Die finanziellen Folgen der Corona-Krise finden sich primär fast weltweit in den jeweiligen Staatsschulden manifestiert - und dadurch wird auch eine langjährige (wenn nicht noch jahrzehntelange) Niedrigzinsphase prolongiert bzw. fixiert. Während die Staatsschulden dann nach Beruhigung (2022?) langsam weginflationiert werden, sieht das mit den Ersparnissen von Frau und Herrn Österreicher schon anders aus.
Die einstigen Klassiker (das Sparbuch und der Bausparvertrag) sind ein ziemliches Verlustgeschäft geworden (bei Zinsen von 0,01 bis 0,50% bleibt nach KESt. und Inflation ein Minus), auch Anleihen oder Kapitalversicherungen landen schwer in der Verlustzone.
Kapital liegt aber in Österreich (zum Glück) genug herum - und so fragen sich dieser Tage immer mehr Menschen: "Warum nicht auch einmal in Aktien investieren?". So häufig wie noch nie wird auch die Geldmarie dieser Tage von Freunden gefragt, was man denn nun mit seinen Ersparnissen, Erbschaften bzw. sonstigem Kapital machen soll.
Die Basisantwort ist: Nur noch mit etwas Risiko ist dieser Tage zumindest der Werterhalt des Vermögens möglich. Und für Menschen, die ihre Ersparnisse nicht ohnehin schon kurz- oder mittelfristig verplant haben und welche auch ein wenig Risiko auf sich nehmen möchten, kommt das Gespräch dann immer häufiger auf Unternehmensbeteiligungen via Aktien.
Tipps gebe ich da ohnehin keine, nachdem ich aber zumindest den Heimmarkt Wien recht gut kenne und auch laufend im Auge habe, entkommen mir dann schon einige Namen, welche ich persönlich für interessant halte bzw. selber im Portfolio habe - und auch eine Strategie, mit der ich schon viele Jahre recht gut fahre: Versorgertitel mit konstanten bzw. steigenden Dividenden, welche in einem Segment mit Zukunft unterwegs sind.
Hat man heuer zum Jahresstart in ATX-Aktien investiert, so ist man aktuell mit durchschnittlich 22% im Plus. Sämtliche 20 Aktien aus dem ATX20 sind im grünen Bereich, die heimische Post AG hat bisweilen sensationelle 58% zugelegt. Der Leiterplattenhersteller AT&S Austria liegt nette 43% im Plus und die OMV (+41%) profitiert auch massiv vom gestiegenen Öl- und Gaspreis.
Der ATX-total-return (also der ATX, dem auch Dividendenerträge hinzugerechnet werden) konnte die letzten Wochen mehrfach ein All-time-high erzielen. Und das knapp ein Jahr nach der größten Wirtschaftskrise, die die letzten 3 Generationen miterlebt haben...
Die Krise dauerte aber an den Börsen nur rund 1 Monat - gleich nach den ersten Schocktagen an den Börsen eröffneten viele "Schlaumeier" ein Wertpapierdepot. Auch unter dem Motto "Unternehmen sind sicherer als Notenbanken", zumeist aber in der Hoffnung nach rascher Erholung der Märkte, die dann auch tatsächlich eintrat.
Normalerweise müsste man ja meinen, der Aktienmarkt wäre (weltweit) total überhitzt, die Kurse schwer überzogen - aber mit Binsenweisheiten aus der Vergangenheit macht man heute längst keinen Staat mehr...
So war es vor Jahrzehnten auch noch üblich, dass Aktien primär wegen möglicher Kurssteigerungen gekauft wurden und deren Dividendenrenditen in der Regel sogar unter den Sparbuchzinsen lagen. Kurssteigerungen sind natürlich auch heute noch ein Motiv - das solide Investment in zukunftsträchtige Branchen bzw. Unternehmen wird aber laufend wichtiger.
Bei Durchsicht der heimischen Börse in Sachen Versorger kann man auch dieser Tage noch durchaus einige interessante Aktien finden: Im Energiebereich (der wohl gute Jahre vor sich hat) liegt die Dividendenrendite der EVN aktuell bei 2,4%. Der Verbund ist mit 0,9% (alle Rendite auf die Dividenden für 2020 zu den aktuellen Kursen berechnet) hingegen sehr überteuert. Geheimtipp: Die Burgenland Holding (hält 49% an der Energie Burgenland AG) weist eine Dividendenrendite von 3,5% auf. Außerbörslich in Sachen Grünstrom durchaus interessant: Die WEB Windenergie liegt bei 2,5% Dividendenrendite.
Auch wenn die Aktie der Post schon im Höhenflug ist: Die Dividendenrendite von 3,5% ist sehr verlockend und auch 2021 läuft schon sehr gut an. Ein weiterer Versorger (allerdings mit viel Weißrussland-Risiko): Die Telekom Austria, welche eine Dividendenrendite von 3,4% hat.
Ganz wichtig für Aktien-Neueinsteiger: Das Geld sollte in den nächsten Jahren nicht benötigt werden (Kursverluste sind jederzeit möglich) und es sollte auch nicht der verfügbare Gesamtbetrag nur auf eine Aktie bzw. ein Unternehmen gesetzt werden. Risikostreuung kann zwar auch den Gewinn reduzieren - aber wenn ein Unternehmen schwächelt, können das eventuell die anderen Unternehmen kompensieren.
Bei den ersten Schritten auf dem Börsenparkett ist es wohl auch kein Fehler, sich von einem "Profi" (der auch wirklich einer ist - erkennbar oft daran, dass er nicht seine -ach wie tollen- Aktiengewinne am Wirtshaustisch erschallen lässt) begleiten zu lassen. Hat man keinen solchen in der Umgebung, kann es auch durchaus Sinn machen, sich einen guten Berater bei der Bank zu sichern.
Und auch wenn es sehr verlockend ist: Sehen Sie sich nicht ständig die Kurse an. Ein Langzeitinvestent bzw. Zukunftsinvestment braucht Zeit. Und vielleicht haben Sie ja auch eigene Vorstellungen, welche Branchen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten boomen werden bzw. sehen sich auch passende Aktien aus internationalen Märkten an. Lassen Sie sich aber nicht von diversen "Hypeaktien" verführen - da ist im Normalfall schon die Luft raus, wenn diese am Stammtisch empfohlen werden...
Ad hoc-Meldung - Juli 2021