Der Fachverband der Mineralölindustrie (FVMI) hat aktuell eine Verbrauchseinschätzung für die relevanten Kraftstoffprodukte für Österreich im ersten Halbjahr 2020 veröffentlicht - und diese fällt für die Mineralölindustrie erwartungsgemäß bitter aus: Schwere Rückgänge in fast allen Sparten.
Nachdem in den Vorjahren der Treibstoffabsatz in Österreich ob guter Wirtschaftslage und Tanktourismus nach wie vor kräftig angezogen ist, sorgt nun Corona im ersten Halbjahr 2020 (und wohl auch im 2. Halbjahr...) für einen schweren Dämpfer:
Mit 3,4 Mio. Tonnen Benzin und Diesel lag man um unglaubliche 20,2% hinter dem Absatz des 1. Halbjahres 2019. Dieses Gewicht entspricht übrigens 4,1 Mrd. Liter Kraftstoff.
Das Minus fiel bei Diesel mit 19,4% (3,3 Mrd. Liter) etwas geringer aus als bei Benzin (790 Mio. Liter, -23,8%) - das resultiert auch aus der Tatsache, dass Benzin mehr an Tankstellen abgegeben wird (insbesondere an Private) und bei Diesel der industrielle Anteil deutlich höher ist.
Wirklich katastrophal auch die Zahlen auch bei Flugturbinentreibstoff: 196.000 Tonnen sind ein Minus von 57% - ob der Flugsperren aber wohl kaum verwunderlich. Wohnt man (wie die Geldmarie) im Bereich einer Einflugschneise des Flughafen Wien-Schwechat, kann man das -nach wie vor spürbare- Minus auch mit freiem Auge beobachten...
Bei Heizöl Leicht gab es ein Absatzminus von 7% auf 27.500 Tonnen, Heizöl Extraleicht hingegen boomte: 698.000 abgesetzte Tonnen sind ein starkes Plus von 32% gegenüber dem 1. Halbjahr 2019 - und sind eindeutig auf die niedrigen Heizölpreise zurückzuführen, die viele Öltankbesitzer dazu gebracht haben, im 1. Halbjahr 2020 die Tanks kräftig anzufüllen.
Im 2. Halbjahr 2020 werden die Rückgänge bei Benzin und Diesel wohl nicht mehr so deutlich ausfallen wie in den ersten 6 Monaten - trotzdem ist mit einem Minus absolut zu rechnen. Insbesondere der deutlich rückläufige Tanktourismus (z.B. sind eindeutig weniger deutsche Urlauber im Lande bzw. durchreisen dieses) wird dem Finanzminister ein noch tieferes Loch reißen.
Auch bei Kerosin ist eher mit sehr traurigen Zahlen zu rechnen.
2020 darf sich somit primär die Umwelt freuen, 2021 sind aber schon wieder Zuwächse beim Kraftstoffverbrauch zu erwarten.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Juli 2020