Quartal für Quartal vergleicht die Geldmarie die Preise von Stromanbietern in Österreich - und noch nie sind die Strompreise so extrem angezogen wie in den letzten Monaten. Schon im Herbst 2021 ging es massiv nach oben, mit dem Überfall auf die Ukraine seitens Russland hat nun die Panik an den Märkten (hoffentlich) den Höhenpunkt erreicht: Im Jahresvergleich hat sich der ÖSPI (der Österreichische Strompreisindex) verdreifacht!
Die Vertragsklauseln der heimischen Stromanbieter beziehen sich (mit unterschiedlichem Anpassungsdatum) auf den ÖSPI. Grob gesagt: Steigt dieser, dürfen die Stromanbieter zum nächsten (vertraglich vereinbarten) Anpassungstermin die Preise anheben, sinkt dieser, müssen sie den Preis senken.
Der Strompreisindex hat gerade in Österreich (mit seiner hohen Gasabhängigkeit - auch in der Stromproduktion) im letzten Jahr massiv zugelegt und erreicht nun für Mai 2022 mit 279,52 Indexpunkten einen neuen Rekordstand. Nur im Vergleich zum April 2022 ist dieser um 19,6% gestiegen, vergleicht man mit Mai 2021 (91,52 Indexpunkte), liegt gar eine Steigerung um 205,4% bzw. eine Verdreifachung (!!!) vor.
Da ist es nicht verwunderlich, dass einige (private) Stromanbieter schon das Handtuch geworfen haben bzw. werfen mussten - wer nicht selbst einen deutlichen Anteil seiner verkauften Strommenge selbst produziert und sich auch nicht mittel- bzw. langfristig mit Finanzinstrumenten gegen stark steigende Strompreise abgesichert hat, hat rasch Probleme bekommen. Halten die Verwerfungen am Energiemarkt noch länger an (= kehrt in der Ukraine nicht bald einigermaßen Ruhe ein), werden wohl noch einige Privatanbieter von Strom den Marktauftritt beenden müssen.
Vergleicht man aktuell die Strompreise im Rechner der E-Control, zeigt sich ein klares Bild: Überall haben die Landes- bzw. Stadtversorger derzeit die Nase vorne - selbst wenn diese die Preise z.B. am 1.1.2022 schon einmal massiv erhöht haben (wie z.B. in Wien, NÖ und dem Burgenland).
Auch wenn sich beim aktuellen Strompreisvergleich derzeit für Bestandskunden sogar Preissenkungen zeigen - dies sind nur die mit Anfang 2022 wegfallenden Steuern des 2022 ausgesetzten Erneuerbaren-Förderbetrages.
In den meisten Bundesländern wurden bei den Landes- und Stadtversorgern die Preisanpassungen lt. Bedingungen noch gar nicht schlagend - stehen aber überall ante portas.
In Wien, NÖ und im Burgenland hat die Energie Allianz per 1.1.2022 schon mit dem Indexwert von Dezember 2021 (148,67) erhöht - diese Erhöhung ist aber angesichts des ÖSPI von Mai 2022 (279,52 Indexpunkte) ja fast eine freundschaftliche Erhöhung. Entspannen sich die Strompreise in Europa nicht über den Sommer 2022, wird es dann im Osten per 1.1.2023 (jährliche Anpassung) erst so richtig unangenehm.
Das gilt insbesondere auch für die nächsten Erhöhungen in den Bundesländern für 2022: Die in den nächsten Monaten fälligen Preiserhöhungen werden wohl fast die Bezeichnung "schockierend" verdienen...
Beim aktuellen Strompreisvergleich in Österreich sind in allen Bundesländern die Landes- bzw. Stadtversorger vorne. Kein Wunder - die haben einerseits selbst eine mehr oder minder funktionierende Stromproduktion, andererseits darf man annehmen, dass es dort auch langfristige Stromlieferverträge bzw. Absicherungsgeschäfte gibt.
So mancher Landesversorger wird sogar von den hohen Strompreisen profitieren - insbesondere Versorger mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Photovoltaik) dürfen sich über hohe Verkaufspreise durchaus freuen und Teile der nicht benötigten Energie derzeit sauteuer verkaufen.
Wir Privatkunden sind aber derzeit nur bei den jeweiligen Landesversorgern gut aufgehoben - für 2022 darf man hier wohl auch kaum mit Änderungen und einem Comeback der Privaten rechnen. Beruhigen sich Putin & Co., könnte der Strompreisvergleich wohl frühestens ab 2023 wieder interessant werden.
Auch der Vergleich der billigsten Ökostrom-Anbieter ist derzeit leider eher ernüchternd: Sämtliche Anbieter sind für Neukunden ziemlich teuer geworden, Neukunden sind derzeit da und dort nicht wirklich erwünscht.
2 mögliche Rezepte gegen eine hohe Stromrechnung: Weniger Strom verbrauchen und sich vielleicht auf dem gerade startenden Markt der Energiegemeinschaften umsehen. Diese könnten (schon ob der hohen Strompreise) gerade für private Stromkunden bzw. private Stromproduzenten schon bald durchaus interessant werden!
Den aktuellen Vergleich der Strompreise in den Landeshauptstädten Österreichs gibt es hier zu finden: Strompreisvergleich Österreich.
Und hier gibt es noch die Bestbieter bei Ökostrom nachzulesen: Preisvergleich Ökostrom
Geldmarie-Linktipps:
Ad hoc-Meldung - April 2022