Während Fluglinien, Ölkonzerne, Tourismusbetriebe etc. die Folgen der Pandemie schon 2020 massiv in den (oft tiefroten) Bilanzen haben, so dauert es für den Bankensektor noch einige Zeit, bis sich die (wohl leider folgenden) Pleiten schwer negativ auf die Ertragslage auswirkt. So gab es für die Raiffeisen Bank International (RBI) 2020 noch durchaus ordentliche Zahlen, welche in vorläufiger Form aktuell präsentiert wurden:
Der negative Trend ist im Zahlenwerk schon eindeutig ablesbar - doch gilt es zu beachten, dass die Großbanken (und dazu zählt der RBI-Konzern) in den letzten Jahren durchaus Milliardengewinne gemacht haben, die für die nächsten Jahre wohl eher unwahrscheinlich sind.
Beim Zinsüberschuss liegt man 2020 mit 3,24 Mrd. Euro um 5% hinter dem (ausgezeichneten) Jahr 2019. Auch der Provisionsüberschuss fiel um 3,3% auf 1,74 Mrd. Euro. Die Betriebserträge lagen mit 5,20 Mrd. Euro um 5,1% hinter dem Vorjahr.
Den Verwaltungsaufwand konnte man um 4,7% auf 2,95 Mrd. Euro senken - eine der wenigen Kennzahlen, die sich im Jahr 2020 bilanziell positiv auswirkten.
Auch das Betriebsergebnis liegt mit -5,7% im Trend des Zahlenwerks: 2,25 Mrd. Euro wurden hier festgestellt.
Wohin die Reise in den nächsten Jahren geht, zeigen die Wertminderungen: Diese stiegen von 234 Mio. Euro auf 630 Mio. Euro an. Ein klarer Anstieg, aber wohl noch längere Zeit nicht der Höchstwert. Die NPL (Non-Performing-Loans) werden wohl 2021 und auch 2022 noch ziemlich anziehen - insbesondere, wenn in vielen Ländern die Staatshilfen für Betriebe eingestellt werden, kommt für so manchen hochverschuldeten Betrieb das Aus.
Insbesondere im Tourismus- und Immobilienbereich wird es hier wohl viele Pleiten geben - da kommt auch die RBI nicht ungeschoren davon.
2020 steht aber unter dem Strich noch immer ein feiner Gewinn (Konzernergebnis) von 804 Mio. Euro (2019: 1,23 Mrd. Euro) was einem Ergebnis pro Aktie von 2,22 Euro entspricht.
Nachdem für 2019 die Dividende noch zurückgehalten wurde, möchte man für 2020 der Hauptversammlung 48 Cent vorschlagen - auch diese Dividende wird dann wohl nur ausgezahlt, so die EZB hier eine positive Empfehlung abgibt. Auch eine weitere Dividende (Nachzahlung für 2019) wäre möglich - die diesbezügliche Planungssicherheit ist aber dieser Tage wohl noch keinesfalls gegeben...
Mit einer Kernkapitalquote von 13,6% (nach 13,9%) steht die RBI deutlich besser da als in Zeiten der Finanzkrise - seriöse Prognosen über den Geschäftsverlauf der nächsten Zeit bzw. Jahre sind aber äußerst schwer anzustellen: Mit einiger Sicherheit werden aber die Kreditvorsorgen massiv ansteigen (schon 2020) - diesbezüglich wird wohl das zweite oder dritte Quartal 2021 schon ziemlich interessant.
Aktien von Banken sind derzeit ziemlich spekulative Papiere: Die RBI-Aktie kostete vor 12 Monaten noch rund 22 Euro, halbierte sich dann ab der ersten Corona-Welle auf rund 11 Euro, zog im Sommer etwas hoch, fiel dann bis Ende Oktober 2020 wieder bis auf 12 Euro um sich in der ersten Impf-Euphorie wieder in den Bereich von 16 bis 18 Euro zu begeben.
Mit knapp unter 17 Euro ist man heute (leicht positiv) in den Börsentag gestartet: Die (vorläufigen) Zahlen entsprechen also ziemlich den Erwartungen.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Februar 2021