Schon in Krisenzeiten sind Aktien von Versorgern (insbesondere Stromproduzenten) immer gesuchte Werte - 2021 profitieren die Stromaktien aber auch noch von steigendem Strombedarf sowie sehr stark steigenden Strompreisen auf den Strombörsen. 2022 dann wohl auch von den bei den Endverbrauchern massiv angehobenen Strompreisen...
Die Geldmarie ist selbst sehr stark in Energieaktien aus Österreich investiert (was zuletzt sehr erfreulich war) und hat sich einmal die Aktien von 6 heimische Stromversorger bzw. Stromproduzenten angesehen. Dabei ist festzustellen: Das Prinzip "Hoffnung auf fette Jahre" ist da und dort schon weit verbreitet, die Kurse von Versorgeraktien sind schon in schwindelnde Höhen gestiegen:
3 heimische Werte kann man über die Börse erwerben und damit ganz einfach ins Depot legen: Die Burgenland Holding (allerdings sehr selten gehandelt), sowie die beiden ATX-20-Werte EVN und Verbund.
Als unspektakulärer Dividendenwert ist die Burgenland Holding durchaus eine interessante Option: Bei einem aktuellen Kurs von 90-99 Euro (hier ist eine Limitorder sicher kein Fehler!) sieht eine Dividende von 3,25 Euro pro Aktie sehr interessant aus. Die Burgenland Holding ist eine "Börsenhülle", welche 49% des Grundkapitals der Energie Burgenland AG besitzt (und einen kleinen Anteil an der Wiener Börse) - die Ausschüttungen sind hier ziemlich konstant.
Durchaus noch interessant ist auch ein Kauf von EVN-Aktien: Der Landesversorger (auch international tätig) wird 2020/2021 ein sehr gutes Jahr abliefern und scheint (auch ob mehr Investments in Windkraft und Photovolatik) - was angesichts der Vorjahresdividende von 0,50 Euro einen Kurs von aktuell 25 Euro durchaus rechtfertigt. Eine Dividendenerhöhung scheint hier durchaus möglich zu sein, jüngst hat man auch einige Kraftwerke aufgewertet was auch 2022 (bei hoch bleibenden Strompreisen) durchaus nochmalig möglich scheint.
Nach dem 3. Quartal 2021 hat der Verbund mit 587 Mio. Euro Plus schon fast das Jahresergebnis 2020 (631 Mio.) geschafft und rechnet nun mit Gewinnen von 740-810 Mio. Euro. Das riecht somit auch nach Dividendenerhöhung (für 2020: 0,75 Euro/Aktie) - bei einem Kurs von aktuellen 88 Euro müsste die Dividende sich aber schon nahezu verdoppeln um die Aktie diesbezüglich attraktiver zu machen. Der ökologisch gut aufgestellte Verbund-Konzern dient wohl auch vielen Anleger als "Save-haven" - um bezüglich Dividende interessant zu werden, müsste die Ausschüttungsquote (derzeit 45-55%) aber schon deutlich angehoben werden.
In Österreich gibt es auch einige Grünstromunternehmen deren Aktien man auch außerbörslich (idealerweise auf den jeweiligen Handelsplätzen) erwerben kann. Hat man dies bei der Windkraft Simonsfeld AG, der oekostrom AG oder der W.E.B Windenergie (nähere Informationen zu diesen Unternehmen in unserem Energiespar-Bereich) vor Jahren oder auch Anfang 2021 getan, so hat man damit keinen Fehler gemacht. Im Gegenteil.
Die Aktien dieser 3 Unternehmen schossen in den letzten Jahren regelrecht in die Höhe - es hat sich mittlerweile wohl auch unter klassischen Börseanlegern herumgesprochen, dass das Geschäftsfeld Grüne Energie funktioniert. Und zwar sogar ausgezeichnet funktioniert.
Ähnlich wie der Verbund ist die oekostrom AG mit derzeit 28-30 Euro schon sehr hoch bewertet. Die letztjährige Dividende von 0,25 Euro muss 2021 erst einmal verdient werden - schwächere Halbjahreszahlen (primär ob weniger Wind) sowie sehr hohe Strompreise (das Unternehmen verkauft deutlich mehr Strom als es produziert) werfen die Frage auf, ob man den Strombedarf abseits der Eigenproduktion auch abgesichert hat. Das Ergebnis 2021 wirds wohl zeigen. Die Kapitalerhöhung 2021 lief jedenfalls prächtig und auch die Aussichten für die nächsten Jahre scheinen gut.
Ziemlich abgehoben haben auch schon die Aktien des Ökostromproduzenten (primär Wind) Windkraft Simonsfeld AG: 516-525 Euro muss man dieser Tage schon pro Aktie zahlen, im Vorjahr wurde eine Dividende von 6 Euro ausgeschüttet. Ein starker Herbst sowie die früher als geplant erfolgte Inbetriebnahme eines Windkraftwerkparks könnten dem Unternehmen 2021 aber wieder ein tolles Jahr bescheren.
Wiewohl die Aktien der W.E.B Windenergie AG 2021 auch schon ziemlich abgehoben sind, sind Kurse von 133-138 Euro pro Aktie gar nicht so teuer wie es scheint: Im Vorjahr wurde eine Dividende von 2,60 Euro/Aktie ausgeschüttet (bisweilen die höchste Dividende in der Unternehmensgeschichte) - hält man dieses Niveau bzw. profitiert man a la longue von einem höheren Strompreis ist die W.E.B noch immer ein heißes Eisen. Ins Endkundengeschäft ist die W.E.B erst langsam eingestiegen - in Sachen Stromerzeugung aus Wind ist das international aufgestellte Unternehmen durchaus bald ein "Big player".
Zahlte man in den letzten Jahren auf den Strombörsen rund 30-50 Euro pro Megawattstunde, sind es seit einigen Monaten 100-250 Euro pro MWh. Das sind rund 10 bis 25 Cent pro Kilowattstunde - was so manche im Endkundengeschäft tätige Stromanbieter derzeit wohl ziemlich nervös macht. Denn obwohl uns als Kunden der Strom rund 20 Cent die kWh kostet, beträgt der reine Energiepreis rund 6-7 Cent (Rest: Steuern und Gebühren) - da zahlen die Stromlieferanten derzeit fast überall drauf...
Per 1.1.2022 muss man wohl großflächig mit deutlichen Preiserhöhungen rechnen - wie hoch diese ausfallen werden, hängt natürlich auch davon ab, welche Preise sich die Energielieferaten via langfristiger Bezugsverträge abgesichert haben. Gut möglich auch, dass die eine oder andere kleinere Firma vom Markt verschwindet. 2022 wird jedenfalls der Strompreisvergleich besonders wichtig...
Für reine Stromproduzenten bzw. starke Stromproduzenten ist jedenfalls für 2021 und auch für 2022 ein sehr gutes Jahr in Sicht - Experten gehen davon aus, dass uns die extrem hohen Großhandelspreise beim Strom zumindest im Winter 21/22 erhalten bleiben.
Bleibt das Strompreisniveau hoch, können die Produzenten wohl auch viele Kraftwerke aufwerten - aktuell nehmen Ökostromproduzenten sogar förderungswürdige Anlagen aus dem Fördersystem raus weil man auf dem Markt höhere Preise erzielt.
Dieser Tage hört man auch (primär aus konservativen Ecken) immer wieder die Behauptung, die Erneuerbaren wären an der Preisexplosion schuld. Ziemlicher Unsinn - denn alle relevanten Erneuerbaren (Photovoltaik und Wind) produzieren -auch ohne Förderung- dieser Tage schon deutlich unter dem Marktpreis.
Hohe Rohstoffpreise für Öl, Kohle und Gas sind derzeit die Hauptschuldigen an den hohen Strompreisen - wenn die Gaslager in Österreich Anfang November 2021 nur zu 55% gefüllt sind (was für die heimische Winterversorgung aber reichen sollte), kommt natürlich auch eine gewisse Nervosität am Markt auf...
Der Winter 2021/2022 wird jedenfalls ziemlich teuer - erst Mitte 2022 wird sich dann zeigen, wohin die Strompreise sich bewegen. Von einer Beruhigung ist aber auszugehen.
Ad hoc-Meldung - November 2021