Seit Anfang 2021 explodieren die Strompreise auf den Terminmärkten wie noch nie - und mit ein wenig Verzögerung passen die Stromanbieter auch die Tarife für die Endverbraucher an. Und das kräftig. Nahezu alle Stromanbieter bzw. Landesversorger haben die Preise spätestens zum Jahreswechsel 2021/2022 kräftig erhöht - die nächste Jahresabrechnung wird demnach fast immer fette Nachzahlungen mit sich bringen.
Vor einem Jahr hat die Geldmarie noch dazu geraten, sich eventuell Fixpreise (auf 1 oder 2 Jahre) zu sichern. Dieser Tage ist das nur noch ganz selten sinnvoll - denn die meisten Stromanbieter bieten entweder keine Fixpreisbindung mehr an oder nur noch zu besonders hohen Preisen.
Hat sich ein Wechsel des Stromanbieters (insbesondere von Landes- und Stadtversorgern) in den Jahren seit der Liberalisierung des Strompreises fast immer ausgezahlt, so sind aktuell die Landesversorger in allen 9 Landeshauptstädten die Billigstanbieter!
Nur wer aktuell von einem privaten Stromanbieter gekündigt wurde (oder dieser hat sich vom Markt zurückgezogen) muss sich dieser Tage einen neuen Stromanbieter suchen - und wird zumeist bei den Lokalversorgern fündig. Zumeist aber nicht zu den "Altkonditionen" - vielmehr muss ein etwas teurerer Tarif abgeschlossen werden. Besonders in Westösterreich könnte aber ein Comeback beim Lokalversorger derzeit Sinn ergeben!
Die Preispolitik der Landesversorger lässt auch darauf schließen, dass die Normalkonditionen selbiger durchaus auch noch teurer werden können: Im Dezember 2021 kostete die Kilowattstunde auf den Strombörsen teilweise 50 bis 70 Euro - dass dies bei Abgabepreisen von 10 bis 15 Cent pro Kilowattstunde kein gutes Geschäft ist, erklärt sich von selbst.
Wer da nicht viel bzw. ausreichend Eigenstrom produziert und über die Börse zukaufen muss, ist nicht mehr konkurrenzfähig bzw. konkursreif - insbesondere, wenn man sich den Strompreis nicht vorsorglich via Hedginggeschäfte abgesichert hat. Die Anzahl der reinen Stromhändler (ohne Eigenproduktion) wird sich wohl auch 2022 reduzieren, viele private Anbieter werden vom Markt verschwinden.
Die Lust der Stromanbieter auf Neukunden ist demnach aktuell sehr eingeschränkt - bis sich der Markt wieder etwas normalisiert, kann es durchaus noch einige Monate dauern. Das zeigt auch die aktuelle Verlängerung der ursprünglich nur bis Jänner 2022 geplanten neuen VKI-Energiekosten-Stop-Aktion (wurde bis April 2022 verlängert) - da haben wohl auch zu wenige Unternehmen halbwegs interessante Angebote in Aussicht gestellt.
Auch wenn sich die Börsenpreise für Strom in den letzten 2 Wochen (wohl auch durch Warmwetter und viel Wind) etwas beruhigt haben - 2022 wird wohl mit einer ziemlich unlustigen Stromrechnung aufwarten.
Fallen die Strompreise an den Börsen aber wieder (im Frühling durchaus nicht unwahrscheinlich), sollte man sich unbedingt wieder bei den Vergleichen (siehe Linktipps) umschauen - insbesondere wenn man aktuell einen teuren Tarif abschließen musste.
Die Ausnahmesituation am Strommarkt führte übrigens auch dazu, dass es sich aktuell auch nicht lohnt, zu einem "richtigen" Ökostromanbieter zu wechseln. Diese sind im Normalfall oft durchaus günstiger als die Landesversorger - halten sich aber im Neukundensegment derzeit auch mit interessanten Angeboten zurück.
Aktuelle Strategie: Im Frühling 2022 weiß man mehr, Abwarten und so wenig Strom verbrauchen wie möglich.
Den aktuellen Vergleich der Strompreise in den Landeshauptstädten Österreichs gibt es hier zu finden: Strompreisvergleich Österreich.
Und hier gibt es noch die Bestbieter bei Ökostrom nachzulesen: Preisvergleich Ökostrom
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2022