Auch wenn es derzeit da und dort nach wirtschaftlicher Erholung aussieht: Generell wird es wohl noch das eine oder andere Jahr bis zur "alten Normalität" dauern. Covid-19 bleibt ob zu geringer Durchimpfungsraten überall (weltweit) ein Thema - und wer aktuell von der kommenden 4. Welle spricht, der sollte kurz auf die Zahlen blicken und wird bemerken, dass diese schon längst da ist. Wiewohl diese ein wenig an Schrecken verloren hat...
Auch wenn man dieser Tage seitens Politik nur vage Andeutungen bezüglich Herbst macht (man möchte ja die Sommerlaune nicht trüben), werden die Infektionen schon im September bei 2.000-3.000 Menschen pro Tag liegen und im Oktober bzw. November ist (ohne einschneidende Maßnahmen, die es nicht geben wird) ein weiterer Anstieg wohl fix. Durchaus möglich, dass man im Herbst/Winter 2021/2022 sogar die Infektionszahlen von 2020/2021 übertrifft - zu unvorsichtig sind wir alle geworden, zu ansteckend ist die neue Variante und auch die Impfung schützt nur teilweise (wiewohl gut) vor einer Covid-19-Erkrankung.
Positiv jedenfalls: 61% der Bevölkerung in Österreich haben bereits einen "Erststich", 57% sind voll immunisiert - die Impfung ist zwar kein 100%iger Schutz vor einer Ansteckung, bringt aber hoffentlich sehr deutlich mit sich, dass die Krankenhäuser bzw. Intensivstationen nicht so rasch voll werden wie im Vorjahr.
Trotzdem ist es im Herbst-Winter 2021/2022 sehr wahrscheinlich, dass so manche Covid-19-Vorschrift neu adaptiert wird - und höchstwahrscheinlich sogar, dass spätestens im Oktober für Nicht-Geimpfte (und vielleicht auch für Genesene) die Schranken für die Gastronomie und Hotels wieder fallen werden. Zurecht, wie die Geldmarie meint.
So manchen Glückritter, der an seine "Superimmunität" glaubt bzw. generell Covid-19 nicht versteht oder verstehen will, wird es in der kalten Jahreszeit dann heftig niederpracken und Long-Covid wird auch in den nächsten Jahren Thema bleiben.
Ob -zu erwartender- hoher Neuansteckungszahlen wird der Herbst/Winter 2021/2022 wieder mühsam und insbesondere die Gastronomie, der Tourismus und die Reisebranche (bzw. Luftfahrt) werden weiterhin sehr leiden.
Auch wenn diese Sparten heuer ob des langen Total-Lockdowns im Vorjahr (=nahezu kein Tourismus) wohl deutlich bessere Zahlen aufweisen werden, sind diese wohl zum Leben zu wenig - weitere staatliche Unterstützungen sind wohl notwendig. Einerseits werden Nicht-Geimpfte wahrscheinlich von Beherberungsbetrieben bzw. Gastrobesuchen ausgeschlossen sein, andererseits wird sich die Lust auf Urlaub und Gastro bzw. Kultur ob hoher Infektionsraten auch sehr in Grenzen halten.
An die (noch guten) 2019er-Zahlen wird man noch sehr lange nicht herankommen, 2022 sieht aber in Summe (ob einiger Lockdownmonate in der ersten Hälfte 2021) ziemlich sicher wieder besser aus als 2021.
Fallen dann aber die staatlichen Unterstützungen weg (irgendwann muss hier auch Schluss sein, sonst finden wir uns budgettechnisch in der% Nähe der Pleitekandidaten wieder) und Covid-19 bleibt uns (inklusive einiger Beschränkungen) erhalten (was anzunehmen ist), kommen 2023 und 2024 dann die "Jahre der Wahrheit". Eine Vielzahl von Pleiten und auch eine Rezession ist dann durchaus in Sicht - der Ökonom würde hier wohl von einer "längst fälligen Marktbereinigung" sprechen.
Ein rechnerischer Hoffungsschimmer für die nächsten Jahre: Gehen die 60-70% Impfwilligen auch brav zur Auffrischungsimpfung und entwickeln die rund 10-15% schon infizierten (die teilweise ja auch impfen gehen) auch eine brauchbare Immunität, kommt man den in Sachen Herdenimmunität kolportieren 80-90% schon bald nahe. Covid-19 bleibt uns leider (ähnlich der Grippe, die aber deutlich harmloser ist!) zwar erhalten, dominiert dann aber nicht mehr den Alltag.
Ad hoc-Meldung - August 2021