Auch bei Versicherungen ist derzeit eine ziemliche "Kalt-Warm-Kalt-Situation" zu beobachten: War das erste Corona-Jahr 2020 noch eher bescheiden, so lief 2021 schon wieder fast normal, 2022 ist hingegen ob des Ukraine-Kriegs derzeit ein großes Fragezeichen.
Die heute seitens Vienna Insurance Group (VIG) präsentierten Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 sehen jedenfalls ziemlich fein aus:
Das Prämienvolumen lag bei tollen 11,003 Milliarden Euro und stieg somit im Vergleich zu 2020 um 574 Mio. Euro bzw. 5,5% an.
Nachdem die Versicherungsleistungen mit 7,14 Milliarden nur um 1,6% anstiegen und das Combined Ratio mit 94,2% deutlich unter Plan lag (je niedriger, desto besser!), resultierte ein netter Vorsteuergewinn von 511,3%, was einer Steigerung von 47,8% gegenüber 2020 bedeutet.
Noch feiner die Entwicklung bei Nettoergebnis (Gewinn): Dieser zog von 231,5 Mio. Euro auf 375,7 Mio. Euro an und war damit sogar höher als 2019.
Zuwächse gab es in nahezu allen Segmenten, insbesondere das wichtige Tschechien (+7,7%) und Polen (+7%) liefen sehr gut, im erweiterten CEE-Raum (u.a. mit dem Baltikum, Kroatien, Rumänien, Ungarn) legte man gar 9,3% zu. In Österreich stagniert hingegen das Geschäft - gerade einmal +0,4% wurden hier erfasst. 61,8% des Prämienvolumens werden mittlerweile außerhalb Österreichs erzielt.
Das birgt natürlich auch Länderrisken in sich - so ist die VIG auch in der Ukraine vertreten. Das macht es momentan auch besonders schwer, Ausblicke für 2022 zu geben - auch schon deswegen, da sich ein derartig negatives Ereignis auch auf die weltweiten Kapitalmärkte sehr negativ auswirkt und Versicherungen hier natürlich auch veranlagt sind. Wiewohl Kriegsschäden nicht versicherbar sind, muss man da und dort mit Sicherheit 2022 kräftig abwerten.
Für 2021 zahlt man jedenfalls fette 1,25 Euro Dividende aus (2020 waren es noch 0,75 Euro, 2019 1,15 Euro) - was einer Dividendenrendite von fast 6 Prozent entspricht. Es ist aber derzeit anzunehmen, dass 2022 kein derart gutes Jahr wird...
Der Ukraine-Russland-Wahn ist natürlich auch an der VIG-Aktie nicht spurlos vorübergegangen: Von fast 27 Euro ging es zuletzt auf 20,65 Euro runter. Heute herrscht an der Börse ausnahmsweise einmal positive Stimmung (das kann sich natürlich stündlich ändern) und die VIG liegt am Vormittag bei rund 21,50 Euro.
In normalen Zeiten eine sehr günstige Bewertung und ein klarer Kauf - dauert der Krieg in der Ukraine aber noch länger (was leider zu befürchten ist), ist auch das aktuelle Niveau noch teuer...
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - März 2022