Nach 2 Rekordjahren in Folge muss die Wiener oekostrom AG 2021 etwas kleinere Brötchen backen. Gleich 2 relevante Geschäftsfelder sind 2021 nicht ideal gelaufen: Einerseits war der Windertrag im ersten Halbjahr 2021 ziemlich erbärmlich, andererseits leidet die oekostrom AG auch unter den stark gestiegenen Großhandelspreisen, welche die Gewinnspannen im Vertrieb massiv reduzierten.
2021 ist bisweilen für allen Windkraftwerksbetreiber in Österreich ein eher schwaches Jahr. Die oekostrom AG mit Schwerpunkt Burgenland musste beim Stromertrag hier gar ein Minus vom Planertrag von 19% (inkl. Photovoltaik) hinnehmen. Dafür verantwortlich auch einige Stehtage - primär aber die schwache Windlast. 2021 ist diesbezüglich bisweilen (vergleichsweise) das schwächste Windjahr seit 2008.
Nachdem die oekostrom AG die Kundenbasis im Stromvertrieb in den letzten Jahren auf tolle 70.000 Zählpunkte ausbauen konnte, fehlt hier der Strom natürlich doppelt: Die benötigte Strommenge an Grünstrom ist nämlich ohnehin deutlich höher als die Eigenproduktion - da musste nun auch teuer zugekauft werden. Denn die Großhandelspreise sind 2021 (wie auch Öl, Gas etc.) deutlich steigend unterwegs. Auch bei den rund 6.000 Wärmekunden (Gasprodukt mit 12% Biogas - somit vielleicht das "grünste Gas Österreichs) musste man heuer deutlich höhere Preise im Einkauf berappen.
Sehr positiv lief im ersten Jahr die Kapitalerhöhung, welche 4,1 Mio. Euro Erlös brachte und stark überzeichnet war. Fast 2/3 der Bezugsrechte wurden von Bestandsaktionären ausgeübt, welche darüber hinaus auch noch zum Normalpreis Aktien orderten - schon alleine damit war die Kapitalerhöhung überzeichnet!
In Zahlen sieht das nach 6 Monaten so aus: Umsatz 21,85 Mio. Euro (nach 23,82 Mio. Euro), EBIT 1,01 Mio. Euro (nach 1,22 Mio.) und das Ergebnis nach Steuern fiel von 940.000 Euro auf nunmehr 535.000 Euro.
Für 2021 rechnet der Vorstand der oekostrom AG mit einem deutlich niedrigeren Ergebnis als in den beiden Vorjahren, dazu beitragen wird auch noch ein negativer Einmaleffekt beim Repowering-Projekt Parndorf. Bleiben die Großhandelspreise bei Strom und Gas weiter hoch, sind Preiserhöhungen nicht auszuschließen - damit würden natürlich auch Kundenverluste drohen. Interessant übrigens, dass nicht so mancher Stromversorger schon längst die Preise erhöht hat - schließlich sind die Großhandelspreise schon längere zeit zumeist deutlich über den Netto-Verkaufspreisen...
Neben der Kapitalerhöhung und der erfolgreichen Finanzierung des "45-Millionen-Euro-Riesenbabys Repowering Parndorf" sind auch weitere Projekte in Planung bzw. Umsetzung - auch Photovoltaik spielt nun wieder eine größere Rolle bei der oekostrom AG.
Sich beruhigende Strompreise sowie viel Wind im kommenden Herbst/Winter könnten das Jahresergebnis 2021 noch einigermaßen behübschen - große Sorgen muss man sich angesichts der widrigen Umstände (Wind, Defekte, Großhandelspreise) im 1. Halbjahr 2021 aber nicht machen: So übel sieht das Halbjahresergebnis auch wieder nicht aus.
Auch wenn die oekostrom AG wohl in den nächsten Jahren gute Jahre vor sich hat (und haben muss): Preise von über 30 Euro pro Aktie (werden aktuell am oekostrom-Handelsplatz bezahlt) erscheinen mir aber dann doch etwas zu hoch gegriffen: Im Vorjahr betrug die Dividende 25 Cent pro Anteil, die Dividendenrendite ist darob ziemlich überschaubar. Und ob man für 2021 wieder 25 Cent zahlen will/kann, bleibt abzuwarten. Damit ist die oekostrom-AG-Aktie derzeit ähnlich überbewertet wie der Verbund.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - August 2021