Extrem hohe Gaspreise in Verbindung mit extrem niedrigen Lagerständen in den heimischen Gaslagerstätten sowie ein jederzeit möglicher Gasimportstop seitens 80%-Gaslieferland Russland (also nahezu Gasmonopolist in Österreich) - das ist die aktuelle (und traurige) Lage am heimischen Gasmarkt in aller Kürze.
Es war seitens der Gaslagerstättenbetreiber schon ziemlich fahrlässig, im Vorjahr so wenig Gas einzulagern (die Geldmarie hat da schon sehr früh berichtet) - nun wird es also wirklich teuer. Und zwar derzeit einmal primär für die Verbraucher (Private, Industrie, Unternehmen, Stromproduzenten), die die hohen Energiepreise schon jetzt spüren. Und oft nicht einmal wissen (das gilt primär für die Haushalte), dass das noch lange nicht die ganze Wahrheit ist...
Alle 6 Monate sieht sich die Geldmarie die günstigsten Tarife für Gaskunden an. Waren in den letzten Jahren hier viele private Anbieter oft deutlich günstiger als die lokalen Versorger, so hat sich dies seit einigen Monaten deutlich geändert: Viele private Anbieter sind vom Markt verschwunden bzw. nehmen keine neue Kunden mehr an - und wenn, dann nur zu absolut unattraktiven Konditionen. Zu Preisen, die oft doppelt so hoch sind wie die Tarife vom Landes- oder Stadtversorger.
In allen Bundesländern sind nun beim Gaspreisvergleich die Landesversorger deutlich vorne (sowohl bei der E-Congtrol als auch bei Durchblicker) - die verbleibenden Angebote der Konkurrenz sind völlig unattraktiv.
Das resultiert primär aus den massiv gestiegenen Preisen am Gasmarkt: Wer kein Gas eingelagert hat bzw. keines einlagern kann und sich das immer zu den laufenden Preisen auf den Gasmärkten eindecken muss, ist derzeit stark pleitegefährdet. Insbesondere, wenn sich diese Unternehmen den Gaspreis nicht via Terminkontrakten mittel- bzw. langfristig abgesichert haben.
Demnach ist derzeit ein Anbieterwechsel keinesfalls zu empfehlen - und das wird sich wohl zumindest bis in den Herbst ziehen. Wiewohl: Genaueres weiß man nicht - denn wer kann schon ins Hirn des Herrn Putin reinsehen...
Fakt ist, dass der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) im April 2021 noch bei bescheidenen 83,30 Punkten lag, im April 2022 ist dieser auf (nahezu unpackbare) 471,17 Punkte angeschwollen. Da der ÖGPI auch sehr gerne in den Geschäftsbedingungen der Energielieferanten für Preisanpassungen herangezogen wird, kann man davon ausgehen, dass wohl ALLE heimischen Landes- und Stadtversorger hier im Laufe des Jahres 2022 (bzw. auch 2023) noch einige grausliche Preisanhebungen vornehmen werden (müssen).
Schon im Vergleich (siehe Link unten) der letzten Monate zeigt das Ausmaß der letzten Preiserhöhungen (die noch relativ harmlos waren) deutlich: Kosteten 14.000 kWh Gas im November 2021 bei den billigsten Anbietern noch 700 bis 800 Euro, so sind derzeit rund 1.100 bis 1.300 Euro zu zahlen.
Die Gaspreise werden dann zwar nicht um das 5-fache ansteigen (Steuern und Abgaben bzw. Netzgebühren steigen nicht alle mit dem ÖGPI) - insbesondere Heizen mit Gas wird aber im Winter 2022/2023 wohl besonders unlustig.
So überhaupt ausreichend Gas eingelagert werden kann - wenn der Putin nämlich den Gashahn einseitig zudreht, wird sich das in Österreich besonders negativ auf die Wirtschaft bzw. die Raumwärme auswirken...
Den Gasanbieter sollte man demnach derzeit wohl nicht wechseln - wohl aber vielleicht (so überhaupt mögich - Mieter haben da oft keine Wahl...) schon bald das Heizsystem. Die Gasheizung war in den letzten Jahren zwar sehr wohl immer ein sehr einfaches, verlässliches und auch sehr günstiges Heizsystem - derzeit ist es aber eine mittlere Katastrophe, wenn man von Gas abhängig ist.
Die Geldmarie eigentlich Gas noch vor ein paar Monaten als notwendiges und geringeres Übergangs-Übel in Richtung Energiewende eingeschätzt (besser jedenfalls als Kohleverstromung) - beruhigt sich die politische Situation aber nicht schon bald, könnte das billige Pipelinegas aus Russland in Europa schon in den nächsten Jahren ein absolutes Auslaufmodell werden. Und auch wenn der mühsame Umstieg auf LNG-Gas gelingen sollte - dieses wird dann sicher nicht mehr so billig, wie Pipelinegas es jahrzehntelang war.
So Ihnen ein Heizsystem-Wechsel möglich ist, gilt es aber zu bedenken: Liefert Russland weiter Gas nach Österreich und beenden die Russen zumindest die Kampfhandlungen in der Ukraine (mit einem Totalabzug aus der Ostukraine und der Krim rechnet wohl niemand) bzw. folgt nach dem derzeitigen Weltwirtschaftsaufschwung eine Flaute oder gar eine Depression, so wird auch Gas wieder deutlich billiger. Vielleicht also jetzt nicht panikartig reagieren und noch ein wenig mit Entscheidungen zuwarten...
Was Sie jetzt (und im nächsten Winter) schon machen können: Die Heizung ein wenig zurückdrehen - 1,5 Grad weniger Raumtemperatur sparen rund 10% Energie.
Was die Regierung nun endlich machen sollte: Konkrete Pläne entwickeln und kommunizieren, wie und wann man die Gas-Abhängigkeit von Russland beenden möchte und was passiert, wenn die Gazprom uns den Hahn zudreht. Realistischerweise wird das nicht von heute auf morgen gehen - aber man sollte sich dabei keinesfalls so lange Zeit lassen, wie beim EAG (Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz), bei welchem erst aktuell die ersten genauen Maßnahmen und Summen präsentiert wurden. Endlich.
Die entsprechenden Fakten, die historische Entwicklung und weitere derzeit empfehlenswerte Alternativen finden Sie unter: Gaspreisvergleich - oder Sie sehen einfach gleich bei Durchblicker (Linktipp unten!) nach, was Sie sich ersparen können...
Und unter: Strompreise vergleichen finden Sie 1x im Quartal die günstigsten Strompreise in allen Bundesländern Österreichs.
Geldmarie-Linktipp:
Ad hoc-Meldung - April 2022