Seit 2018 sind sie im Stadtbild Wiens (und auch einigen anderen Städten Österreichs) angekommen, 2019 haben sie sich massiv vermehrt: Die Leih-E-Scooter. Mittlerweile sind sie für viele Wiener schon zur Plage geworden - mehr als 1000 Beschwerden (in der Regel über völlig deplatziert abgestellte E-Scooter) wurden amtsseitig in Wien schon 2019 gezählt, trotz Wiener Raunzlaune viele davon wohl nicht ganz unberechtigt.
Problem Nr. 1: Die E-Scooter haben keine eigenen Abstellbereiche und kugeln dann halt irgendwo behindernd auf Gehsteigen herum. Problem Nr. 2: Die Regeln für die Benutzung der E-Scooter sind noch nicht allen (und schon gar nicht den vielen Wien-Touristen) bekannt. Resultat: Über 1.500 polizeiliche Amtshandlungen in einem Jahr.
Fahren zu zweit, Fahren auf dem Gehsteig und Telefonieren führen hier die Statistik der Anzeigen an - über 500 Geldstrafen wurden 2019 schon verhängt und wohl sehr oft auch eine Auge zugedrückt. Mehr als 1.000 Verletzte durch die E-Scooter-Benutzung wurden 2019 in Österreich schon gezählt - das deutet darauf hin, dass viele ungeübte Benutzer der Leih-Scooter die Geschwindigkeit bzw. die Gefahren deutlich unterschätzen.
Mittlerweile 10 Anbieter (zumeist internationale Unternehmen) mit fast 9.000 E-Scootern sind in Wien registriert und suchen das große Geld im Verleih, maximal 1.500 Fahrzeuge darf jeder Anbieter in Wien einstellen.
In der Regel zahlt man pro Fahrt mit dem Leih-E-Scooter einen Euro Basispreis und dann 0,15 bis 0,20 Euro pro Minute. Dass sich diese Rechnung auch nur für einen der vielen Anbieter derzeit ausgeht, ist trotz der niedrigen Kaufpreise für E-Scooter ziemlich unwahrscheinlich.
E-Scooter kann man derzeit schon ab 200 Euro kaufen und große Anbieter kaufen natürlich noch günstiger ein, es fallen aber natürlich auch noch viele Zusatzkosten an: Bezahl- und Ortungstechnik, Standort mit Personal, E-Scooter einsammeln, E-Scooter laden, E-Scooter verteilen, E-Scooter reparieren und mit einiger Sicherheit gehen (wie schon bei den in Wien gescheiterten Leihrädern, nur das Citybike Wien hält solide die Stellung gegen die diversen Start-Ups) auch viele E-Scooter durch Vandalismus oder Diebstahl verloren.
Finanziell ausgehen kann sich das nur, wenn man einen langen Atem hat, primär auf Touristenbereiche setzt und früher oder später auch Abstellbereiche definiert (hätte auch für die Anbieter große logistische Vorteile), was wohl beim aktuellen E-Scooter-Gipfel in Wien ein Hauptthema sein sollte.
So manches Unternehmen wird wohl nicht einmal den (ziemlich umsatzlosen) Winter 2019/2020 durchstehen, im Oktober 2020 kugeln meiner Schätzung nach wohl schon deutlich weniger Scooter hermum. Jetzt eigens viele teure Abstellzonen zu errichten, klingt zwar derzeit sinnvoll - könnte man sich aber (so meine Markteinschätzung stimmt) wohl sparen.
Und überhaupt: E-Scooter-fahren ist zwar ganz lustig - ist aber in Sachen Stadtmobilität sicher keine sinnvolle Alternative. Wege, die heute mit dem E-Scooter zurückgelegt werden, ging man früher zu Fuß. Das ist einerseits deutlich gesünder und billiger und andererseits sieht man auch deutlich mehr von der Stadt...
Ergo: I brauch den Schas ned - aber der Markt wirds schon richten;-)
Ad hoc-Meldung - Oktober 2019