Immerhin rund 12.000 EinwohnerInnen (Tendenz deutlich steigend) hat Essling, der Vorort in der Donaustadt. Und seit ein paar Tagen genau keine Bankfiliale mehr. War eine kleine Sparkasse nur ein paar Jahre geöffnet und eine Z-Filiale (später Bank Austria) immerhin rund 2 Jahrzehnte vorhanden, so schloss nun auch die Marchfelder Bank (ehemals Volksbank) ihre Filiale in Essling. Es verbleiben: Eine bank99 (=keine Vollbank) beim Post-Partner und 2 Bankomaten (bei 2 Supermärkten)...
Kein Einzelschicksal im wachsenden Bezirk Donaustadt: Rund um den Genochplatz in Stadlau (wo die Geldmarie vor vielen Jahren in einer Länderbank/Bank Austria gearbeitet hat) wurden aus 5 Banken genau Null. Zuerst Fusionen (Z,Länderbank,CA) und dann auch noch ein paar Filialschließungen.
Es war schon in den 1990ern bekannt: Österreichs Banken haben zu viele Filialen und damit auch zu viel Personal. Führte man die Kunden zuerst zum Automaten (Bankomat, Kontoauszugsdrucker, Geldausgabegerät) und zum bargeldlosen Zahlungsverkehr (Bankomatkasse im Supermarkt, Einkaufen im Internet, Online-Banking), kamen dann in den Nullerjahren auch Direktbanken wie die ING (DiBa) kräftig auf und machten den Filialbanken kräftig Konkurrenz.
Darob wurden Filialen immer weniger frequentiert (primär noch häufig von älteren Bankkunden) - und auch früher häufige Bankgeschäfte wie Fremdwährungen (Euro!), Münzen, Reiseschecks, Schecks etc. fielen immer häufiger weg bzw. wurden von den Banken deutlich zurückgeschraubt.
War das klassische Sparbuch (mit oder ohne Bindung) in Österreich eigentlich fast immer unumstrittene Nr. 1 bei den Sparformen in Österreich (einzig der Bausparvertrag konnte hier mithalten), so gerät dieses immer mehr ins Hintertreffen.
Zuerst verdrängten Tagesgeld und Festgeld (Einlagen bei Direktbanken) den Sparbuchanteil immer mehr auf Konten - nun sind es die Niedrigzinsen (und die damit verbundenen 0-%-Zinsen für Geld, dass sich Banken von der EZB ausleihen können), die immer mehr Sparer dazu bringt, das Geld gleich auf dem Girokonto zu lassen. Ob 0,01% am Konto oder selbige "Zinsen" am Sparbuch ist ja ziemlich egal...
Auch wenn es in Österreich keine Negativzinsen auf Sparkonten bzw. Sparbücher geben darf - das klassische Sparbuch wird sogar von den ersten Banken gar nicht mehr angeboten. Will man ein Sparprodukt, so gibt es eben eine Sparkarte - da stört der Kunde dann auch nicht den etwaigen Kassenbetrieb.
Während jüngere Semester gar kein Problem mit dem Filialschwund haben bzw. Menschen bis 60 sich zumeist schon lange an Online-Banking und Selbstbedienungsautomaten gewöhnt haben, ist das Bankensterben für ältere Semester ähnlich negativ, wie früher der Rückzug der Greißler oder auch die starke Filialreduktion der Post. Darüber hinaus werden auch Selbstbedienungsfilialen immer mehr - dort kann man dann mit den Automaten reden...
Aufhalten lässt sich dieser anhaltende Trend (ca. 1.000 Filialschließungen in den letzten 20 Jahren, rund 4.000 Bankfilialen gibt es noch) wohl nicht - auch wenn es Banken wie die Oberbank gibt, die in den letzten Jahren ihr Filialnetz bewusst ausgeweitet hat und damit bisweilen sehr erfolgreich gefahren ist. Auch die Erste Bank hat z.B. deutlich weniger reduziert als andere Banken.
Der -dann doch überraschende wiewohl ob Einlagenlastigkeit verständliche- Rückzug der ING aus dem Privatkundengeschäft wird in den nächsten Jahren wohl noch Nachfolger finden. So hat sich z.B. schon die MoneYou mit Tagesgeld und Festgeld aus Österreich verabschiedet, die Hello bank! wurde seitens BNP-Paribas-Gruppe an die heimische easybank (BAWAG) verkauft und auch die Privatbanken Credit Suisse und die UBS haben sich aus Österreich verabschiedet.
Die Pleiten der Commerzialbank Mattersburg, der Anglo Austian AAB (ex-Meinl-Bank) und jüngst der Autobank seien hier nur am Rande erwähnt.
Ganz ohne Bankfilialen wird`s wohl auch in Zukunft nicht gehen - es ist aber anzunehmen, dass die Filialanzahl bis 2030 sich noch deutlich reduzieren wird - auf rund 3.000 Bankfilialen könnte es bis 2030 schon runtergehen. Und das ist wohl eher noch optimistisch geschätzt...
Gut möglich, dass es auch den Gratiskonten und Gartisdepots bei Direktbanken oder Online-Brokern in den nächsten Jahren an den Kragen geht - bei weniger Konkurrenz im Lande und bei laufend steigendem Ertragsdruck ist dies durchaus möglich...