Auch bei der zweiten börsennotierende heimische Großversicherung, der Vienna Insurance Group AG (kurz: VIG), ging Covid-19 2020 natürlich nicht gänzlich vorbei. Das vorläufige Ergebnis 2020 sieht trotzdem deutlich besser aus als beim Mitbewerber, der ebenfalls börsennotierenden Uniqa.
Nach einem Nettogewinn von 331,3 Mio. Euro im Jahr 2019 gab die VIG aktuell einen Gewinn von 231,5 Mio. Euro bekannt. Der rund um ein Drittel eingebrochene Gewinn resultiert primär aus Firmenwertabschreibungen in Bulgarien, Kroatien sowie Georgien, ca. 120 Mio. Euro wurden dort berichtigt.
Beim Prämienvolumen legte die VIG 2020 sogar etwas zu, 10,43 Milliarden Euro wurden hier registriert. Gut lief in Sachen Prämienvolumen 2020 die Sachversicherung, wo man um ca. 5% auf 4,879 Mrd. Euro deutlich erhöhen konnte. Ebenfalls positiv die Krankenversicherung, wo das Prämienplus von 1,4% (auf 703 Mio. Euro) aber eher bescheiden ausfiel - immerhin werden da ja auch Jahr für Jahr die Prämien erhöht und die Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen ist aktuell durchaus vorhanden...
Negativ (wie bei fast allen Versicherungen) hingegen die Prämienentwicklung in der Sparte Lebensversicherung, wo man das Minus mit 1,5% auf 2,609 Mrd. Euro aber relativ gering halten konnte. Ob der Niedrigzinsen sind hier Neuabschlüsse derzeit ziemlich unattraktiv - auch für 2021 (und Folgejahre) muss man wohl mit Prämienrückgang in dieser Sparte rechnen.
Durchaus positiv das eigentliche Kerngeschäft: Die Leistungen an Versicherungsnehmer betrugen rund 7 Milliarden Euro und lagen damit sogar 3,2% niedriger als noch im Jahr davor - das "Combined Ratio" (welches deutlich unter 100 liegen sollte) konnte auf 95 gesenkt werden womit die Vienna Insurance Group schon beim angestrebten Zielwert wäre.
Der Marktführer in der CEE-Region möchte somit vorsichtige 75 Cent pro Aktie ausschütten, im Vorjahr waren es noch 1,15 Euro.
Für 2021 rechnet man mit einem Vorsteuerergebnis von 450-500 Mio. Euro (2020: 346 Mio.) und einem stabilen Prämienvolumen - gibt sich somit durchaus optimistisch. Denn 2021 wie auch 2022 werden wird wohl auch für Versicherungen Covid-Folgen (Prämienfreistellungen, Vertragskündigungen von Privat und Firmen ob Pleiten, Nichtzahler etc.) mit sich bringen - wohl sogar stärker, als noch 2020...
Mit zuletzt 23,20 Euro pro Aktie notiert die VIG derzeit auf 12-Monats-Höchstkurs - im Rahmen des Corona-Schocks im März 2020 konnte man die Aktie noch um 14 Euro erwerben, seitdem geht es fast laufend nach oben.
Versicherungsaktien sind zwar nicht so stark von Pleitewellen und Arbeitslosigkeit (beides ante portas) betroffen wie Banken, derzeit aber jedenfalls nur für Anleger mit Mut (und wohl auch Geduld) zu empfehlen. Kommt die VIG halbwegs brauchbar durch die nächsten beiden Jahre und folgen nicht zu viele Firmenwertabschreibungen bzw. Großschadenereignisse, rechtfertigt aber der aktuelle Kurs durchaus einen (langfristigen) Einstieg.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2021