Die Coronakrise wird uns wohl in den nächsten Wochen und Monaten (und hoffentlich nicht viel länger) noch ziemlich unglaubliche bzw. desaströse Wirtschaftskennzahlen bescheren. Egal ob BIP, Arbeitslosenzahlen, Tourismuszahlen bzw. Staatsschulden. Eine Kennziffer, die die aktuell ziemlich bescheidene Wirtschaftslage deutlich beschreibt, ist der aktuell noch immer negative Preis für WTI-Rohöl.
Der Börsenpreis für WTI-Rohöl ist am 20.4.2020 deutlich ins Minus gerutscht. Bis zu 38 Dollar, die der Käufer eines Kontraktes für ein Faß (Barrel) Rohöl erhielt. Auch in den Morgenstunden des 21.4.2020 kriegt man den einen oder anderen Dollar, wenn man WTI-Ölverkäufern Öl abkauft.
Diesbezüglich gilt es einmal zu wissen, dass das WTI-Rohöl primär für den US-Markt relevant ist, während wir uns in Europa eher an die Notierungen von Brent-Rohöl halten, welches aktuell mit 23-24 Euro auch sehr billig (aber nicht negativ) gehandelt wird. Diese Kontrakte beziehen sich auf eine Lieferung im nächsten Monat.
Da in den USA die Öllagerstätten fast gänzlich voll sind und der Verbrauch (wie auch bei uns) massiv gesunken ist (weniger Industrie, PKW- und LKW-Verkehr, kaum Flüge, weniger Stromproduktion, weniger Heizölverbrauch), besteht in den hiesigen Lagern bzw. Raffenerien nahezu null Bedarf und einige Ölhändler bzw. Ölproduzenten haben für ihr überschüssiges Öl keine Lagerkapazitäten mehr.
Unzählige Öltanker werden derzeit (zu deutlich höheren Preisen) angebietet und als Lagerstätte für bessere Zeiten bis an den obersten Rand vollgepumpt - doch auch hier hat man nur beschränkte Aufnahmekapazitäten.
Nachdem aber in den nächsten Tagen die Börsenkontrakte schon für den Juni gelten, darf man durchaus ab Mittwoch mit Entspannung bei WTI-Rohöl rechnen - wiewohl die Lagerbestände natürlich in den nächsten Monaten kaum leerer werden und die Preise sich wohl wieder zwischen 20 und 30 Dollar einpendeln sollten...
Durch diesen Ölpreisschock (diesmal für die Produzenten) werden aber wohl einige US-Ölbarone die Förderungen massiv drosseln bzw. einstellen (für die meisten US-Ölproduzenten sind selbst Preise zwischen 20 und 30 Dollar schwere Verlustgeschäfte) - auch wenn man bei einer Fördereinstellung bei Bohrlöchern riskiert, dass bei Wiederaufnahme der Förderung dann weniger Ölertrag resultiert.
So Sie nicht zufällig selbst einen leeren Öltanker in USA-Nähe herumschwimmen haben, werden sie vom negativen US-Rohölpreis nur wenig profitieren:
Für uns ist die Brent-Ölnotierung relevanter und die Preise für Diesel und Benzin an den Tankstellen sind meistens ohnehin schon unter 1 Euro pro Liter gefallen.
Wer dieser Tage seinen Öltank (für die Ölheizung) befüllt, darf sich zwar über sehr günstige Preise (die wohl noch zumindest ein paar Monate günstig bleiben werden) freuen, bezahlen werden uns die Tankstellen bzw. Heizöllieferanten aber sicher nicht;-)
Der extrem niedrige Ölpreis an den Börsen hat aber (mit leicht aufgeschobener Wirkung) durchaus inflationssenkende Wirkung und beeinflusst natürlich auch den Gaspreis bzw. den Strompreis stark. Hier darf man sich auf längere Entspannung einstellen - eigentlich müssten sowohl Ölprodukte (Tankstelle!), Gaspreise als auch Strompreise derzeit deutlich günstiger werden.
So liegen die Spotmarktpreise für Deutschland und Österreich heute (auch ob viel Solarerzeugung und Windkraft in Deutschland) extrem niedrig bzw. teilweise sogar negativ - unsere Stromanbieter machen sich schon mehrere Monate ein schönes "Körberlgeld".
Auch wenn sich jetzt viele Grünaktivisten und Ölgegner ein wenig schadenfroh zeigen und an die große Wende glauben: Das ist nur eine Momentaufnahme. Die Geldmarie ist sich relativ sicher, dass es nach der Coronakrise (wie lange auch immer diese noch dauern wird) wieder heißt: Business as usual. Gilt dann natürlich auch für den Ölpreis...
Ad hoc-Meldung - April 2020