Es ist durchaus nachvollziehbar, wenn sich viele Anleger in Krisenzeiten (und eine solche durchleben wir gerade ohne Zweifel) in Richtung Versorgertitel bewegen - und ein solcher ist der heimische Stromversorger Verbund zweifelsohne.
Dass diese Strategie kein Fehler ist, beweisen auch die aktuell veröffentlichten Halbjahreszahlen des Verbund, auch wenn dieser selbstverständlich auch nicht ganz ungeschoren blieb...
Die Bilanzsumme des Verbund reduzierte sich um bescheidene 0,6% auf 11,76 Mrd. Euro.
Schon deutlicher der Umsatzrückgang: Um 14,1% ging es im 1. Halbjahr 2020 auf 1,714 Mrd. Euro runter.
Das EBITA verringerte sich nur um 6,8% und landete in den ersten 6 Monaten 2020 bei 639 Mio. Euro, das operative Ergebnis fiel um 14% auf 435,2 Mio. Euro und das bereinigte Konzernergebnis lag mit 301 Mio. Euro 11,6% hinter den ersten 6 Monaten des Vorjahres.
In normalen Zeiten würde man hier wohl von deutlichen Einbrüchen sprechen, angesichts weiterer für den Verbund wichtiger Zahlen sieht dieses Zwischenergebnis aber durchaus respektabel aus:
Der Erzeugungskoeffizient bei Wasserkraft lag nämlich nur bei 0,95 (1 = Normale Wasserführung) - im Vorjahreshalbjahr waren es noch fette 1,11 gewesen!
Auch das Minus von 2,2% beim Stromabsatz (30.938 GWh im ersten Halbjahr 2020) ist durchaus positiv zu bewerten: Immerhin standen wichtige Abnehmer wochenlang still und der Stromverbrauch in Österreich fiel am Höhepunkt des Lockdowns um 10 bis 15% und liegt heute noch deutlich unter den Normalzahlen.
Erfreulich auch der Rückgang der Nettoverschuldung um 5,6% auf 2,13 Mrd. Euro - der bescheidene Verschuldungsgrad von 32,1% darf durchaus auch als positive Kennzahl wahrgenommen werden.
Für 2020 rechnet man seitens Verbund mit einem Gewinn von 510 bis 570 Mio. Euro (so die zuletzt erholenden Großhandelspreise nicht wieder nach unten drehen und auch die Wasserführung normal verläuft) - das wäre für ein "Krisenjahr" schwer respektabel.
Die Börsianer sind mit den Halbjahreszahlen auch durchaus zufrieden und ließen die Aktie im frühen Handel leicht steigen, mit aktuellen 45 Euro ist mir das Papier aber immer noch etwas zu teuer. Unter 40 Euro kann man hier aber wohl einigermaßen sorglos zuschlagen.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Juli 2020