Die Auswirkungen der Covid19-Welle sind zweifelsohne eine Pleitewelle (die dann nach Auslaufen von staatlichen Hilfsprogrammen absolut sicher folgt) - trübe Aussichten also auch für die Bankenlandschaft. Bei den (vorläufigen) Zahlen der Erste Group Bank für 2020 zeigt sich aber sehr wohl, dass man aus der Finanzkrise wohl gelernt hat und für Krisen deutlich besser aufgestellt ist als noch vor 14 Jahren.
Im "Normalgeschäft" sind die Zahlen der Erste Bank Group ziemlich ähnlich wie noch 2019: Die Betriebserträge sanken nur minimal von 7,26 Mrd. Euro auf 7,16 Mrd. Euro - sowohl Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss als auch Handelsergebnis waren gegenüber dem Vorjahr ziemlich unverändert bzw. sanken nur gering.
Bei den Betriebsaufwendungen gab man mit 4,22 Mrd. Euro sogar um 60 Millionen weniger aus als noch 2019 - das hängt natürlich auch mit dem weiter sinkenden Personalstand (45.690 nach 47.284 Angestellte) zusammen. Auch in Österreich sank der Personalstand: Nach 16.313 Ende 2019 waren es Ende 2020 nur noch 15.942 MitarbeiterInnen im Sold der Erste Group Bank.
Das Betriebsergebnis kam somit bei 2,93 Mrd. Euro zu liegen, im Jahr davor waren es noch 2,97 Mrd. gewesen.
Deutlich höhere Wertminderungen/Wertberichtigungen wurden schon 2020 gemacht (und es werden wohl in den nächsten Jahren noch einige folgen) - nach bescheidenen 39 Mio. Euro anno 2019 waren es 2020 schon fette 1,29 Mrd. Euro.
Das Betriebsergebnis nach Wertberichtigungen lag somit bei 1,64 Mrd. Euro (Vorjahr 2,93 Mrd.), das Periodenergebnis für 2020 fiel somit auf 783,1 Mio. Euro Gewinn - 2019 standen hier noch 1,47 Mrd. Euro.
Ein paar weitere Kennzahlen: Die Wertberichtigungsquote stieg von 0,02% auf 0,78%, die NPL-Quote ("Non-performing-loans, also Kredite, die aktuell nicht rückgeführt werden) erhöhte sich von 2,5% auf 2,7% und die CET1-Quote (=harte Kernkapitalquote) stieg sogar von 13,7% auf 14,2% an, was die Erste Group Bank durchaus krisenresistent erscheinen lässt.
2021 möchte man -aus derzeitiger Sicht- den Nettogewinn erhöhen - ein wohl wirklich sehr optimistisches Vorhaben angesichts der drohenden Pleitewelle im In- und Ausland...
Auf der Hauptversammlung im Mai 2021 möchte man für 2020 eine Dividende von 50 Cent pro Aktie vorschlagen, 1 Euro soll als "Reserveausschüttung" reserviert werden.
Mit zuletzt 28,22 Euro zog die Aktie der Erste Group Bank zuletzt wieder schön an. Vor dem "Corona-Crash" im letzten Jahr notierte das Wertpapier noch bei rund 35 Euro um dann kurz unter 16 Euro zu fallen. Seit November 2020 (Impfungen!) ging es aber zumeist wieder deutlich bergauf.
Bankaktien sind aber derzeit nur etwas für starke Nerven: Zwar sind Banken nicht so massiv von Covid19 betroffen wie z.B. Tourismusbetriebe, Gaststätten, Fluglinien etc. - partizipieren aber natürlich auch negativ an der noch folgenden Pleitewelle.
Wie stark diese ausfallen wird und wie lange diese dauern könnte, ist derzeit noch sehr schwer absehbar - mir scheint aber, die negativen Nachrichten sind 2021 noch lange nicht vorbei. Bankaktien sind demnach derzeit eher etwas für sehr Mutige.
Im frühen Handel lag die Aktie der Erste Group Bank AG übrigens rund 3% im Minus - der Markt in Wien (ATX) war aber mit -2% auch nicht sehr gut gelaunt.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Februar 2021