Von üblen Nachrichten und Wertberichtigungen in größerem Ausmaß sind dieser Tage nicht nur Fluglinien, Tourismusbetriebe oder die Gastronomie betroffen - auch in der Finanzwelt reißt Covid-19 so manches große Loch in die Bilanzen. Diesbezüglich sind die Bilanzen für 2020 wohl erst der Auftakt, auch 2021 und die Folgejahre werden für Banken und auch Versicherungen keine Jubeljahre.
Das zeigen schon die vorläufigen Ergebnisse der heimischen Großversicherung Uniqa Insuranace Group AG, welche heute im Detail präsentiert werden.
Zu früher Stund' wurde schon das Vorsteuerergebnis bekanntgegeben, welches mit 51,1 Mio. Euro (VOR Steuern!) nun doch im Plus liegt. Noch vor wenigen Wochen hatte man auch einen leichten Verlust für 2020 nicht unwahrscheinlich gehalten. Unter dem Strich bleibt ein Gewinn von 19,4 Mio. Euro für 2020.
Erst jüngst wurde auch bekanntgegeben, dass das Ergebnis für 2019 um 54,6 Mio. Euro geringer ausgefallen ist als seinerzeit bekanntgegeben - die Uniqa musste nach Prüfung Wertminderungen in Rumänien und Bulgarien in der Höhe von 54,6 Mio. Euro durchführen. Auch in Serbien und Albanien wurde kräftig wertberichtigt.
2020 mussten in Sachen Corona-Schäden rund 70 Mio. Euro ausbezahlt werden - insbesondere abgesagte Veranstaltungen (welche auch versichert waren) und Betriebsschließungen kosteten viel Geld. Auch 2020 muss hier wohl noch kräftig in die Tasche gegriffen werden. Das Combined Ratio lag 2020 bei 97,8% und ist somit um 1,3% angezogen - je niedriger dieses ausfällt, desto erfolgreicher ist eine Versicherung im Kerngeschäft.
2019 bilanzierte man seitens Uniqa noch mit 232,4 Mio. Euro Gewinn, 2020 sind es somit nur noch 19,4 Mio. (also eine schwarze Null) 2021 muss man wohl froh sein, wiederum eine schwarze Null zu erreichen.
Durch die Integration des zugekauften AXA-Geschäftes (Polen, Tschechien und Slowakei, im 4. Quartal wirksam) erhöhte sich das Prämienvolumen um 3,6% auf 5,565 Mrd. Euro, ohne AXA wäre es um 0,4% gesunken. In Österreich konnte man ein Plus von 1% bei den Prämien erzielen, im internationalen Geschäft (primär im Osten) stand ein Minus von 4,3% zu Buche wofür auch Währungsabwertungen schuldig zeichneten.
Auch wenn sich per Mitte 2021 Covid-19-Besserung anbahnt, so sind deutliche Prämienausfälle durch Firmenpleiten, Stornos etc. weiterhin zu erwarten, auch 2022 sind die Aussichten für Versicherungen wohl nicht wirklich gut. Darüber hinaus ist das einst ertragreichen Lebensversicherungsgeschäft ziemlich schwach und unattraktiv geworden und Altverträge mit Garantiezinsen drücken auf die Bilanz.
Trotzdem möchte die Uniqa die Aktionäre für 2020 mit einer Dividende von 18 Cent/Aktie beglücken (HV am 31.5.21) - so entsprechende EU-Empfehlungen bzw. FMA-Vorgaben dem nicht widersprechen.
Auch für 2019 wurden 0,18 Euro Dividende ausgeschüttet, 2018 waren es noch fette 0,53 Euro - dorthin ist es wohl noch ein langer Weg.
Der Kurs der Uniqa-Aktie erreichte im Jänner 2020 noch fast 10 Euro, wie bei Finanztiteln üblich, ging es aber seit Ausbruch von Corona zumeist klar nach unten.
Waren es im November 2020 noch rund 5 Euro, die für eine Uniqa-Aktie hinzulegen waren, gibt es das Papier aktuell um ca. 6,50 Euro zu erwerben. Die Börsianer fanden den kleinen Gewinn jedenfalls erfreulich und die Aktie lag nach Mittag rund 3,5% im Plus.
Geht man davon aus, dass sich die Versicherungen 2021 und 2022 halbwegs schaffen und dann auch wieder bessere Zahlen erzielen, ist das Papier derzeit sogar eine Überlegung wert. Geduld ist jedenfalls gefragt - vielleicht sogar mehr, als man dieser Tage glaubt.
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Ad hoc-Meldung - Februar 2021