Die österreichischen wie auch die europäischen Sparer haben sich in den letzten Jahren schon daran gewöhnt: Mit dem normalen Sparbuch, aber auch mit Onlinevarianten wie Tagesgeld und Festgeld ist schon längere Zeit kein Plus mehr drin. Zieht man von den mickrigen Zinsen (zumeist 0,01 bis 1,5% - je nach Bindungsvariante und Veranlagung) die aktuelle Inflationsrate (1-2%) sowie die KESt. ab, steht unter dem Strich in der Regel ein Minus von 1-2 Prozent.
Das resultiert primär aus der Politik der EZB (Europäische Zentralbank), die die Leitzinsen seit Jahren bei Null hält und die von Banken für das Deponieren von Geld sogar Strafzinsen von 0,4 bis 0,5% verlangt. Die Niedrigzinspolitik in der Eurozone soll einerseits die Kreditvergabe ankurbeln (und damit auch das nunmehr wieder maue Wirtschaftswachstum), andererseits werden mit den niedrigen Zinsen auch angeschlagene Unternehmen (die Banken profitieren von weniger Kreditausfällen), marode Banken (insbesondere in den Südländern) und sehr wohl auch miserable Staatshaushalte (Griechenland, Italien, Frankreich, Spanien etc.) über Wasser gehalten.
Dass man damit im Falle einer (nicht unwahrscheinlichen) nächsten groben Finanzkrise neue Blasen schafft (Staaten, Banken, Immobilien) und die klassischen Sparer Jahr für Jahr Vermögen verlieren, steht auf einem anderen Blatt.
Fakt ist, dass die Banken die Spareinlagen derzeit eigentlich gar nicht so notwendig benötigen - und daher auch nur Minizinsen für solche zahlen. Man darf durchaus annehmen, dass sich dies in den nächsten Jahren auch nicht wesentlich ändern wird.
Während Negativzinsen in einigen Ländern (z.B. für Einlagen in der Schweiz) schon länger üblich sind und diese bisweilen primär hohe bis sehr hohe Einlagen betroffen hat, brach nun vor einigen Tagen eine Regionalbank in Bayern ein Tabu und verlangt nunmehr für neue Spareinlagen (alte Spareinlagen sind davon nicht betroffen) Negativzinsen von 0,5% - die man somit durchaus als "Strafzinsen" oder auch "Bargeldhinterlegungsgebühren" bezeichnen kann.
Es ist wohl nicht anzunehmen, dass auch nur irgendjemand auf die Idee kommt, dort nun ein neues Sparkonto zu eröffnen - aber wie schon erwähnt können sich die Banken ja derzeit Geld zum Nulltarif von der EZB ausleihen und haben mit Spareinlagen zumeist nur Kosten für deren Lagerung.
Für Banken ist es derzeit sogar günstiger, Bargeld in den eigenen Tresoren einzulagern und dafür Versicherungsprämien zu zahlen, als dieses der EZB abzuführen. Skurril, aber Fakt.
Vor Negativzinsen in Österreich muss man sich ob eines OGH-Urteils aber nicht fürchten: Laut diesem Urteil sind nämlich Spareinlagen immer positiv zu verzinsen - es handelt sich dabei nämlich um ein Darlehen an die Bank, dessen Naturell Mindestzinsen verlangt. Und wenn es nur 0,01 Prozent sind - die ja schon länger für täglich fällige Gelder üblich sind...
Der inflationsbedingte Wertverlust für Sparer bleibt uns zwar erhalten, Bargeld muss aber weiterhin nicht unter dem Kopfpolster oder in anderen Verstecken gehortet werden. Ein schwacher Trost - aber klassische Sparer abseits der schon sehr alten Generationen sollten sich unbedingt einmal umsehen, ob sie nicht einen Teil des Geldes in risikoarme (wiewohl natürlich nicht risikolose!) Veranlagungen umlagern.
Das Sparbuch ist schon längere Zeit ein Rohrkrepierer - und wird es wohl noch lange bleiben. Alternativen und Informationen dazu findet man auf der Geldmarie zuhauf - eine Auflistung vieler Anlagemöglichkeiten zum Einlesen findet sich z.B. in der Rubrik Anlagebarometer.
Negativzinsen für Firmen sind aber sehr wohl auch in Österreich möglich und wurden teilweise sogar schon gesehen.
Ad hoc-Meldung - November 2019