Der Musikverbrand IFPU Austria hat jüngst die frischen Zahlen für den Musikmarkt Österreich 2020 veröffentlicht - und die sehen auf den ersten Blick gar nicht einmal so übel aus: 171,6 Millionen Euro wurden 2020 für den Konsum von Musik in allen digitalen und physischen Formaten in Österreich umgesetzt, was einem Plus von 3,4% gegenüber 2019 entspricht, wo es noch ein Plus von 8,3% gab.
Schon mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche wird mit Streaming erzielt: 91,6 Mio. Euro ermittelte man hier für 2020, ein Plus von 32,4% gegenüber 2019. 2018 war der Streamingumsatz noch um 33,5% gewachsen - das Streaming-Wachstum geht demnach fast ungebremst weiter und lässt die Branche auch auf weitere positive Umsatzentwicklungen in den nächsten Jahren hoffen.
Spotify (klarer Branchenprimus), Apple Music, Deezer und Co. hatten hier einen Anteil von 94 Prozent, nur rund 6% entfielen auf die Wertschöpfung aus Videostreams seitens YouTube, was in der Branche nach wie vor für (berechtigte) Kritik sorgt. ü>
Wieder schwer eingebrochen (wobei hier auch Corona kräftig nachhalf) ist der Verkauf von physischen Tonträgern (primär CD's und LP's): Ein Minus von 15% wurde hier verzeichnet, wobei es die (bald vom Aussterben bedrohte) CD mit -22% (30,5 Mio. Umsatz) erwartungsgemäß besonders arg erwischte.
Gut entwickelt hat sich 2020 Vinyl: Ein Umsatz von 9 Mio. Euro (+15,5%) wurde hier erzielt - immer mehr Bands verkaufen statt CD's nunmehr auch gerne wieder die "haptischen" Langspielplatten, welche auch bei jüngeren Musikfans durchaus Gefallen finden.
Downloads hatten mit 6,5 Mio. Umsatz noch einen Marktanteil von 4,5% - werden aber auch von Jahr zu Jahr unwesentlicher.
Während die Musikbranche sich dank Streaming wieder langsam erholt, war 2020 für heimische MusikerInnen ein ziemliches Seuchenjahr:
Einerseits war man vom Rückgang der Lizenzeinnahmen (-14% auf 27,1 Mio.) sehr stark betroffen, andererseits fiel auch das Merchandising mangels vieler Konzertmöglichkeiten 2020 um 33% schwächer aus als noch im Jahr davor.
Geschätzte 30 Mio. Euro gingen da an Einnahmen ob Corona 2020 verloren, der Umsatzverlust für österreichische Musikproduktionen lag gar um ca. 40% niedriger!
Während die internationalen Superstars hier ob weltweiter Tätigkeit weniger betroffen waren, hieß es bei vielen neuen Produktionen heimischer Bands, und MusikerInnen 2020 "bitte warten" - finanzielle Unsicherheit in der Label-Branche, der laufende Wegfall von CD-Verkäufen bei Livekonzerten, weniger finanzielle Mitteln in Sachen Videos, geringes Airplay heimischer Musik auf Ö3, schwierigere Studiosituationen etc. sorgten für ein wirkliches Seuchenjahr!
Gerade unbekanntere Bands ohne Radiodauerairplay sind massiv auf Konzerte angewiesen - von einem Euro Einnahme pro 1.000 Streams kann man nämlich nicht wirklich leben...
Der weltweite Musikmarkt wächst zwar durch Streaming wieder deutlich - das Plus bleibt aber eher bei den Rechteinhalbern von alten und nach wie vor populären Songs (die jetzt streambar sind, eine CD oder LP würde man sich hier wohl als junger Mensch weniger kaufen...) hängen denn bei jungen Künstlern, die früher zumindest ein paar gewinnbringende CD's verkaufen konnten...
In die "Top 10" bei den Singles (Einzelsongs) schaffte es wieder einmal keine einzige heimische Produktion, "Blingding lights" von "The Weeknd" war hier 2020 der Topseller.
Bei den Longplayern sorgt älteres bzw. Schlagerpublikum dann doch nach wie vor für heimische Musik in den Top 10: Andreas Gabalier schaffte es mit seinem Weihnachtsalbum immerhin auf Platz 2 der Jahrescharts in Sachen Verkäufe. Weitere ÖsterreicherInnen in den Top 10: Raf Camora, Melissa Naschenweng, Pizzera & Jaus sowie Seiler & Speer - teils mit Alben, die schon 2019 erschienen sind.
Das erfolgreichste Album 2020 in Österreich: "Power up" der Altrocker von AC/DC.
Auch 2021 wird für die heimischen MusikerInnen ein ziemliches Trauerjahr (möge hier zumindest ab dem Frühsommer wieder etwas gehen...) - bei den Linktipps ein paar Empfehlungen von heimischen Produktionen, die die Geldmarie 2019 und 2020 unterstützt hat. Höret rein, da ist für alle etwas dabei!
Ad hoc-Meldung - Februar 2020Geldmarie-Linktipps: