Dass man erst Anfang Juni eines Jahres in Osten Österreichs die Heizsysteme in die Sommerpause schickt ist selten - 2021 ist aber so ein Jahr. Einem eher durchschnittlichen Winter folgte ein ziemlich rescher Frühling und so mancher Haushalt wird darob bei der nächsten Heizkostenabrechnung bzw. beim Nachtanken so manche Nachzahlung bzw. negative Kostenüberraschung erleben.
Alle 2 Jahre erfasst die Statistik Austria die primären Heizsysteme in Österreich und nach dem Erfassungszeitraum 2017/2018 sind nun die Zahlen für 2019/2020 frisch da. Und es gilt zu sagen: Es tut sich was im Lande...
Von den nunmehr 3.964.126 erfassten (primären) Heizungen im Lande Österreich entfällt der größte Anteil wiederum auf die Fernwärme.
1,196 Mio. Haushalte werden in Österreich mit Fernwärme beheizt, 1,11 Mio. waren es noch vor zwei Jahren. Der Zuwachs resultiert hier offensichtlich aus verstärkter Bautätigkeit in größeren Städten (welche schon Fernwärmeinfrastruktur bieten können).
Wiewohl Fernwärme eine durchaus sinnvolle, zumeist auch ökonomisch sinnvolle und sowieso konfortable Heizform ist, können sich viele Mieter im Neubau nicht wirklich das Heizsystem aussuchen - ökologisch (Gasanteil oft hoch!) ist Fernwärme aber natürlich nicht immer das Gelbe vom Ei.
Auf Platz 2 der Heizungsvarianten folgt Erdgas. Dieses ist vor allem in Ostösterreich stark verbreitet, verliert aber in den letzten Jahren etwas an Bedeutung. Rund 911.000 Erdgasheizungen wurden zuletzt gezählt, 2015/2016 waren es noch rund 928.000 Stück. Hier ist in den nächsten Jahren auch mit leichten Rückgängen zu rechnen.
Platz 3 geht wiederum an Holz bzw. Holzprodukte (wie Pellets, Stückholz, Hackschnitzel, Holzbriketts): 667.000 Heizsysteme werden mit Holzprodukten befeuert - 725.000 waren es allerdings noch 2 Jahre davor. Wiewohl Holz immer zu den günstigsten Heizformen zählt, ist Holz im Neubau kaum mehr anzutreffen - zu mühsam ist es den Menschen dieser Tage wohl, laufend Holz nachzulegen und den Holzofen zu reinigen. Auch die Lagerung ist natürlich bei immer kleiner werdenden Gärten eine wichtige Frage die dann eher zu Wärmepumpen- oder Gasvarianten führt. Eigentlich schade - denn Holz gibt es in Österreich zuhauf.
Auf Platz 4 der Heizungssysteme folgt der Verlierer: Öl. Noch ca. 509.000 Ölbrenner heizten in Österreich 2019/2020 ein, mittlerweile werden es wohl schon unter 500.000 Stück sein. Das Auslaufen der Ölindustrie-Förderung sowie die nunmehr wieder gestiegenen Ölpreise und Einbauverbote machen Öl zum# Auslaufmodell. Und das ist gut so. Heizen mit Öl ist auch schon wieder ziemlich teuer geworden und die Wertschöpfung beim Heizen sollte immer mehr in Österreich landen.
Bezüglich Wertschöpfung in Österreich freuen sich heimische Installationsbetriebe bzw. Heizsystemproduzenten durchaus über den nach wie vor deutlichen Boom bei den Wärmepumpenvarianten (die Luft-Wasser-Wärmepumpe hat hier wohl den Löwenanteil). Solar- und Wärmepumpensysteme konnten sich in 2 Jahren von 295.000 Stück auf 421.000 Stück vermehren und sind somit weiterhin DIE Heizungslösung im Neubau. Da und dort wird die Wärmepumpe auch bei Sanierungen schon in Betracht gezogen!
Zwar recht teuer in der Installation, ist der Betrieb (wie die Geldmarie selbst weiß) ausgesprochen günstig und einfach - beim nächsten Heizsystemcheck der Statistik Austria hat die Wärmepumpe wohl auch schon locker die Ölheizung überholt und hat auch schon Sicht auf den 3. Platz bei den Heizungen (derzeit Holz).
Wichtig hier ist jedenfalls, dass es zu keiner Strompreisexpolosion kommt. Wer sich zur Wärmepumpe eine brauchbare Photovoltaikanlage installiert, ist auf längere Sicht ohnehin Gewinner. Hier nur ein wenig schade: Die Sonne scheint in der Heizperiode halt ziemlich wenig...
251.000 Haushalte in Österreich heizen noch mit Strom, was sogar ein kleines Plus im Vor-Vorjahresvergleich darstellt. Rund 8.000 Haushalte befeuern sogar noch mit Kohle - die aber wohl auch kaum Zukunft hat.
Klares Plus also für Wärmepumpen und Fernwärme, deutliches Minus für Heizöl aber auch für Holz. Bei der Energiewende tut sich schon was!
Hier finden Sie übrigens (so demnächst eine diesbezügliche Entscheidung ansteht) die Rubrik Heizformen im Vergleich, in welcher Sie auch Berechnungen der Energieagentur für Neubau, sanierte Gebäude und unsanierte Gebäude finden.
Ad hoc-Meldung - Juni 2021