Die Idee kommt aus Deutschland, wurde 2006 gestartet und resultierte bisweilen in 5 Regionalwert-AG's. Nun gibt es auch in Österreich ein Unternehmen, welches sich dem Thema "Regionale Bio-Lebensmittel" (nachhaltig gehandelt und fair produziert) widmet: Die Regionalwert AG Niederösterreich Wien mit Sitz in Maria-Laach (Niederösterreich).
Die Gründung der ersten Regionalwert AG in Österreich wurde im Februar 2021 gestartet und ist voraussichtlich im April 2021 abgeschlossen. 50 Personen sorgen für das Grundkapital von 700.000 Euro, der Vorstand besteht aus Fred Schwendinger und Magdalena Scheuch. Soweit die Basisdaten.
Die Regionalwert AG Niederösterreich Wien unterstützt bzw. kooperiert hinkünftig mit einschlägigen (= Bio-Lebensmittel, nachhaltig gehandel, fair produziert) Partnerbetrieben in Sachen Vernetzung, Verarbeitung, Gastronomie, Handel und Konsumenten.
Genau hier besteht nämlich im (derzeit boomenden) Nachhaltigkeitsbereich noch großer Bedarf: Viele Produzenten, Händler etc. sind einfach zu klein bzw. haben auch nicht die Kapazitäten bzw. finanziellen Möglichkeiten für den Aufbau/Ausbau von Vertriebsnetzwerken - und genau hier will die Regionalwert AG finanziell bzw. organisatorisch helfen.
Die Regionalwert AG Wien Niederösterreich sucht somit passende Partnerbetriebe, welche einen umsatzabhängigen Vernetzungsbeitrag zahlen (mindestens 300 Euro pro Jahr). Darüber hinaus möchte die Regionalwert AG Einnahmen aus Investitionstilgungen (Investition wird finanziert, Partner tilgt) erzielen und auch die Möglichkeit einer Beteiligung an Projekten/Unternehmen soll für Beteiligungserträge sorgen.
Nach den Gründungsformalitäten ist nun der nächste Schritt geplant: Im Frühsommer 2021 (also schon bald) steht eine Kapitalerhöhung von 346.000 Euro an, der Anteil kostet 550 Euro, wovon 50 Euro Agio (wird für die Kosten der Kapitalerhöhung verwendet) sind. Anlegerbroschüre, Wertpapier-Informationsblatt sowie Zeichnungsschein sind in Vorbereitung.
Üblicherweise werden gerade im nachhaltigen Bereich sehr gerne Genossenschaften als Firmenvehikel verwendet. Die Regionalwert AG Niederösterreich Wien hat jedoch die Aktiengesellschaft als ideale Variante gewählt: Bei AG's gibt es nämlich auch eine klare Veröffentlichungspflicht (damit soll die Transparenz verstärkt werden), die Aufnahme von neuen AktionärInnen ist einfacher und Aktien sind (im Gegensatz zu Genossenschaftsanteilen) nicht kündbar sondern können nur verkauft werden.
Einen eigenen Handelsplatz auf der Unternehmenswebsite wird es für die Namensaktien vorerst noch nicht geben, die Abwicklung von Käufen/Verkäufen wird aber via Regionalwert AG ermöglicht.
Für Zocker aller Art sind die Aktien der Regionalwert AG jedenfalls absolut ungeeignet: Das Unternehmen neigt wohl nicht dem "Shareholder-Value" zu - vielmehr gilt es in den nächsten Jahren für das Start-up laufende Einnahmen zu lukrieren um einmal die Firmenkosten abzudecken. Vielmehr steht hier der Aufbau einer funktionierenden Interessensgemeinschaft ("Schlagwort Regionale Bio-Lebensmittel) im Mittelpunkt - nicht die Dividende...
Dass es aber (früher oder später) auch für AktionärInnen zu kleinen Gewinnen kommen kann/wird, ist natürlich nicht auszuschließen: So wurde aus kleinen "Spinnerunternehmen" (=populäre Außensicht...) wie der WEB Windenergie, der WK Simonsfeld oder der oekostrom AG mittlerweile erfolgreiche und wachsende Mittelstandsunternehmen.
Natürlich gibt es auch Negativbeispiele von "grünen Aktien": So ging 2020 der vielgehypte Algenproduzent Ecodona Pleite, 2016 fand das Teakholz-Spektakel der Teak Holz International sein trauriges Ende.
So sich viele neue Partner finden, die laufenden Kosten bzw. Ausfälle gering gehalten werden und eine breite Vernetzung gelingt, hat die Regionalwert AG aber jedenfalls Zukunft. Sinn sowieso.
Wir bleiben dran.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2021