Wie abhängig Österreich von fossilen Energien aus Halb- und Volldiktaturen ist, wird dieser Tage auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst. Die Blockierer einer wirklichen Energiewende (die den Namen auch verdient) a la Wirtschaftskammer und auch Arbeiterkammer (haben bei allen Ökostromförderungen geraunzt) merken wohl jetzt deutlich, dass es falsch war, zu lange auf Fossile zu setzen. Die Rechnung kriegen wir heuer (und wohl auch noch die nächsten Jahre) präsentiert und diese fällt gewaltig hoch/teuer aus!
Gefühlt schon eine Ewigkeit zimmert die heimische Politik an den genauen Details des längst beschlossenen EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz) herum - und die aktuell sehr hohen Energiepreise führen dieser Tage eher zu Diskussionen über milliardenschwere Hilfspakete für Private und Industrie.
Derartige Hilfen sind zwar ob vieler Extremfälle wirklich notwendig (wenn z.B. 3.000 Liter Heizöl an Spitzentagen 6.000 Euro kosteten - für Mindestpensionisten sicher heftig...), man agiert aber hier wieder einmal kräftig mit der Förder-Gießkanne (z.B. die 150 Euro Stromkostenzuschuss) und bekämpft nicht das Problem bzw. dessen Ursache.
Populistisch verteilt man Geld an viele bzw. alle (anstatt sich auf Härtefälle zu konzentrieren), fliegt in die Emirate und schleimt bei den Scheichs herum (natürlich ohne zählbare Erfolge) und lässt die seit Jahrzehnten fälligen Hausaufgaben weiterhin liegen. Die ÖVP ist hier sicher der Bremser.
Tatsache ist natürlich: Wir werden leider auch die nächsten 2-3 Jahrzehnte Gas aus Russland (bzw. Öl aus diversen demokratiefeindlichen Herkunftsländern) benötigen - zu sehr hat man sich in den letzten Jahrzehnten auf Fossile verlassen und Erneuerbare nur halbherzig gefördert.
Ja, Gas war bis 2021 auch wirklich eine sehr günstige Heizform und gerade für die Industrie war das billige Pipelinegas aus Russland eine sorgenfreie Lösung - nun muss man aber schmerzlich feststellen, in welche Abhängigkeit man sich da reinmanövriert hat.
Und unsere Energiebilanz wird Jahr für Jahr negativer, das Außenhandelsdefizit ist schon 2021 massiv angeschwollen und gerade im Winter entsteht ein gewaltiges Energiedefizit, welches nur durch teure Importe geschlossen werden kann.
Russisches Gas wird und muss wohl weiter nach Österreich fließen - nicht nur für Industrie und Raumwärme, auch in der Stromerzeugung ist Gas in Österreich derzeit kaum zu ersetzen. Zum Glück wissen die Russen sehr wohl um die Bedeutung der "Lebensader Gasverkauf" - so rasch können Putin & Co. neue Pipelines nach Asien nämlich gar nicht bauen bevor in Russland eine Hungersnot ausbricht...
Leider finanzieren wir aber dadurch weiterhin ein Verbrecherregime, welches (solange Putin & seine Haberer an der Macht bleiben) sich wohl die nächsten Jahre bzw. Jahrzehnte in einen neuen kalten Krieg mit dem demokratischen Westen befinden wird und Freunde maximal in asiatischen Halb- und Volldiktaturen finden wird.
Womit wir leider schon bei der nächsten Problematik bzw. Abhängigkeit sind: China.
Die wirtschaftlichen Verlockungen haben auch uns Europäer schon sehr lange wegsehen lassen, welch Autokratiemonster wir da wirtschaftlich unterstützen.
Vom Billigproduktland hat sich China schon längst zum Industriegiganten gewandelt, welcher nun in Sachen Russland-Sanktionen seine demokratische Gesinnung deutlich zeigt: Nämlich gar nicht. Kein Wunder: So haben sich Putin und Xi Jingping anlässlich der Olympischen Spiele auf ein fettes Energiepaket geeinigt - und Putin hat wohl mit der Attacke auf die Ukraine extra zugewartet, bis China seine olympische Werbeveranstaltugn beendet hat...
Die demokratische Welt sollte China sehr rasch daran erinnern, wie unbedeutend die Wirtschaft Russlands eigentlich ist (abgesehen von einigen Rohstoffen bzw. Öl und Gas) - und auch die heimischen Unternehmen (bzw. letztendlich auch wir Konsumenten) sollten ein Engagement in China mehrfach überlegen bzw. chinesische Waren zukünftig meiden.
Hier entsteht nämlich schon lange die nächste Erpressbarkeit. Europa sollte sich eher um die Hausaufgaben (Balkan!) kümmern bzw. auch stärker in Afrika Engagement zeigen (und nicht die dortige Landwirtschaft unter Druck bringen): Dort gibt es genug günstige Arbeitskräfte, die dann auch nicht nach Europa strömen müssen, so es im Land Arbeitsplätze und Frieden gibt...
Die Transformation des europäischen bzw. österreichischen Energiesystems hin zu Erneuerbaren ist ein Jahrzehnteprojekt. Derzeit konzentriert sich hier fast alles auf neue Gasquellen - im Bewusstsein, dass es noch lange nicht möglich sein wird, auf russisches Gas komplett zu verzichten. Wäre Russland nicht zum Verbrecherstaat mutiert, könnte man ja ohne große Bedenken das günstige Pipelinegas den teuren LNG-Gasimporten (mit ölfressenden Riesenschiffen aus weiter Ferne) vorziehen und Gas wäre als geringeres Übel (als Öl oder Kohle) durchaus noch lange brauchbar, die Schwächen (=dauerhafte Verfügbarkeit, Speichermöglichkeit) der Erneuerbaren zu kompensieren.
Nun gilt es einerseits seitens Unternehmen und Privaten den Verbrauch von Öl und Gas massiv und rasch zu reduzieren - bzw. schon sehr bald aus diesen Fossilen auszusteigen. So schwer und teuer das auch ist - hohe Erpressbarkeit ist das Thema...
Dies wird leider nur in kleinen Prozentschritten gelingen - tatsächlich ist aber jede Fotovoltaikanlage, jedes Windkraftwerk, jedes neue oder sanierte Wasserkraftwerk, jedes Pumpspeicherkraftwerk, jede Geothermieanlage (noch viel Potenzial!), jede Biomasseanlage und auch jeder Umstieg von Gas auf Fernwärme ein Schritt in die richtige Richtung.
Ganz ohne Fossile geht es leider noch sehr lange nicht - den Preis für politische Kurzsichtigkeit gilt es dieser Tage und wohl auch in den nächsten Jahren zu zahlen.
Da die Weltwirtschaft im 3. Jahr mit Corona nun wieder deutlich anzieht (=hoher Energie- und Rohstoffbedarf) ist wohl auch 2022 mit hohen Preisen an der Tankstelle, beim Heizölkauf bzw. auf der Gas- und Stromrechnung zu rechnen.
Während Benzin und Diesel bzw. Heizöl in den ersten Kriegstagen wohl schon das "Panikpotenzial" einigermaßen ausgeschöpft haben, ist die Wahrheit bei Strom und Gas für Privatkunden noch nicht angekommen: Hier sind die derzeit extrem hohen Einkaufspreise für die Stromanbieter anno 2022 nämlich noch gar nicht berücksichtigt - es drohen heuer noch weitere deutliche Erhöhungen.
Anbieterwechsel ist derzeit leider auch kein Thema: Ob der hohen Großhandelspreise für Strom und Gas sollte man eher beim Landesversorger bleiben - die Diskontpreisanbieter haben nämlich in der Regel keine eigene Stromproduktion und ziehen sich teilweise auch schon aus dem Markt zurück.
2022 wird in Sachen Energie extrem teuer - man kann nur hoffen, dass der Wahnsinn in der Ukraine bald gestoppt wird. Ohne einen Putin-Abgang (der leider nicht sehr wahrscheinlich ist) dauert die (primär europäische) Energiekrise aber wohl noch lange an - so zu tun, als wäre nichts gewesen ist nämlich sicher nicht mehr möglich.
Was man selbst machen kann: Schlichtweg weniger Energie (Heizung, Strom, Auto, Flugreisen etc.) verbrauchen, wo möglich Fossilheizungen auszubauen und Photovoltaikanlagen installieren. Kleine Schritte, die wir aber endlich gehen müssen.
Und weil die Geldmarie derzeit oft gefragt wird: Nein, das Elektroauto ist für die meisten derzeit noch keine sinnvolle Anschaffung (ich warte da auch noch ein paar Jahre) und die leeren Öltanks würde ich eher erst im Sommer befüllen. Der Einkauf von Heizöl ist aber eher ein "Glücksspiel" - wirklich empfehlenswert ist hier eigentlich nur ein Wechsel des Heizsystems.
Ad hoc-Meldung - März 2022