2020 war wohl auch für die heimische Landwirtschaft kein Jubeljahr - wiewohl Corona Ackerbau und Viehzucht deutlich weniger beeinflusste als andere Branchen. Gerade aber in der Zucht von Rindern und Schweinen setzt sich ein deutlicher Trend fort: Die Betriebe werden immer weniger.
Mit 1.12.2020 wurden seitens Statistik Austria in den österreichischen Ställen 1,855.432 Rinder gezählt, wieder ein Minus von 1,3%. 2019 hat man noch 1,7% weniger Rinder gezählt. Sowohl bei Jungvieh als auch bei älteren Rindern dezimierte sich die Anzahl der Rinder - demnach kann man auch für 2021 von einem Minus ausgehen.
Mit 55.019 gezählten Betrieben mit Rinderhaltung per 1.12.2020 gab es wiederum einen deutlichen Rückgang bei den Betrieben (Vorjahr: 56.389), dafür ist die durchschnittliche Anzahl der Rinder pro Betrieb wiederum leicht gestiegen. Auch da ein langjähriger Trend...
Mit 2.806.461 gezählten Schweinen ist die Anzahl der Schweine in heimischen Ställen überraschenderweise sogar gestiegen (+1,2%). Ferkel und Jungschweine legten um 2,3% zu, Mastschweine um 0,5%, einzig bei den Zuchtschweinen wurde ein Minus von 1,5% erfasst. Die Anzahl der Betriebe sank hier im Jahresabstand aber nur gering (im Vorjahr noch um mehr als 1.000 Betriebe!) - von 21.092 Schweinezüchtern ging es auf 21.040 Betriebe runter.
Bei den Schafen scheint der große Boom seit 2019 vorbei zu sein: Die Anzahl der Schafe reduzierte sich per 1.12.2020 von 402.658 im Jahr davor auf 393.764 Stück, trotzdem stellten 2020 einige Landwirte Schafe neu in den Stall: 16.019 (nach 15.743) Betriebe mit Schafen wurden erfasst.
Auch Ziegen gibt es aktuell mehr in österreichischen Ställen: 92.758 (nach 92.504) wurden davon gezählt, 10.010 Betriebe (nach 9.704 im Jahr davor) hatten zumindest eine Ziege im Stall. Der positive Trend hält hier also noch an, hat sich aber deutlich abgeschwächt.
Für 2021 ist hier wohl weiterhin mit eher mageren Zahlen zu rechnen: Rinder- und Schweinezucht wird sich in den nächsten Jahren wohl nur mit Exporten auf dem aktuellen Niveau halten können - hier steht man aber in der starken Konkurrenz von vielen ausländischen Massenhaltungsbetrieben, sogenannten Fleischfabriken.
Vegane bzw. vegetarische Ernährung, ein zunehmender Anteil der muslimischen Bevölkerung (kein Schweinefleisch!) und das langsame Wegsterben der "Schnitzelfresser und Schweinebratenliebhaber" bereiten den heimischen Betrieben weiter große Probleme. Qualitätsoffensiven und Werbung für Fleisch aus Österreich sind hier weiterhin gefragt, das Betriebssterben bei Rind und Schwein ist aber auch damit kaum zu bremsen.
Schade, dass insbesondere Klein- und Mittelbetriebe weiterhin die Stalltüre für immer schließen müssen - und die verbleibenden Betriebe immer mehr werden. Das Erhalten der kleinteiligen Landwirtschaft in Österreich wäre aber nur mit entsprechenden Förderungen möglich - hier fördert man leider weiterhin über die Gießkanne, was primär für Großbetriebe von Vorteil ist. Das sollte schleunigst seitens Politik erkannt und geändert werden.
Ad hoc-Meldung - Februar 2021