In wenigen Wochen ist es 1 Jahr her, dass Covid-19 für den ersten (erfolgreichen) Lockdown gesorgt hat. Auch wenn mittlerweile die schon gestarteten Impfungen zwischenzeitlich für Optimismus gesorgt haben: Es ist noch ein langer Weg zu gehen - der wohl noch ein weiteres Jahr ziemlich staubig ist.
Aktuell wurden gerade weltweit mehr als 2 Mio. Corona-Tote gezählt (bei 94 Mio. Fällen), Tendenz nach wie vor steigend. Zahlen, die wohl um ein Vielfaches höher sind - denn in den meisten Ländern ist man da (ob deutlich schlechterer Gesundheitssysteme) nicht so genau...
In Österreich sind es bald fast 400.000-Covid-19-Fälle (bei bald 7.000 Todesfällen mit oder an Corona) - ob vieler symptomfrei verlaufender Erkrankungen könnten somit grob 5 bis 10% der Bevölkerung schon Corona hinter sich haben und (im Idealfall, hier gibt sich die Wissenschaft noch vorsichtig) somit nicht mehr ansteckend sein bzw. auch nicht mehr angesteckt werden können.
Da man hierzulande aber im 1. Quartal 2021 nur etwas über eine halbe Million Menschen impfen kann (etwas über 1,1 Mio. Dosen fix, 2 Impfungen notwendig), wird insbesondere das 1. Quartal 2021 noch eine äußerst schwere Geduldsübung.
Gerade zeichnet sich ab, dass man die Neuinfektionen nicht wirklich auf ein zufriedenstellendes Maß reduzieren konnte (Weihnachten, Silvester...) - der von mir schon im Dezember prognostizierte 4. Lockdown wird also entweder ein verlängerter 3. Lockdown oder kommt dann fix im März nach einer kleinen Teilöffnung im Februar...
Auch wenn dann im 2. Quartal 2021 die breite Masse geimpft werden kann und das Wetter hoffentlich für etwas Entspannung sorgt (die Zahlen aus Australien bzw. aus dem letzten Sommer geben diesbezüglich Hoffnung) - so rasch wird Covid-19 nicht verschwinden: Immerhin gibt es eine sehr hohe Anzahl von Menschen die sich nicht impfen lassen wollen und die Disziplin der Bevölkerung sinkt täglich.
Wenn dann ab April sehr viel Impfstoff vorhanden ist und die breite Masse zur Impfung eingeladen wird, fühlen sich viele wohl in trügerischer Sicherheit: In Israel haben dieser Tage schon rund 25% der Bevölkerung die erste Impfung erhalten - trotzdem sind die Neuinfektionen dort aktuell auf Rekordniveau. Und das liegt (um Fehlinterpretationen von Impfgegner vorzubeugen) sicher nicht an der Wirksamkeit des Impfstoffs, vielmehr an mangelnder Disziplin seitens großer Teile der Bevölkerung.
Bessere Zahlen, also Zahlen, welche das Gesundheitssystem nicht mehr gefährden, sind wohl frühestens ab Mai/Juni zu erwarten - man kann aber davon ausgehen, dass uns Covid-19 noch das ganze Restjahr 2021 beschäftigen wird und auch 2022 noch da und dort dahindümpelt.
Eine Verdoppelung der aktuellen Zahl der an Covid-19-positiven bis Ende 2021 ist gar nicht unwahrscheinlich, schafft man eine gute Durchimpfungsrate bei der älteren Bevölkerung, kann man ab dem Frühling zumindest die Todesfälle deutlich reduzieren. Aber auch hier ist eine Verdoppelung der aktuellen Zahlen sehr wahrscheinlich - von den gesundheitlichen Folgeschäden von schwer erkrankten Menschen erst gar nicht zu sprechen...
Die angestrebte "Herdenimmunität" (50-70%, je nach Quelle) ist aber 2021 ausschließlich durch hohe Impfbereitschaft zu erreichen (an der man noch zweifeln darf) - die Geldmarie geht jedenfalls absolut sicher zum erstmöglichen Impftermin, der da wohl frühestens irgendwann im Mai sein wird.
Auch wenn ich kein großer Impffreund bin und (trotz Vergangenheit als Versicherungsfachmann) auch nicht jede Versicherung benötige: Die Einschränkung der persönlichen Freiheit ist schon gewaltig und äußerst mühsam - und das Impfrisiko scheint absolut überschaubar.
Hat man seitens Regierung beim 1. (wirklich harten) Lockdown noch "alles richtig gemacht", so hat man im Herbst die Entwicklung komplett verschlafen und wirkt dieser Tage wieder einmal ziemlich planlos.
Typisch österreichische Kompromisse (=Skifahren!), seltsame Pläne ("Freitesten" - wer lässt sich schon für einen Kaffee, ein Schnitzel oder ein Bier ein Staberl tief in die Nase stecken?) und absolute Unplanbarkeit für viele Betriebe verärgern und lassen auch die Bereitschaft sinken, sich an die (durchaus sinnvollen) Maßnahmen zu halten.
Was mir komplett fehlt: Transparenz und Plan! Man agiert nicht, sondern reagiert nur.
So wäre es für die vielen betroffenen Branchen (Kunst, Kultur, Kino, Musik, Clubs, Restaurants, Hotels etc.) bzw. in Sachen Schule absolut wichtig zu wissen, ab wann verlässlich mit Lockerungen zu rechnen ist. Hier müsste man nur transparente Zahlen liefern (es ist schon peinlich genug, dass das Infektionszahlenmaterial noch immer unzuverlässig ist): Ab welchen Zahlen, wann und wie!
Beispiel: Hotels und Gastro dürfen 1 Woche nach dem Erreichen eines 7-Tages-Schnitts unter 1.000 Neuinfektionen aufsperren. Dazu die jeweiligen Vorschriften (Registrierung, Abstand, Mundschutz etc.) und die Betroffenen können sich wenigstens etwas orientieren. Das ist gegenwärtig gar nicht der Fall und für mich ziemlich schwaches Krisen-Management. Dazu gehört dann natürlich auch klar definiert, bei welchem Szenario man wieder zusperren muss.
Leider ist zu befürchten, dass wir die nächsten Wochen wohl weiterhin deutlich über 1.000 tägliche Neuinfektionen haben (möge sich die Mutation in Grenzen halten!) - was auch impliziert, dass finanzielle Hilfen für betroffene Betriebe und Selbständige noch weit über Ende März hinausgehen müssen.
Der Finanzminister darf demnach ein paar Milliarden mehr Minus kalkulieren - ein Schuldenberg, der uns noch viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte beschäftigen wird.
Aber (frei nach Kreisky): "Lieber ein paar Milliarden Schulden mehr als ein paar tausend Tote" ist derzeit durchaus noch angebracht - leider eine sehr harte Rechnung, die schwer auf Kosten der jüngeren Generationen gemacht wird. Ein kurzer Blick auf Zahlen in Länder mit ziemlich beratungsresistenten Dodln an der Spitze reicht: USA (Trump), Brasilien (Bolsonaro), U.K. (Johnson).
Last, but not least: Ich finde die Idee von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner noch immer gut, postalisch ALLE Haushalte (und das ziemich zeitnah) mit simplen Testkits (gibt es schon!) zu versorgen. Selbst unter den Aluhutträgern würde die Neugier überwiegen und man würde damit zig-tausende Erkrankungen aufstöbern, die sonst niemand bemerkt hätte.
Auch wenn wir wohl länger mit dem Mundschutz herumlaufen müssen: Ich würde ab dem Zeitpunkt, wo ALLE ÖsterreicherInnen die Impfmöglichkeit gehabt haben bzw. noch immer haben (und die Wirksamkeit der Imfpungen auch klar statistisch ersichtlich ist) sämtliche Beschränkungen aufheben. Das würde die Impfbereitschaft wohl noch weiter anheben - und wer nicht will, der hat schon. Und zwar bald Corona. Selber schuld.
Ad hoc-Meldung - Jänner 2021