro oder der neue Nissan Leaf ähnliches zu bieten wie Tesla. 2019 und 2020 folgen noch viele ähnlich gute Modelle, in Deutschland baut das Startup Sono-Motors z.B. gerade den Sion, der die Reichweite mit integrierten Photovoltaikmodulen erhöhen kann.
Ob es da zwecks Aufrechterhaltung der Pionierstellung hilft, demnächst (14. März) einen Elektro-SUV namens Tesla Y zu präsentieren, bleibt abzuwarten.
Fakt ist jedenfalls, dass der Markt für neue Elektroautos noch immer weltweit viel zu klein ist (sichere 500 Kilometer Reichweite um 20.000 Euro wären da wohl Voraussetzung für die Massendurchdringung, das wird aber wohl noch länger dauern), und dass sämtliche Autohersteller an der Entwicklung ähnlicher (oder sogar besserer, günstigerer) Fahrzeuge arbeiten und China da auch schon weit über den Heimmarkt lugt und wohl bald auch weltweit E-Cars -deutlich günstiger- anbieten wird.
Die aktuellen 285 Dollar pro Aktie sind demnach nur eine vage Zukunftshoffnung - eine Zukunft, die am Elektroautomarkt erst in den nächsten 5 bis 10 Jahren wirklich vorentschieden sein könnte.
Tatsächlich muss sich Tesla somit rasch bemühen, Ansätze von schwarzen Zahlen liefern zu können - sonst muss sich Elon Musk wohl bald aus der Forbes-Liste der reichsten Menschen verabschieden. Ob dies ohne Beratung in Verkaufsstellen gelingen kann, bezweifle ich übrigens massiv - gerade derart teure Fahrzeuge (und das gilt für alle E-Cars) sind absolut beratungsintensiv, die kauft wohl kaum jemand nur mit Mausklick...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2019