Vorab: Ja, der Winter 2021/2022 wird für die heimischen Besitzer von Gasheizungen eine ziemlich teure Angelegenheit - auch wenn dieser vielleicht wieder relativ mild ausfallen wird. Die Gaspreise kennen nämlich 2021 nur eine Richtung: Steil nach oben.
Ein in den letzten Jahren extrem niedriger Gaspreis, politischer Poker (Russlands Gazprom), eher schwache Winderträge im Sommer und verstärkte Nachfrage nach Erdgas ob wirtschaftlicher Erholung "nach" Corona (ein bisserl wird uns der Schas wohl noch erhalten bleiben) sorgen derzeit für einen extremen Preisanstieg bei Gas. So hat sich der Österreichische Gaspreisindex ÖGPI seit einem Jahr (von niedrigem Niveau aus) verfünffacht!
Ja, steigende Großhandelspreise für Erdgas werden spätestens zum 1.1.2022 auch bei den größeren heimischen Gasversorgern zu hohen Preiserhöhungen beim Gas sorgen. Erste Preiserhöhungen werden schon verzeichnet und waren auch (ob der in den letzten Jahren sehr günstigen Preise) erwartbar, Preiserhöhungen wie per 1.11.2021 beim bisherigen Billiganbieter Montana von rund 66% sollten aber nicht allzusehr erschrecken.
Denn diese Preiserhöhungen beziehen sich primär auf den Arbeitspreis (also die tatsächlich bezogene Energie), die nur rund 50% der Rechnung ausmachen. Darüber hinaus haben die meisten größeren Versorger langfristige Lieferverträge abgeschlossen und müssen somit die höheren Preise am Markt nicht sofort weitergeben.
Außerdem (und das mag jetzt ein schwacher Trost sein, ist aber Tatsache) war das Heizen mit Gas in den letzten Jahren fast immer die günstigste Variante bei der Vollkostenrechnung eines Heizsystems. Das könnte aber durch die kommende Teuerungswelle schon sehr bald Geschichte sein.
So man aber demnächst eine geschmalzene Preiserhöhung erhält (und das wird demnächst häufig passieren), sollte man umgehend prüfen, ob sich nicht ein Wechsel des Gasanbieters (ein paar Klicks reichen hier) auszahlt - Vergleichs- und Wechselportale wie Durchblicker lassen das rasch erledigen.
Blicken Sie dabei aber nicht auf Lockangebote mit Einmalrabatten (außer Sie wechseln gerne jährlich) - vielmehr ist es derzeit interessant, wie lange der jeweilige Gaslieferant seinen Tarif hält. Zumeist sind es derzeit nur wenige Monate (bis 31.12.2021), da und dort bis Mitte 2022, ab und an aber auch 1 Jahr Preisgarantie.
Glaubt man den Gasmarktexperten, sollte der Spuk nämlich schon im Frühling bzw. im Sommer 2022 vorbei sein - die langfristigen Termingeschäfte mit Gas weisen jedenfalls darauf hin.
Taktik für die nächsten Monate: Einmal nachsehen, wieviel man derzeit zahlt und wo aktuell der Bestpreis liegt. Vielleicht wechseln - wer auf "Nummer Sicher" gehen möchte, wählt eine Variante mit Fixpreis. 2022 (nach der zu erwartenden Erhöhungswelle) dann nochmals nachsehen, wie sich der Gaspreis bzw. der eigene Tarif entwickelt hat bzw. im Vergleich liegt - und dann die Lage neu beurteilen. Vielleicht kann man 2022 ja auch schon wieder einen Floatertarif (derzeit nicht zu empfehlen) Floatertarif ins Auge fassen...
Wie sich Öl- und Gaspreise 2022 entwickeln, ist allerdings seriöserweise derzeit nicht zu beantworten...
Normalerweise gibt es zum Start der Heizsaison in Österreich gerne eine Presseinfo über 80-90% volle heimische Gaslager. Die muss allerdings 2021 ausfallen: Die Gaslager sind nämlich per 1.10.2021 lt. AGSI gerade einmal zu bescheidenen 53% voll.
Panik ist aber diesbezüglich auch nicht wirklich angebracht: Österreich kann deutlich mehr Gas einlagern, als es selbst im Jahr verbraucht und die bis Anfang November (wenn`s dann wirklich kalt wird) wohl zu 65-70% gefüllten Lagerstätten reichen locker für einen starken Winter aus.
Gazprom/Russland hat hier 2021 aber wohl auch ein wenig taktiert und die EU nervös gemacht - schließlich wollte man auch Argumente für die (länger umstrittene und nun fast fertige) Leitung North Stream 2 in der Hand haben und wohl auch Weißrussland (über diese Leitung strömt "unser" Gas) weiterhin schaden. Gazprom würde sich aber durch Gasengpässe in Europa selbst kräftig ins Knie schießen, war bis jetzt immer verlässlich und hat auch die vertraglich fixierten Lieferungen durchgeführt.
Europa hat in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiterhin hohen Gasbedarf - insbesondere Kohlekraftwerke für die konstante Stromerzeugung werden wohl vielfach durch Gaskraftwerke (die auch Schwankungen im Netz gut ausgleichen können) ersetzt. Da wäre Gazprom schlecht beraten, auf dieses Geschäft zu verzichten bzw. Europa sauer zu machen...
Der stark steigende Gaspreis ist demnach auch ziemlich mitverantwortlich, dass sich die Strompreise in den nächsten Wochen und Monaten ebenfalls deutlich erhöhen werden.
Wer nicht noch ein wenig abwarten möchte, wie sich der Preis beim eigenen Anbieter per Jahresanfang 2022 entwickelt, kann natürlich jetzt schon den Gasanbieter wechseln.
Das Vergleichsportal Durchblicker berichtet schon von einem stark gestiegenen Trend zum Anbieterwechsel - bei rund 900.000 Haushalten, die primär mit Gas heizen, ist der Markt auch noch durchaus groß. Gerade im Osten Österreichs gibt es sehr viele Wohnungen und Häuser, welche schon seit vielen Jahrzehnten mit Gas geheizt werden. Und oft auch keine Möglichkeit haben (Miete...) das Heizsystem zu wechseln und zukunftsfit zu machen.
Aktuell sieht unser Gaspreisvergleich bei Durchblicker (siehe Link weiter unten) in den meisten Bundesländern die "Energie Graz" mit dem Tarif "Graz Erdgas Classic" vorne.
Kann durchaus sein, dass Gas in den nächsten Monaten insbesondere bei den Landesenergieversorgern (die ja der Politik sehr nahe stehen) günstiger ist als bei den vielen Privatanbietern - auch durchaus möglich, dass die Landesversorger mit 1.1.2022 nicht so stark erhöhen müssen/dürfen, wie private Anbieter, welche keine eigenen Gasspeicher haben und zu aktuell hohen Marktpreisen zukaufen müssen...
Hier finden Sie den aktuellen Gaspreisvergleich - und auch wenn es nicht so einfach ist, aus der eigentlich günstigen und praktischen (aber nicht gerade umweltfreundlichen) Heizungsvariante Gas auszusteigen - den Anbieter zu wechseln und damit jährlich ein paar Hunderter zu sparen, ist keine Diplomarbeit!
Unter: Strompreise vergleichen finden Sie 1x im Quartal die günstigsten Strompreise in allen Bundesländern Österreichs.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Oktober 2021