Rund jeweils 1.000 Euro hat die Geldmarie bei den 3 genannten p2p-Kredit-Portalen im Baltikum investiert - nein, nicht um reich zu werden, vielmehr um selbst zu testen, wieweit diese noch immer ziemlich unbekannte Anlagevariante funktioniert.
Während bei uns das Crowdinvesting (siehe eigene Rubrik der Geldmarie) schon kräftig floriert, ist Crowdlending weiterhin bei uns nicht angekommen. Ob extrem niedriger Kreditzinsen und breit ausgeprägter Bankenlandschaft im Lande wohl auch nicht ganz verwunderlich - Anleger in p2p-Kredite müssen demnach weiter in der Ferne nach entsprechenden Angeboten suchen und tun das auch immer häufiger.
Insbesondere im Baltikum (Estland, Lettland, Litauen) hat sich mittlerweile eine riesige Crowdinvesting- und p2p-Kreditszenerie gebildet, 3 Portale, die es schon ein paar Jahre gibt, haben wir seit 2016 (Bondora) bzw. 2017 (Mintos, EstateGuru) mit kleinen Echtgeldsummen getestet und berichten laufend über die Entwicklung. Hier die frischen Zahlen:
Es war zu erwarten, dass die anfänglich zweistelligen Renditen bei Bondora sich nur nach unten entwickeln können: Waren es zum Start im Oktober 2016 noch sagenhafte 18,6%, bleiben nunmehr im Oktober 2019 noch 8,29% Nettorendite übrig. Tendenz weiter fallend.
Trotz der Rückgänge bei den Renditeerwartungen wächst das Portal weiter: Nach 104 investierten Millionen vor 2 Jahren (Oktober 2017) und 152 Mio. im Oktober 2018 liegt man aktuell bei 281 Mio. Euro und zählt damit zu den größeren Anbietern im Baltikum.
Unglaublich hohe Wachstumsraten beim vergebenen Kreditvolumen hat Mintos. Im April 2018 waren es noch 626 Mio. Euro, im April 2019 schon fette 2,04 Mrd. Euro und aktuell liegt Mintos bei 3,56 Mrd. Euro.
Das liegt wohl auch daran, dass die Kredite (primär Verbraucherkredite) bei Mintos deutlich weniger Ausfallsrate aufweisen (dafür aber geringere Zinsen bieten) - von 70 Projekten sind in meinem Portfolio nur einige in Verzug und es gibt noch immer keinen Ausfall.
Man kann allerdings fix damit rechnen, dass noch einige Ausfälle kommen werden und die derzeitigen 10,44% Rendite auch noch klar unter 10% fallen werden. Mit einiger Sicherheit wohl schon in den nächsten 6 Monaten, nach welchen wir wieder eine Zwischenbilanz ziehen...
Seit Oktober 2017 wird auch das Immobiliencrowdinvesting-Portal "EstateGuru" getestet, wo man ab 50 Euro in Immobilienkredite investieren kann und dabei auch (im Gegensatz zum heimischen Immobiliencrowdinvesting - da kriegt dann ob der Nachrangigkeit die Verwertung wohl nur die Bank...) damit rechnen kann, dass es bei Ausfällen von Projekten auch so etwas wie einen "Liquidationserlös" der Immobilie gibt.
3 Projekte sind beim EstateGuru-Test schon ausgefallen - dies wird dann (nach Verwertung, die noch aussteht) die Rendite von derzeit tollen 11,32% wohl noch nach unten drücken. Aber wer bei solchen Investments mit 10 oder mehr Prozenten Rendite rechnet, ist sowieso ein Träumer...
Das Immo-Crowdinvestingportal findet nach wie vor immer mehr Investoren bzw. auch Kreditnehmer: Im Oktober 2016 waren noch bescheidene 12 Millionen Euro investiert, im Oktober 2017 32 Mio. Euro, im Oktober 2018 78 Mio. Euro und aktuell liegt EstateGuru schon bei 151 Mio. Euro, hat sich demnach im letzten Jahr in Sachen Volumen fast verdoppelt.
Lieblingsportale derzeit: Mintos, EstateGuru.
Weiterhin gilt aber: Hohe Erträge = höhere Risken. Wie gut Crowdlending oder Crowdinvesting in Immobilien wirklich sind, wird sich erst nach der nächsten Finanzkrise bzw. Immobilienblase zeigen! Investments sind also nach wie vor eher nur mit kleineren Summen anzuraten.
Weitere Portale aus dem Baltikum in Sachen Crowdlending und Crowdinvesting finden Sie hier: Crowdinvesting und p2p-Kredite in Lettland, Estland und Litauen
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2019