Dieser Tage ist es wohl ungewöhnlich still in den Hallen der heimischen Neuwagenhändler - auch 2022 wird für die KFZ-Neuwagenverkäufer wohl ein sehr trauriges Jahr. Schon 2020 und 2021 brachen die Neuwagenverkäufe massiv ein und 2022 wird -nach den jüngsten Zahlen der Statistik Austria zu urteilen- sogar noch schwächer als die ohnehin schon katastrophalen Vorjahre.
Gleich mehrere negative Einflussfaktoren hemmen den Neuwagenverkauf 2022 gewaltig: Einerseits gibt es nach wie vor lange Wartezeiten auf Neuwägen ob Lieferengpässen, andererseits sind auch die potenziellen Käufer ob des Ukraine-Kriegs und der damit zusammenhängenden Inflation (getrieben durch extrem hohe Spritpreise) sehr vorsichtig. Da fährt man wohl lieber noch eine Weile mit dem alten PKW.
Ernüchternd jedenfalls die Zahlen nach den ersten 4 Monaten 2022: 68.739 verkaufte neue PKW sind ein Minus von 19,9% gegenüber dem ohnehin schon sehr schwachen Vorjahr (239.803 im Jahr 2021 verkaufte PKW waren ein Minusrekord in den letzten Jahrzehnten). Im April 2022 betrug das Minus bei den PKW gar satte 26,6%!
Einzig Motorräder liefen 2022 bisweilen gut: 11.641 Stück sind ein Plus von 10,2% gegenüber 2021 - vielleicht spielt ja hier auch das Parkpickerl in Wien eine Rolle...
Schwach hingegen Mofas (-19,2%), sehr schwach die in den Vorjahren noch boomenden LKW der Klasse N1 (-55,4%!!!), schwach auch Zugmaschinen (Traktoren) mit -8,3% und weiterhin sehr gefragt sind Wohnmobile, die einen Zuwachs von 29,2% verzeichnen konnten.
Auf alle Kraftfahrzeugarten bezogen bleibt jedenfalls ein fettes Minus: 99.728 in den ersten 4 Monaten 2022 verkaufte Neu-KFZ sind ein Minus von 21,1%.
Nach längerer Zeit scheint nun auch der Boom bei den Elektroautos vorbei bzw. zumindest pausierend: Im April ging die Anzahl der Neuzulassungen erstmals seit längerer Zeit wieder (deutlich) zurück - in Summe sind 9.015 in den ersten 4 Monaten 2022 verkaufte Neu-Elektro-PKW sogar schon ein kleines Minus von 0,1%.
Die "Fossilen" hat es aber noch deutlicher erwischt: Benzin-PKW reduzierten sich im Jahresvergleich um 24,1% (27.051 Stück), der Diesel (derzeit um rund 10 Cent an den Tankstellen teurer als Benzin!) brach um 31,9% auf 15.222 Fahrzeuge ein und auch die zuletzt boomenden Hybridfahrzeuge verkauften sich um 7% weniger (17.405 Stück) als in den ersten 4 Monaten des Vorjahres.
In der Markenwertung ist wieder VW vor Skoda und BMW, bei den Typen führt der VW Polo vor dem Skoda Fabia und dem Toyoty Yaris.
Bei den Elektroautos führt Tesla vor BMW, Audi und Cupra.
Da die Lieferkettenprobleme 2022 wohl auch noch nicht enden, Autofahren massiv teurer wurde und die Vorsicht der Autokäufer ebenso nicht sehr rasch weichen wird, muss 2022 wohl mit weiteren starken Einbrüchen gerechnet werden.
Der "Elektro-Boom" dürfte wohl nun auch deutlich abflauen - der günstige Einkauf als Firmenfahrzeug dürfte schön langsam seinen Höhepunkt erreicht haben und für den reinen Privatbereich ist Elektromobilität schlichtweg noch zu teuer bzw. mit Reichweitenskepsis behaftet. Wird wohl noch einige Jahre dauern, bis hier ein wirklicher Durchbruch in Sicht ist und der Elektroantrieb zum Standard wird.
Ad hoc-Meldung - Mai 2022