Wenn nicht gerade (wie 2019) eine Nationalratswahl ansteht und dafür Wahlzuckerl an Pensionisten in Form einer großzügigen Pensionserhöhung verteilt werden, richtet sich die Pensionserhöhung des kommenden Jahres an der Inflationsrate des letzten Jahres. Genauer gesagt, der Inflationsrate zwischen August 2019 und Juli 2020. Nachdem die Inflation vom Juli 2020 nunmehr bekannt ist, errechnete sich dabei eine Jahresinflation von 1,5%, welche man den Pensionisten quasi fast automatisch per 1.1.2021 auf die Pension aufschlagen wird.
Nachtrag 27.09.2020: Pensionen bis 1.000 Euro werden um 3,5 Prozent angehoben, bei Pensionen bis 1.400 Euro fällt die Steigerung linear ab und ab 2.333 Euro wird die Steigerung mit einem Fixbetrag von 35 Euro gedeckelt.
Daraus resultiert eine durchschnittliche Erhöhung der Pensionen für 2021 von 1,8 Prozent...
Prinzipiell ist diese "automatische Inflationsabgeltung" für Pensionisten ja eine durchaus faire Sache - und verhindert, dass sich die Sozialpartner (bzw. die Regierung und die Pensionistenverbände) vor jeder Pensionserhöhung massiv streiten müssen.
Auch durchaus sinnvoll und sozial, dass man die vielen niedrigen Pensionen bzw. Mindestpensionen etwas deutlicher erhöht - was wohl in den nächsten Wochen auch beschlossen werden wird. Die Mindestpension/Ausgleichszulage wird dann mindestens bei 981 Euro liegen und es wäre nicht verwunderlich, wenn man daraus einen runden Tausender macht. Der sei allen Pensionisten auch gegönnt!
An dieser Stelle sei aber wieder einmal deutlich darauf hingewiesen, dass man mit jeder Pensionserhöhung das Loch zwischen den tatsächlichen Einzahlungen und den Pensionsausgaben noch viel größer macht, als es ohnehin schon ist. Die Agenda Austria hat da jüngst 24 Millarden Budgetloch für 2020 prognostiziert. Eine ziemlich deftige Summe zulasten des Budgets, welches 2020 coronabedingt ohnehin schon katastrophal ausfallen wird.
Wenn in Österreich ein Arbeitnehmer rund 32 Jahre ins System einzahlt und mehr als 20 Jahre Pensionsbezieher ist, kann sich diese Rechnung natürlich hinten und vorne nicht ausgehen und hinterlässt Jahr für Jahr immer größere Finanzierungslücken. Welche in den nächsten Jahren (Corona hat nicht nur 2020 negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, die 1960er-Babyboom-Generation schleicht sich schon deutlich an die Pensionen ran) noch viel massiver werden.
Derzeit kommt auf 1,7 Erwerbstätige schon 1 Pensionist (Tendenz weiter fallend), die Beschäftigungssituation (lebenslange Jobs gibts nicht mehr, prekäre Arbeitsverhältnisse und Teilzeit nehmen deutlich zu) sieht auch in Zukunft nicht wirklich gut aus und von einem Babyboom ist in Österreich natürlich auch schon lange keine Rede mehr...
Um die Pensionsansprüche der jetzt erwerbstätigen Menschen zu sichern und auch für junge Menschen ein an und für sich sehr großzügiges Pensionssystem zu erhalten, gilt es auch für Türkis-Grün dringend zu handeln und endlich eine faire Pensionsreform auf den Weg zu bringen. Besser früher, als später.
Realistischerweise erwarte ich mir aber diesbezüglich leider nicht viel bis gar nix: Corona wird die Regierung noch lange beschäftigen, das unpopuläre Thema Pensionsreform greift man dann ab "Kassasturz" (der 2021 traurig ausfallen wird) sicher nicht an. Aber ich wollte es halt wieder einmal gesagt haben - bevor uns die negativen Budgetzahlen um die Ohrwaschln fliegen...
Ad hoc-Meldung - September 2020