Nicht nur die Banken leiden derzeit an der katastrophalen Wirtschaftslage - auch die Versicherungen zeigen erste Schwächen in der Bilanz. Das zeigen auch die Halbjahreszahlen der Vienna Insurance Group, welche im Vergleich mit den noch sehr guten Vorjahreszahlen deutlich schwächer ausfallen.
Dabei lief in Sachen Prämieneinnahmen das 1. Halbjahr 2020 für die VIG noch recht gut: Diese konnten immerhin um 2,4% auf 5,58 Mrd. Euro gesteigert werden. Ein starkes Plus gab es in der Sparte Sachversicherung (+7%), ein solides in der Krankenversicherung (+2,6%) und die KFZ-Versicherungen sowie die Lebensversicherungen blieben ziemlich konstant.
Durch Abschreibungen von Firmenwerten (Bulgarien, Kroatien, Georgien) und auch durch den zeitweiligen Corona-Stillstand bzw. die sich eintrübende Wirtschaft (in der dann Versicherungen auch nicht so gefragt sind) sank das Finanzergebnis um 8,3% auf 388 Mio. Euro.
Das Ergebnis vor Steuern lag bei 201,2 Mio. Euro (-21,8%) und das Ergebnis nach Steuern bei 126,3 Mio. Euro (-16,3%).
Durch eine gute Entwicklung des versicherungstechnischen Ergebnisses (das hier wichtige "Combined Ratio" lag bei 95,5% und verbesserte sich - Zahlen unter 100% sind immer positive Werte für das Versicherungsgeschäft) ist das Ergebnis aber immer noch als solide zu bewerten.
Keine bösen Überraschungen vorausgesetzt möchte man auf der virtuellen Hauptversammlung am 25.9. immer noch eine schöne Dividende von 1,15 Euro für 2019 ausschütten (für 2018 war es 1 Euro). Für das verbleibende Geschäftsjahr 2020 wagt man seitens VIG derzeit keine Prognose.
Die Geldmarie wagt schon eine: Mit Rekordjahren und Prämienplus wird es wohl die nächste Zeit (wohl auch 2021 und 2022) vorbei sein - die schwache Wirtschaft hat natürlich auch seine Auswirkungen auf Neugeschäft und Prämienzahlungen. Insbesondere im Firmengeschäft (aber auch im Privatgeschäft) sind hier wohl noch viele Zahlungsausfälle und Polizzenstorni in Sicht.
Versicherungen sind hier aber sicher nicht so sensibel aufgestellt wie Banken (das hat schon die Finanzkrise bewiesen) - der Aktienkurs von aktuellen 20,60 Euro ist demnach durchaus gerechtfertigt. Für geduldige Anleger könnte demnach auch jetzt kein falscher Einstiegszeitpunkt sein - mit Rückschlägen ist aber weiterhin immer zu rechnen. "Gmahde Wiesen" gibt es aber derzeit ohnehin keine...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - August 2020