Wiewohl dieser Tage sich das wirtschaftliche Umfeld in Österreich wieder etwas beruhigt - dem Frieden ist natürlich nicht zu trauen. Mehr schon den durchwegs negativen Prognosen: Alle wirtschaftlichen Kennzahlen werden in Österreich (und wohl auch weltweit) 2020 deutlich negativ sein.
Langsam wagen sich auch die Wirtschaftsforscher wieder an Prognosen. So haben dieser Tage Wifo und IHS die Konjunkturprognosen für 2020 und 2021 veröffentlicht. Und die zeigen deutlich, wie dramatisch die Rezession 2020 auch in Österreich ausfallen wird.
Das Wifo schätzt das Bruttoinlandsprodukt Österreichs 2020 um 7% niedriger ein als im Vorjahr, das IHS nimmt -7,3% an. Diese Prognosen könnten aber wohl auch noch nach unten revidiert werden: Eine zweite Corona-Welle und ein (wohl dann mäßigerer) Lockdown könnten das BIP 2020 sogar zweistellig schrumpfen lassen.
Für 2021 sieht das Wifo dann ein Wirtschaftswachstum von 4,3%, das IHS schätzt dieses optimistisch auf 5,8% - auch hier ist natürlich noch nicht klar, wieweit man das Corona-Virus 2021 schon halbwegs im Griff hat...
Einen deutlichen Anstieg gibt es auch bei den Arbeitslosen: Bei der "nationalen Berechnung" schätzt das Wifo die Arbeitslosenrate 2020 auf 9,7%, das IHS nimmt 10,2% an. 2019 lag die Arbeitslosenrate noch bei 7,4 Prozent. Für 2021 gehen beide von einem Rückgang aus: Das Wifo nimmt 8,9% an, das IHS schätzt 9,2%. Die Geldmarie ist hier ein wenig pessimistischer: Viele Firmenpleiten werden nämlich erst folgen und das Heer von Kurzarbeitern (zuletzt noch 813.000) wird nicht 1:1 wieder in eine Beschäftigung wechseln können...
Insbesondere in Sachen Tourismus & Gastgewerbe sind noch viele Fragen offen - auch hier ist es nicht unwahrscheinlich, dass viele Betriebe für immer den Laden dicht machen müssen. Ist natürlich auch hier sehr relevant, ob es in Österreich/Europa zu einer 2. Corona-Welle kommt.
Besonders dramatische Auswirkungen bringt Corona 2020 und wohl auch in den Folgejahren für das Budget Österreichs (gilt natürlich auch weltweit...): Von 30-50 Milliarden "Coronabudget" ist hier laufend politisch die Rede, wobei rund 20 Milliarden auf rückzahlbare Kredite und Garantien entfallen sollen.
Massive Steuerausfälle, Steuerstundungen, Pleitewellen und steigende Arbeitslosigkeit (weniger Steuern, weniger SV-Beiträge, mehr Kosten), Kurzarbeit, Härtefallfonds und Zuschüsse, AUA-Rettung, UST-Senkung, EST-Senkung und Co. werden für ein gewaltiges Loch im Staatssäckl sorgen - so groß, dass man sich derzeit mit Prognosen und Schätzungen seitens Politik lieber zurückhält...
However - die Geldmarie probierts: Die Staatsverschuldung könnte Ende 2020 bei 320 bis 330 Milliarden Euro liegen - Ende 2019 waren es noch 280,4 Milliarden bzw. 70,4% des BIP. Nicht unmöglich, dass dieser Satz dann Ende 2020 (auch ob deutlich geringerem BIP) zwischen 95 und 100% liegt!
Auch 2021 werden da wohl noch sicher Schulden hinzukommen: Auch wenn das BIP wohl wieder steigen wird - das 2019er-Niveau ist noch lange nicht erreicht, es wird wohl eher bis 2025 oder gar 2030 dauern, bis man das Budget wieder halbwegs im Griff hat.
In den nächsten Wochen werden dann die ersten "Katastrophenquartalszahlen" von Aktiengesellschaften präsentiert. Diese lassen dann wohl ahnen, dass die Finanzkrise eher ein "Lercherlschas" gegen den weltweiten "Shutdown" ist. Bei den Staatshaushalten ist man derzeit noch im "Schockstatus" - erst 2021 werden dann Fragen auftauchen, wie und ob Italien, Spanien, Portugal oder Griechenland es schaffen können, den weiter deutlich gewachsenen Schuldenberg abtragen zu können. Unruhige Zeiten auf den Märkten sind vorprogrammiert - meines Erachtens sind die Börsen derzeit überbewertet!
In Österreich müssen sich Kurz und Kogler dann auch -früher oder später- (früher wäre mir lieber) darum kümmern, wie man diese Last (auf den Schultern der jüngeren Generation aufgenommen) auch wieder Schicht für Schicht abträgt. An Steuerreformen, Strukturreformen und Sparpaketen wird man leider nicht vorbeikommen...
Ad hoc-Meldung - Juni 2020