Der Richtwert für die Pensionserhöhungen 2022 ist bekannt: 1,8% ergab die durchschnittliche Inflation zwischen August 2020 und Juli 2021 und dieser Wert wäre auch die gesetzliche vorgesehene Pensionserhöhung - würde da nicht die Politik noch etwas an den Schrauben herumdrehen können...
Die Bekanntgabe der Inflationswerte der letzten Periode ist auch gleichzeitig der Startschuss für entsprechende Diskussionen seitens Politik und Interessensvertreter (=die Seniorenvertreter der Parteien). Und so wie das "Amen im Gebet" folgten auch schon die ersten Statements:
Uniso fordern die Seniorenvertreter wieder ein höheres Pensionsplus für kleine Pensionen und die besagten 1,8% für den Rest. Kanzler Kurz lässt sich eine "soziale Staffelung" (wohl ähnlich wie im Vorjahr: mehr für kleine Pensionen, 1,8% für mittlere Pensionen, Fixbetrag für hohe Pensionen) entlocken. Sozialminister Mückstein sprach wiederum vom Ziel, Altersarmut zu bekämpfen.
Klingt alles ziemlich harmonisch - und wird wohl dazu führen, dass kleine Pensionen per 1.1.2022 wieder rund 3% Erhöhung kriegen, mittlere Pensionen die 1,8% und ein paar wenige (hohe) Pensionen mit 30 bis 40 Euro Erhöhung. Lange gestritten wird hier wohl nicht - eine generelle Pensionsdebatte wird wieder populistisch umschifft...
Nachtrag Mitte September: Die Prognosen haben sich bestätigt - per 1.1.2022 gibt es für kleine Pensionen (bis 1.000 Euro) 3% drauf, zwischen 1.000 und 1.300 Euro wird die Erhöhung eingeschliffen (zwischen 3 und 1,8 Prozent) und ab 1.300 Euro gibt es die 1,8% Erhöhung.
Während politisch dieser Tage eher Covid-19-Bestimmungen und Klimaticket (ziemlich lächerlich, hier etwas ohne die Ostregion zu präsentieren!) die öffentliche Diskussion bestimmen, ist eine (längst notwendige) Pensionsreform weiterhin überhaupt nicht in Sicht.
Rund 23 Milliarden Euro muss der Staat dem maroden Pensionssystem schon jetzt jährlich zuschießen (inkl. Beamtenpensionen) - und die nächsten 10-15 Jahre drängen auch die geburtenstärksten (und oft hochdotierten) Jahrgänge in die Pension.
Unter Pensionsanstrittsalter ein paar aktuelle Zahlen zum Thema - jeder, der sich ein paar (neutrale!) Gedanken über die Pensionssystemfinanzierung macht, muss erkennen, dass sich das hinten und vorne nicht mehr ausgehen kann.
Von Türkis-Grün ist hier leider nicht wirklich Zukunftspolitik zu erwarten, auch Rot und Blau sind in Sachen Pensionssystem nur populistisch oder egozentrisch unterwegs - einzig die NEOS betätigen sich auch heuer wieder als "Rufer in der Wüste" und bringen auch Argumente, dass man bei den kleinen Pensionen oft auch (statt sozialer Treffsicherheit) ungerechte Umverteilung betreibt.
Aus den 23 Milliarden Zuschuss anno 2021 werden ohne Reform schon in wenigen Jahren rund 30 Milliarden staatlicher Zuschuss - das sind Dimensionen, die in etwa dem Corona-Budgetdefizit 2020 und 2021 entsprechen!
Die letzte Pensionsreform ist nun auch schon wieder rund 20 Jahre alt - und die vielen jungen Leute in der aktuellen Regierung stecken beim Pensionsthema weiter die Köpfe in den Sand.
Ad hoc-Meldung - August 2021