Auch 2019 gibt es noch immer kein österreichisches p2p-Kredite-Portal - während das Crowdinvesting (insbesondere mittels Immobilien) in Österreich weiter boomt, bleibt das Crowdlending (=Kredite von Privat an Privat) noch ein ziemlicher Exot. Daher weichen viele interessierte Anleger auch ins Baltikum aus, wo aktuell eine ziemlich große p2p-Kreditportal-Szenerie entsteht.
Der Geldmarie (an neuen Finanzierungs- und Anlageformen immer interessiert) ist dies nicht entgangen und schon seit Ende 2016 läuft ein Echtgeldtest bei Bondora (Tallinn, Estland), seit Mai 2017 bei Mintos (Riga, Lettland) und seit dem Oktober 2017 wird auch das Immobiliencrowdlending bei EstateGuru (Tallinn, Estland) mit Kleinbeträgen dotiert.
Alle 6 Monate gibt es eine Zwischenbilanz über die Ertragsentwicklung dieser 3 Portale (sorry: noch mehr neue Portale zu testen geht sich leider nicht aus) - und dieser fällt auch im April 2019 durchaus positiv aus:
Der längste Test läuft seit Oktober 2016 bei Bondora. Erwartungsgemäß sinkt dort (ob besonders viel hochverzinster, aber auch riskanter Kredite) die Nettorendite laufend: Nach 18,6% im Oktober 2016, 16,63% im Oktober 2017 und 12,54% im Oktober 2018 sind es derzeit noch 10,74%.
Damit war aber auch durchaus zu rechnen - die Rendite wird wohl (über noch längere Zeiträume betrachtet) einstellig ausfallen.
So man keine Wiederveranlagung tätigt, ist dies aber auch klar: Man startet mit der höchstmöglichen Renditeerwartung, dann folgen aber natürlich auch einige Ausfälle und die Nettorendite sinkt.
Im Vergleich mit den meisten anderen Anlegern liegt die persönliche Performance aber immer noch recht gut - das liegt vielleicht daran, dass ich mir zum Start Projekte auch noch selbst aussuchen konnte...
Bondora wächst weiterhin gut: Im Oktober 2017 waren 104 Millionen Euro investiert, im Oktober 2018 151,8 Mio., derzeit sind es schon 201 Mio. Euro.
Der Star im Baltikum in Sachen Volumen dürfte derzeit Mintos sein (wer besser informiert ist: bitte kurz melden!): 2,04 Milliarden Euro wurden bisher beim p2p-Kreditportal in Lettland investiert, im April 2018 waren es noch nette 626 Millionen Euro...
Das liegt wohl auch daran, dass die Ausfallsrate bei Mintos bisweilen sehr gering ist. Die Kredite haben zwar von Haus aus geringere Zinssätze, von 53 Krediten (zu je 10 Euro) ist seit Mai 2017 noch keiner endgültig ausgefallen!
Sehr wohl sind aber 15 Kredite schon im Verzug - man kann also davon ausgehen, dass sich hier die Rendite schon sehr bald auch unter die 10%-Marke bewegen wird und dem Zwischenergebnis von Bondora sehr ähnlich ist.
Die ersten Ausfälle gibt es in meinem "Echtgeld-Musterdepot" auch bei EstateGuru. Bei EstateGuru aus Estland wird seit Oktober 2017 in Immobiliendarlehen investiert, im Gegensatz zum heimischen Crowdinvesting in Immobilien besteht aber dort bei Ausfällen auch noch die Hoffnung, via Grundbucheintrag einen Versteigerungs- bzw. Verwertungserlös aus einer Pleite zu bekommen.
Von 17 Projekten (zu je 50 Euro, gestartet im Oktober 2017) sind derzeit 3 Ausfälle zu beklagen, 2 Projekte haben leichte Verspätung.
Die aktuelle Nettorendite wird mit 12,19% angegeben - die höchstwahrscheinlich auch noch deutlich nach unten gehen werden. Wie stark, wird sich insbesondere dadurch weisen, wie gut die Verwertung von ausgefallenen Immobilienkrediten gelingt.
Aktuell ist bei EstateGuru jedenfalls weiterhin guter Geschäftsgang zu beobachten: Waren es bis Oktober 2016 noch 12 Millionen, die investiert wurden, im Oktober 2017 dann 32 Millionen Euro und im Oktober 2018 schon 78 Mio., so hat man dies bis April 2019 auf nette 108 Mio. Euro gesteigert.
Bondora, Mintos, EstateGuru: Läuft weiterhin erwartungsgemäß und auch recht gut!
Bitte beachten Sie aber jedenfalls: Hohe Erträge = höhere Risken. Wie gut Crowdlending oder Crowdinvesting in Immobilien wirklich sind, wird sich erst nach der nächsten Finanzkrise bzw. Immobilienblase zeigen! Investments sind also nach wie vor eher nur mit kleineren Summen anzuraten.
Weitere Portale aus dem Baltikum in Sachen Crowdlending finden Sie gleich hier bei den Linktipps.
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - April 2019