Alle paar Monate hat sich die Geldmarie 2020 in "Corona-Prognosen" versucht - und ist dabei (leider) ziemlich genau gelegen. Weder wurde dabei die Stimmung "wir werden bald jeder jemanden kennen..." noch die Variante "..Licht am Ende des Tunnels" verbreitet. Ob der aktuellen Datenlage und des Fortschreitens der Impfungen (rund 23% der Bevölkerung in Österreich ist schon teilimmunisiert) zeigt sich nunmehr aber tatsächlich ein "Licht am Ende" des Tunnels und es ist erster Optimismus angebracht - naive Jubelstimmung ist jedoch nicht wirklich angebracht.
Das vielzitierte "Licht am Ende des Tunnels" ist zwar dieser Tage sichtbar, der Tunnel ist aber noch lange nicht durchschritten: Auch wenn nach der 1. Jahreshälfte 2021 mehr als 50% teilimmun sind und nach dem Sommer vielleicht schon 50-60% die 2. Impfung erhalten haben sowie rund 20% der Bevölkerung sowieso schon eine Covid-19-Erkrankung mehr oder minder stark überstanden haben, gibt es noch immer sehr viele Menschen, welche sich aus unterschiedlichsten Gründen nicht impfen lassen. Dazu zählen nicht nur Aluhutträger & Co. - auch für Jugendliche (bis 16 Jahre) und Kinder gibt es derzeit noch keine zugelassenen Impfstoffe.
Auch wenn ich den Grünen Pass für Geimpfte, Gestestete bzw. Immune für die ersten Monate sehr sinnvoll halte (wiewohl sich da wieder einige diskriminiert fühlen werden): Masken, Abstand, Eintrittsschranken etc. werden uns wohl noch länger erhalten bleiben...
Das liegt natürlich auch an den Impfgegnern (denen ich nicht angehöre), welche weiterhin für Erkrankungen bzw. Todesfälle sorgen werden - das sieht man auch schon jetzt recht gut an Ländern wie Israel (mit schon hoher Durchimpfungsrate). Auch 2022 und 2023 wird es (wohl im abnehmenden Ausmaß) weiterhin Covid-19-Erkrankungen und Todesfälle geben - und mit einiger Sicherheit wird dann auch wieder die eine oder andere neue Virusmutation eingeschleppt.
Wirtschaftlich kann man aber dieser Tage schon erste grüne Knospen erkennen: Abgesehen vom boomenden Lebensmittelhandel (der ob Lockdowns 2020 und 2021 sensationell läuft) läuft es auch bei Baumärkten und bei Elektroartikel ausgezeichnet - Homeoffice und mehr Zeit für Outdooraktivitäten hinterlassen da ihre Spuren. Auch der 2020 katastrophal laufende Automarkt darf 2021 auf Nachziehkäufe hoffen - der März 2021 war diesbezüglich schon hervorragend.
Auf Jahressicht wird auch die Gastronomie und die Hotelerie Monat für Monat besser laufen als 2021 - die Monate Jänner bis Mai sind aber ziemlich katastrophal gelaufen und ob der Zugangsbeschränkungen werden diese Branchen erst sehr langsam im Schwung kommen. Gut möglich, dass aber zumindest der Sommer 2021 für den (wichtigen) Tourismus halbwegs zu retten ist - insbesondere die Gästenächtigungen von Inländern werden wieder boomen. Der Tourismus steht und fällt allerdings mit den Nächtigungen der Deutschen - ob diese wieder in Massen in die Alpenrepublik strömen, wird sich erst zeigen.
Zumindest die Wintersaison 2021/2022 wird ein fettes Plus ergeben - gab es ja im Winter 2020/2021 nahezu gar keinen Tourismus! Im Sommer 2022 ist dann wieder ein starkes Plus zu erwarten - im Vergleich mit den Rekordzahlen 2019 werden die Zahlen aber wohl noch mau ausfallen.
Auch wenn die Tourismuszahlen 2021 und 2022 dann deutlich besser aussehen als noch 2020 wird es für viele Unternehmen in dieser breiten Branche schon 2021 knapp werden und 2022 oft in der Pleite enden: Sobald die staatlichen Unterstützungen wegfallen und Kredite bzw. Stundungen und Nachlässe wegfallen, sind viele Konkurse zu erwarten. Das gilt leider auch für so manche Geschäfte, die sich nur mit Covid-Hilfen "drübergewurstelt" haben.
Das wird sich auch auf die Bilanzen von Banken deutlich auswirken (wiewohl da schon 2020 erste Vorsorgen gemacht wurden) - und das wiederum auch negativ auf die Neukreditvergabe. Auch in der Immobilienbranche darf mit negativen Auswirkungen gerechnet werden - den Immocrash könnte aber die Tatsache verhindern, dass viele Vermögende auch dieser Tage ihr (unverzinstes) Geld in Betongold stecken.
Die Staatsfinanzen 2021 sind tiefrot und werden sich nur sehr langsam erholen, die Arbeitslosenrate wird 2021 und in den Folgejahren weiterhin sehr hoch sein (zuerst ein wenig sinken, dann folgen die Pleiten...).
Investitionen in Zukunftstechnologie (Stichwort Erneuerbare Energie, Klimawandel, Regionalität etc.) sind absolut sinnvoll - sowohl seitens Staat als auch im Privatbereich. Neue Heizungen, Elektroautos (noch mit Vorbehalt - nur sehr individuell sinnvoll), Photovoltaikanlagen etc. wären gerade jetzt sehr empfehlenswert - und zahlen sich langfristig nicht nur für die Umwelt aus.
Seitens Politik sollte man auch gelernt haben, dass es kein Fehler ist, so manche Produktion (Impfstoffe, medizinisches Zubehör etc.) auch im Inland zu haben (und nicht nur in Asien) - auch wenn's vielleicht dann ein paar Cent mehr kostet. So ist man so "leiwanden" Unternehmen wie Astra Zeneca nicht mehr ausgeliefert und muss auch keine Masken auch China bestellen...
Für Menschen mit Kapital werden die nächsten Jahre besonders schwierig: Die Nullzinspolitik scheint im Euroraum absolut festgefroren (siehe Beispiel Japan) - würden die Zinsen steigen, wären Staatspleiten schon sehr bald in Diskussion. Italien und Griechenland sind diesbezügich dann sehr rasch die ersten Kandidaten - aber auch fast alle anderen Eurozonenländer rutschen in den nächsten Jahren Richtung 100%-BIP-Staatsverschuldung...
Die Sparzinsen sind ohnehin schon fast bei Null (wer zukünftig noch einen Kredit bekommt, darf sich darüber hingegen freuen), die Aktienmärkte haben die nun kommende wirtschaftliche Erholung schon knapp nach dem 1. Lockdown bzw. dann anlässlich der Bekanntgabe der Impfwirksamkeit versus Corona vorweggenommen und sind nicht mehr wirklich günstig.
Dividenden von soliden Aktiengesellschaften sind demnach wohl die neuen Zinsen - hier sollte man unbedingt darauf achten, ob die Unternehmen den Status Quo auch in den nächsten Jahren halten können bzw. diesen (im Optimalfall) sogar ausbauen werden.
Versorger (Strom, Post, Telekommunikation, Lebensmittel oder auch Baumärkte) sind hier traditionell gute Titel, um einigermaßen entspannt durch Krisen zu kommen - gute Nerven wird hingegen man wohl mit Fluglinien, Tourismusaktien, Banken oder Versicherungen benötigen. Bei letzteren sind aber bei rascher Wirtschaftserholung natürlich auch die größeren Chancen verborgen...
Neben wirklich "Sehr grünen und schon soliden Aktien", Post, Verpackungsindustrie sowie Onlinehandel werden wohl auch Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium weiterhin im Portfolio der Vermögenden bleiben, wer sich ein Stückchen Land im Grünen kauft (Trend!) liegt wohl auch nicht ganz falsch, kauft sich damit aber auch etwas Arbeit. Bei klassischen Anlageimmobilien würde ich nicht alles auf eine Karte setzen - wiewohl das auch wieder gut laufen kann, wie sich anlässlich der Finanzkrise gezeigt hat. Irgendwann ist aber auch beim Betongold die Luft draußen - denn wer kann sich solche Immobilien heute überhaupt noch leisten...
Positiv zum Abschluss: Die (staatlichen und privaten) Investitionen versus Klimawandel helfen sicher mit, den Turnaround rascher zu schaffen (wiewohl dieser wohl noch lange Jahre benötigt) - auch ist in vielen Köpfen in der Klimakrise ein Wandel eingetreten: Man sieht sich die Waren im Supermarkt deutlich genauer an, kauft mehr Bio, kauft und denkt viel mehr regional und da und dort sind auch schon nette Pflänzchen weg von der Globalisierung zu sehen. Kein Fehler!;-)
Ad hoc-Meldung - April 2021