2021 war für die heimischen Windkraftwerksbetreiber bestenfalls ein mittelprächtiges Jahr: Einerseits wehte der Wind deutlich unter dem langjährigen Schnitt, andererseits fiel der Ausbau der Windkraft in Österreich eher bescheiden aus. Über höhere Strompreise (wie derzeit gegeben) kann man sich hingegen als reiner Stromproduzent natürlich freuen - wiewohl diese zumeist erst mit etwas Verzögerung in den Bilanzen ankommen.
1.307 Windkraftwerke zählte die IG Windkraft (Interessensgemeinschaft Windkraft Österreich) zum Jahreswechsel 2021/2022 - diese weisen eine Leistung von rund 3.300 MW auf.
Damit konnte man die Anzahl der sich im Betrieb befindlichen Windräder von 1.295 Stück auf nunmehr 1.307 Stück steigern und die installierte Leistung um immerhin 195 MW erhöhen.
2021 war wie 2020 ein "Umbaujahr": Viele kleinere Windräder wurden durch deutlich leistungsstärkere Anlagen ersetzt (oft reicht für 8 alte Windräder ein Windrad der neueren Generation), daher blieb der Zuwachs bezüglich Stückzahl eher beschaulich. 2021 lief bezüglich Zuwachs aber schon besser als 2020 - da reduzierte sich nämlich sowohl die Anzahl der Windkraftwerke als auch die Gesamtleistung (-41 MW).
2022 sollte aber ein deutlich besseres Jahr werden: Viele der Ende 2019 genehmigten Anlagen mit "Repowering" (kleinere Anlagen werden durch moderne Anlagen ersetzt) sind aktuell im Bau und so soll es lt. IG Windkraft 2022 immerhin 106 Inbetriebnahmen geben und die Leistung der österreichischen Windkraftwerke soll sich somit 2022 um immerhin 427 MW erhöhen. Einen ähnlich hohen Zubau hat es zuletzt 2014 gegeben, als diesbezügliche 407 MW erreicht wurden.
Nachdem neue Windkraftwerke zuerst einmal viele behördlichen und technische Hürden nehmen müssen (und oft auch lokale Hürden wie Bürgerbeteilungen) und dann auch nicht in wenigen Tagen gebaut sind (bei der Photovoltaik geht der Bau natürlich schneller), dauert es schon einmal 1-3 Jahre, bis ein genehmigtes (und gefördertes) Windrad auch Strom liefert. Der geplante Zuwachs für 2022 resultiert noch aus dem Förderungs-Warteschlangenabbau aus Ende 2019.
Und was kam dann? Noch genau nix - politischer Leerlauf: Nur Absichtserklärungen via EAG (Erneuerbaren Ausbau Gesetz), welches noch immer nicht im Detail vorliegt und von der Kleinwasserkraft über die Biomasse bis hin zu Photovoltaik und Wind die Erneuerbaren-Branchen warten lässt...
Mit einem geplanten Zuwachs von 427 MW im Jahr 2022 liegt man zwar fast am bis 2030 geplanten Zuwachs (durch die Windkraft) von jährlich rund 500 MW - schon 2023 oder 2024 sind diese Ziele aber schon wieder weit entfernt. So man nicht rasch und endlich das EAG konkretisiert und für Betreiber von Windkraftanlagen Investitionen lohnend sind, sieht es wohl auch schon für 2025 traurig aus...
In Österreich sorgt die Windkraft immerhin schon für rund 10-12% der jährlichen Stromerzeugung - im Vergleich zu Deutschland gibt es hier aber noch deutlichen Aufholbedarf. Mit dem Atomausstieg Deutschlands wurde dort viele Jahre die Windkraft massiv angekurbelt - 2020 entfielen stolze 27,4% der Gesamtstromproduktion in Deutschland auf Windkraft (On- und Offshore). 2021 (schwaches Windjahr auch in Germany) waren es lt. ISE Fraunhofer auch nette 23,1%, welche viel Kohle- und Gasverstromung verhindern konnten und den Atomausstieg (Ende 2022 vollzogen) erleichtern.
Auf den in Österreich sehr hohen Anteil der Wasserkraft hat man sich hierzulande politisch lange ausgeruht - dass wir aber seit 2 Jahrzehnten vom einstigen Stromexporteur zum Stromimporteur geworden sind, wurde lange Zeit ignoriert. Dass der Stromverbrauch aber weiterhin steigt (und noch steigen wird) und dass man sich als Stromimporteur in Abhängigkeiten begibt (als würden Gas- und Ölimporte nicht reichen), wurde von kurzsichtigen Politikern übersehen. Abgesehen davon befinden sich in unseren Stromimporten auch jede Menge Kohle- und Atomstromanteil (aus Deutschland, Tschechien).
Dieser Tage kriegen wir die Rechnung präsentiert: Die Preise für Fossile sind massiv gestiegen und gerade in der kalten Jahreszeit wird in Österreich besonders viel Gas zur Stromerzeugung benötigt. Darüber hinaus sind die heimischen Gaslager derzeit so schlecht gefüllt (aktueller Stand: 33%) wie schon lange nicht mehr und man muss sogar hoffen, dass der Restwinter nicht allzu kalt wird...
Traditionell ist Österreich im Winter eher Stromimporteur (geringere Wasserführung in den Flüssen bzw. Speicherseen) - und gerade im Winter weht der Wind besonders gerne stark: So beträgt die Windstromleistung aktuell rund 2100 bis 2600 MW, was immerhin rund 1/4 der Last entspricht. Da hilft der Wind schon gewaltig, die Importe gering zu halten und die Gaskraftwerke nicht auf Anschlag laufen zu lassen.
Weht der Wind in Deutschland und Österreich und sorgt damit für ausreichend Stromproduktion, so wirkt sich dies auch sehr positiv auf die Börsenpreise für Strom aus - diese sind dann deutlich niedriger. Kann man laufend beobachten und ist auch auf den Seiten der IG Windkraft aktuell sehr gut nachzulesen.
Ergo: Das EAG sollte seitens Regierung endlich konkretisiert werden, sodass Stromerzeuger aller Branchen endlich Planungssicherheit erhalten. Rechnerische 100% Stromerzeugung aus Österreich sollten ob unseres Privilegienstatus (=schon sehr viel vorhandene Wasserkraft) eigentlich nur ein Etappenziel sein - trödelt man aber politisch weiter, wirds a la longue teuer!
Windstrom oder Photovoltaik helfen nämlich in den nächsten Jahren mit Sicherheit, den Strompreis in Grenzen zu halten (bzw. diesen wieder zu normalisieren) - und ist schon jetzt deutlich günstiger als die Stromerzeugung mit Fossilen oder mit Atomstrom.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - Jänner 2022